Krippenkinder beim Mittagessen: Laut einer Studie essen die Kinder zu oft Fleisch und zu selten Fisch
Foto: Waltraud Grubitzsch/ dpaDie Verpflegung von Kleinkindern in Kitas hat erhebliche Defizite. Das geht nach Informationen des SPIEGEL aus einer neuen Studie der Bertelsmannstiftung hervor. Es bestünden "begründete Zweifel, dass für alle Kita-Kinder ein gesundheitsförderndes Mittagessen sichergestellt wird", heißt es in dem Papier. Demnach servieren nur zwölf Prozent der Einrichtungen genügend Obst zum Mittagessen, nur 19 Prozent ausreichend Salat oder Rohkost.
Auf den Speiseplänen stehe zu oft Fleisch und zu selten Fisch, kritisiert ein Autorinnenteam um die Hamburger Ernährungswissenschaftlerin Ulrike Arens-Azevêdo unter Verweis auf die bestehenden Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Die Wissenschaftlerinnen hatten 5000 Fragebögen an Betreuungseinrichtungen verschickt, rund 1000 gaben Auskunft. Ungefähr die Hälfte lässt das Essen warm anliefern, ein Drittel kocht vor Ort.
In der Studie mit dem Titel "Is(s)t Kita gut?" wird vorgerechnet, dass der Preis für ein hochwertiges Mittagessen pro Portion deutlich sinkt, wenn es in Großküchen hergestellt wird.
In Deutschland essen täglich rund 1,8 Millionen Kinder in einer Kindertagesstätte oder in einem Kindergarten zu Mittag. Und vermutlich werden es mehr, denn der Ausbau der Betreuungsplätze geht weiter. Seit August 2013 haben alle Kinder ab dem ersten Geburtstag Anspruch auf einen Platz.
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Lehren statt predigen: Ermahnungen wie "Wenn du deinen Teller nicht leer ist, dann..." führen oft nicht zum gewünschten Ziel. Eltern sollten sich stattdessen mit klugen und praxisnahen Regeln behelfen. Tipp: Es müssen zwei Bissen probiert werden, ehe ein Lebensmittel endgültig abgelehnt werden darf.
Anreize schaffen: Nudeln mit grünem Pesto klingen fader, als sie schmecken. "Eltern können von der Werbung lernen und ein eigenes Marketingkonzept für gesunde Mahlzeiten entwickeln", sagt Annette Hilbig vom FKE in Dortmund. Phantasienamen können dabei helfen, Kindern unbeliebte Lebensmittel schmackhaft zu machen. So werden die Spaghetti zum Wurmsalat und das Pesto zum galaktischen Ketchup.
Vorbild sein: "Eltern überzeugen ihre Kinder nicht von einer gesunden Ernährung, indem sie Wasser predigen und Wein trinken", sagt Schulze-Lohmann von der DGE. Kinder lernen durch Beobachtung und Nachahmung. Bei der Entwicklung eines ausgewogenen Essverhaltens spielt daher die Vorbildfunktion der Eltern eine wesentliche Rolle.
Signale richtig interpretieren: "Satt ist bei Kindern satt", so Schulze-Lohmann. Die Signale für Hunger und Sättigung sind im Kindesalter noch unbeeinflusst und sollten das auch bleiben. Überredungstaktiken mit Tischspielen wie "Ein Löffelchen für..." kann die natürliche Hunger-Sättigungsregulation von Kindern stören. Insbesondere Kleinkinder nehmen sich selbst die Energie, die sie benötigen.
Geschmacksentwicklung beachten: Der Geschmackssinn des Menschen verändert sich im Laufe der Zeit. Kinder nehmen Geschmäcke intensiver wahr und assoziieren beispielsweise bitterschmeckende Gemüsesorten wie Brokkoli oder Rosenkohl oftmals mit Giftigem oder Verdorbenem. Tipp: Einzelne Komponenten getrennt voneinander anbieten, damit Kinder die Geschmäcke einem Lebensmittel zuordnen können und wissen, was ihnen schmeckt oder nicht.
