Hilfe für Flüchtlinge Kirchen nehmen immer mehr Asylbewerber auf

In der Flüchtlingsdebatte zeigen sich die Kirchen in Deutschland unnachgiebig. Trotz der scharfen Kritik von Innenminister de Maizière ist die Zahl der Kirchenasyle deutlich gestiegen.
Flüchtling in Deutschland: Das Kirchenasyl steht in der Kritik

Flüchtling in Deutschland: Das Kirchenasyl steht in der Kritik

Foto: Felix Kästle/ dpa

Berlin - Immer mehr Menschen finden in Deutschland Asyl in einer Kirchengemeinde. Wie die Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche laut "Welt" erklärte, gibt es derzeit 226 Kirchenasyle mit mindestens 411 Personen. Im Vergleich zum Vormonat bedeutet dies ein Plus von 13 Prozent. Die Steigerung seit Anfang 2014, als die Arbeitsgemeinschaft lediglich 34 Kirchenasyle zählte, beträgt dem Bericht zufolge sogar mehr als 500 Prozent.

Die Praxis steht in der Kritik, weil es in immer weniger Fällen darum geht, Flüchtlinge vor der Abschiebung in Krisenstaaten außerhalb der Europäischen Union zu bewahren. Kirchenasyle verhindern zunehmend, dass Flüchtlinge in die EU-Staaten zurückgebracht werden, die laut Dublin-Verordnung für das jeweilige Asylverfahren zuständig sind. Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft handelt es sich bei 187 von 226 Kirchenasylen um sogenannte Dublin-Fälle.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium, Ole Schröder (CDU), bekräftigte die Kritik von Minister Thomas de Maizière am Handeln der Kirchen: "Ich finde es grundsätzlich problematisch, wenn Gruppen in einem demokratischen Rechtsstaat meinen, sich über das geltende Recht stellen zu können. Das gilt genauso für Kirchen und andere Religionsgemeinschaften", sagte Schröder der "Welt".

Stegner mahnt zur Zurückhaltung

Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Ralf Stegner verteidigte dagegen die steigenden Zahl von Kirchenasyl-Fällen: "Die Kirchen gehen verantwortungsvoll mit dem Kirchenasyl um", sagte Stegner der "Welt". Man wisse auch, dass das Handeln der Kirchen meistens zu einem guten Ergebnis führe. "Natürlich gibt es nicht zweierlei Recht. Dennoch tut der Staat gut daran, sich bei diesem Thema zurückzuhalten", mahnte der SPD-Vize an. Stegner äußerte zudem Kritik an de Maizière: "Es war der Sache nicht nützlich, dass der Bundesinnenminister das Kirchenasyl mit der islamischen Scharia verglichen hat."

In dieser Woche treffen sich bei einem Spitzengespräch Kirchenvertreter mit dem Präsidenten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Manfred Schmidt.

Im Januar hatte sich das CDU-Präsidium mit 19 deutschen Bischöfen getroffen. Dabei hatte de Maizière die Kirchenleute nach SPIEGEL-Informationen gerügt, dass sie einzelnen Flüchtlingen Unterschlupf gewähren, die von der Abschiebung bedroht sind.

ler
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