"Kinder statt Inder" Rüttgers verteidigt verbalen Ausrutscher

Wie einst Roland Koch hat Jürgen Rüttgers die Ausländerpolitik im Wahlkampf entdeckt. In einem Rundumschlag sagte der CDU-Politiker, es sei "schlichtweg unmoralisch", sogar "ausländerfeindlich", die Computer-Elite aus Indien abzuziehen. Außerdem kündigte er an, im Falle seines Wahlsieges in NRW den muttersprachlichen Unterricht abzuschaffen.

Düsseldorf - Rüttgers bekräftigte am Donnerstag seine umstrittenen Äußerungen zur geplanten Anwerbung ausländischer Computer-Experten. Der von Ministerpräsident Wolfgang Clement erhobene Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit sei "schlichtweg abartig", sagte der CDU-Spitzenkandidat für die NRW-Landtagswahl am Donnerstag in Düsseldorf.

Rüttgers hatte zur Green-Card-Initiative von Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärt: "Statt Inder an die Computer müssen unsere Kinder an die Computer." In der Sprache des deutschen Stammtisches empörte er sich: "Statt sich um die Integration der hier lebenden Ausländer zu kümmern, sollen jetzt noch Hindus hinzukommen".

"Ich bleibe bei den Formulierungen", sagte Rüttgers. Er habe lediglich die Tatsachen beschrieben. Es gehe nicht nur um 30.000 Computer-Fachleute, inklusive ihrer Angehörigen kämen sofort bis zu 150.000 Menschen. Angesichts der nicht gelungenen Integration der Moslems sei dies unverantwortlich.

Außerdem sei es "schlichtweg unmoralisch", aus Ländern der Dritten Welt die Eliten abzuziehen, weil in Deutschland Fachleute fehlten. "Das ist die ausländerfeindliche Politik und nicht umgekehrt", sagte der CDU-Politiker. Der Mangel an IT-Experten sei nicht mit einer neuen Einwanderungswelle zu beheben. Rüttgers warf der Industrie vor, nicht genug für die Ausbildung von Informationstechnikern getan zu haben.

Rüttgers will muttersprachlichen Unterricht streichen

In dem Zusammenhang kündigte er auch an, den muttersprachlichen Unterricht an den Schulen in Nordrhein-Westfalen einstellen zu wollen. Der muttersprachliche Unterricht wird unter anderem in Türkisch, Griechisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Russisch und Serbisch erteilt.

Er umfasst in der Regel drei Stunden pro Woche, ist freiwillig und wird neben dem normalen Unterricht besucht. Gelehrt wird die Muttersprache in Wort und Schrift sowie Kultur- und Landeskunde über die Heimat. Dies sei auch eine Maßnahme zur Integration, weil die Schüler Deutsch als Zweitsprache besser lernten, wenn sie ihre eigene Muttersprache richtig beherrschten, hieß es im Düsseldorfer Kultusministerium. Allein von den 180.000 schulpflichtigen türkischen Kindern machen rund 60 Prozent von dem Angebot Gebrauch.

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