Geduld üben: Isst ein Kind zu einseitig oder unregelmäßig, muss das nicht immer Grund zur Sorge sein. Der Kalorienbedarf eines Kindes ist durch das Wachstum starken Schwankungen ausgesetzt. Bei der Einführung neuer und gesunder Lebensmittel sollten Eltern nicht zu schnell aufgeben. "Mitunter müssen bis zu 15 Versuche unternommen werden, bevor Kinder neuen Lebensmitteln vertrauen", sagt Schulze-Lohmann.
Schrittweise vorgehen: Lieblingsgerichte wie Cornflakes oder Toastbrot müssen nicht verboten sein, sondern können nach und nach auf gesunde Weise abgewandelt werden. Zuckerreiche und nährstoffarme Frühstückscerealien können beispielsweise durch Nüsse oder Obst ergänzt und das Weizentoastbrot durch die Vollkornvariante ausgetauscht werden. Schritt für Schritt wird so der Nährstoffgehalt einer Mahlzeit auf gesunde Weise erhöht.
Auf ungesunde Belohnungen verzichten: Süßigkeiten sollten nicht als Belohnung in Aussicht gestellt werden. Dadurch sind sie etwas Besonderes, das sich Kinder umso mehr wünschen, und das Verlangen wird verstärkt. Schokolade oder Fruchtgummi können dennoch im Rahmen einer Regel erlaubt werden. Tipp: Fünfmal am Tag Obst und Gemüse und einmal täglich eine süße Kleinigkeit.
Regelmäßigkeit einführen: Kinder orientieren sich an wiederkehrenden und vertrauten Mustern. Ist eine Regel einmal etabliert, werden sie automatisch daran festhalten. Eltern können sich das bei der Ernährungserziehung zunutze machen, indem sie kluge Regeln einführen. Tipps: Feste Mahlzeiten, davon drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten. Oder Mittag und Abendbrot enthalten mindestens eine Gemüsekomponente.
Gerichte variieren: Kinder sollten die bunte Vielfalt von Obst und Gemüse sowie deren verschiedenen Garstufen kennenlernen. Die unterschiedlichen Gemüsesorten können daher mal roh als Salat oder gekocht als Beilage serviert werden. Eltern können bei Formen, Farben und Konsistenzen experimentieren und bekannte Gerichte variieren: Mitunter ist es nicht die Möhre, die dem Nachwuchs nicht schmeckt, sondern die Art ihrer Zubereitung.
Gemeinsam kochen: Kinder sollten an der Zubereitung der Speisen beteiligt werden. Dadurch entwickeln sie nicht nur ein Bewusstsein für die Produkte, die sie später auf dem Teller wiederfinden, sondern auch ein Gefühl dafür, welche Arbeit die Zubereitung einer Mahlzeit erfordert. Daneben können sie ihre eigenen Wünsche und Vorlieben gezielt einbringen.
Entscheidungsfähigkeit fördern: Eltern sind nicht immer dabei, wenn ihre Kinder essen. Sie fördern die Entscheidungsfähigkeit ihrer Kinder jedoch, indem sie ein ausgewogenes Angebot bereitstellen und ihre Kinder darin auswählen lassen, was und wie viel sie von den jeweiligen Produkten essen möchten. "In der Regel klappt dies sehr gut", sagt DGE-Expertin Schulze-Lohmann.
Mahlzeiten zum Erlebnis machen: Beim Essen geht es nicht ausschließlich um die schlichte Nahrungsaufnahme, sondern auch um das Beisammensein der Familie. Gemeinsame Mahlzeiten bringen Spaß und fördern die Ess- und Tischkultur. Eltern sollten daher eine ruhige Atmosphäre und ein schönes Ambiente herstellen. Gerichte sollten zudem appetitlich angerichtet sein, denn auch für Kinder gilt: Das Auge isst mit!
Regelmäßigkeit einführen: Kinder orientieren sich an wiederkehrenden und vertrauten Mustern. Ist eine Regel einmal etabliert, werden sie automatisch daran festhalten. Eltern können sich das bei der Ernährungserziehung zunutze machen, indem sie kluge Regeln einführen. Tipps: Feste Mahlzeiten, davon drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten. Oder Mittag und Abendbrot enthalten mindestens eine Gemüsekomponente.
Foto: Angelika Warmuth/DPAMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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