Juso-Chef will in SPD-Vorstand Stegner kritisiert Kühnerts öffentlich gemachte Karriereambitionen
Die Diskussionen über die künftige Parteispitze führten zum Bruch zwischen Ralf Stegner und Kevin Kühnert. Der Juso-Chef kündigte nun an, für den Vorstand kandidieren zu wollen - bei dem SPD-Vize sorgt das für Verärgerung.
Lange Zeit pflegten sie ein enges Bündnis, doch die Debatte über den Parteivorsitz belastete das Verhältnis von SPD-Vize Ralf Stegner und Juso-Chef Kevin Kühnert. Auf SMS von seinem Parteikollegen antwortete Kühnert plötzlich nicht mehr. Kurz vor der Entscheidung über das neue Duo an der Spitze meldet sich nun Stegner öffentlich zu Wort - und kritisiert Kühnert für dessen Karrierepläne.
Kühnert hatte am Dienstag eine Kandidatur auf dem SPD-Parteitag Anfang Dezember für den Vorstand angekündigt. Stegner hält von dem Zeitpunkt der Aussage wenig, wie er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" nun sagte: "Aus Respekt vor dem Mitgliedervotum finde ich die Ankündigung eigener Karriereambitionen bei anderen nicht gut und äußere mich auch selbst erst dann, wenn das Ergebnis des Votums feststeht." Die Stichwahl läuft noch bis 29. November.
Die SPD-Mitglieder entscheiden derzeit per Mitgliederbefragung über den künftigen SPD-Vorsitz. Sie können sich dabei zwischen den Duos Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans oder Olaf Scholz und Klara Geywitz entscheiden. Der Parteitag Anfang Dezember in Berlin entscheidet dann formal über die Vorsitzenden und wählt den Rest der SPD-Führung neu. Kühnert unterstützt Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans.
Parteivize als mögliches Amt
Kühnert hatte der "Süddeutschen Zeitung" auf die Frage gesagt, ob er sich den Posten des stellvertretenden Parteivorsitzenden vorstellen könne: "Das würde ich zumindest nicht ausschließen, dass das passieren könnte. Wir müssen ja jetzt nicht um den heißen Brei herumreden. Na klar."
Er halte es für nicht schlüssig, zwei Jahre lang auch viel Kritik zu üben und Kursänderungen zu fordern, die Verantwortung dafür aber anderen zu überlassen, sagte er dem Blatt. Sein Entschluss zur Kandidatur gelte sowohl, wenn Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans Parteivorsitzende würden, als auch bei einem Sieg von Klara Geywitz und Olaf Scholz.
Im August hatte Kühnert in einem SPIEGEL-Interview erklärt, für den SPD-Parteivorsitz werde er sich nicht bewerben. Zur Begründung sagte er damals, kandidieren solle man "nur mit der klaren Überzeugung, das Amt im Erfolgsfall auch mit aller Konsequenz ausfüllen zu wollen und zu können.
Kühnert und Stegner hatten sich lange eng in Parteifragen abgestimmt, doch im Herbst kam es zum Ende des Bündnisses (mehr dazu lesen Sie hier).
Sie wollen die Sonntagsfrage für den Bund beantworten? Stimmen Sie hier ab:
mho/dpa