U-Ausschuss zur Berateraffäre Eine Frau ohne Erinnerungen

Bei ihrer Vernehmung zur Berateraffäre im Verteidigungsministerium weist Katrin Suder alle Vorwürfe gegen sie zurück. Dabei zeigen sich bei der Ex-Staatssekretärin erstaunliche Erinnerungslücken.
Ex-Staatssekretärin Suder: "Hilfe von außen war essenziell"

Ex-Staatssekretärin Suder: "Hilfe von außen war essenziell"

Foto: Kay Nietfeld/ dpa

Wie locker Katrin Suder den Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Berateraffäre nimmt, zeigt sie recht deutlich. Betont lässig schlurft die Ex-Rüstungsstaatssekretärin am Donnerstagmorgen in den großen Sitzungssaal mit Blick auf die Spree. Für ihre Vernehmung hat die 48-Jährige nur eine dünne rote Mappe im Rucksack und ihren Berliner Rechtsanwalt mitgebracht.

Der Auftritt, gut ein Jahr nach dem Start des Untersuchungsausschusses, wurde mit Spannung erwartet. Suder, von der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen 2014 bei McKinsey abgeworben, gilt als Schlüsselfigur der Affäre um die regelwidrige Vergabe von millionenschweren Beraterverträgen im Verteidigungsressort. Denn Suder, die für von der Leyen als Staatssekretärin das Ressort reformieren sollte, setzte dafür auf externe Berater mit enormen Tagessätzen.

Während der vergangenen Monate haben die Abgeordneten von Zeugen einiges über Suder gehört. Zeugen berichteten, die Topbeamtin habe für große Reformprojekte bestimmte Berater ins Spiel gebracht, die sie aus ihrer McKinsey-Zeit bestens kannte. Im Fall eines Freundes, der für seine Moderation bei Events Hunderttausende Euro kassierte, wurde das Vertrauensverhältnis sogar als Auswahlgrund in den Akten festgehalten.

Die Sitzung wird für die Abgeordneten schnell frustrierend

Von alldem will die Zeugin Suder vor dem Ausschuss nichts wissen. In einem längeren Eingangsstatement stellt sie nüchtern fest, dass das Ministerium und vor allem der Rüstungseinkauf bei ihrem Amtsantritt so hoffnungslos verkrustet gewesen seien, dass ein Umsteuern ohne externen Sachverstand schlicht nicht möglich gewesen sei. "Hilfe von außen war essenziell", sagt Suder. Ein Kulturwandel sei nur durch frischen Wind von außen möglich gewesen.

Auf die Vorwürfe gegen sie geht Suder, die heute gemeinsam mit ihrer Frau, der früheren HSV-Managerin Katja Kraus, in Hamburg eine kleine Beratungsfirma gegründet hat, in ihrem Statement nicht lange ein. Sie konstatiert lediglich, sie habe sich während ihrer vier Jahre in die Auswahl von bestimmten Beratern oder Unternehmen wie Accenture oder eben McKinsey in keinem Fall involviert, dafür sei das Ministerium verantwortlich.

Auch ihre alten Bekanntschaften aus der McKinsey-Zeit haben aus Suders Sicht keinerlei Rolle bei der Vergabe von Großaufträgen gespielt. Zwar räumt sie im Ausschuss ein, mehrere Berater, die große Aufträge im Ministerium an Land zogen, gut zu kennen. Mit einigen sei sie sogar privat befreundet. Ein Problem sieht Suder nicht. "Ich habe das Private und Berufliche stets getrennt, das mache ich bis heute", sagt sie.

Spätestens nach dem vorbereiteten Statement wird die Sitzung für die Abgeordneten dann einigermaßen frustrierend. Egal, nach welchem der diversen merkwürdigen Vorgänge sie fragen, bekommen sie von Suder fast immer eine von zwei Antworten: Entweder entschuldigt sie sich umgehend, dass sie keine Erinnerung mehr hat. Oder sie beteuert wortreich, sie habe ein Projekt zwar angestoßen. Von der Vergabe an einzelne Berater aber habe sie nichts gewusst.

"Auffällig ist, dass Frau Suder sich nur an Details erinnert, die sie nicht belasten"

Auch auf konkrete Vorhalte reagiert die Zeugin mit vorbereiteten Stanzen. So wird sie, es ist bereits Mittag, nach der Aussage eines Generals vor dem Ausschuss gefragt. Der hatte erklärt, die Firma Accenture habe immer einen ganz besonderen Zugang ins Ministerium gehabt, da einer ihrer Berater nicht nur zu Suder enge private Kontakte pflegte. Suder zuckt nur mit den Achseln. "Ich habe das so nicht wahrgenommen", sagt sie.

Nach den ersten Stunden der Vernehmung macht sich unter den Abgeordneten Frust breit. Der grüne Verteidigungspolitiker Tobias Lindner sagt, die Erinnerungslücken Suders seien beeindruckend. Die SPD wird da schon schärfer. "Auffällig ist, dass Frau Suder sich nur an Details erinnert, die sie nicht belasten", sagt Siemtje Möller von der SPD. Nur die CDU-Vertreter wollen gar nichts zu Suders Auftritt sagen. Der sollte nach einer längeren Unterbrechung noch bis in die Nacht weitergehen.

Spannend könnte es dann in zwei Wochen werden: Dann muss die frühere Verteidigungsministerin von der Leyen vor dem Gremium aussagen.

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