Klaus Ernst Linken-Chef bereut Jubelbrief an Castro

Linke-Chefs Ernst, Lötzsch: Unterschrift vom Automaten
Foto: Wolfgang Kumm/ dpaBerlin - Linksparteichef Klaus Ernst bedauert die Form des umstrittenen Glückwunschschreibens an den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro. "Es ist einfach ein Fehler passiert", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Grundsätzlich halte er die Gratulation zum 85. Geburtstag Castros für richtig, falsch gewesen sei der Stil.
"Es ist doch schon durchgesickert, dass der Text nicht über unseren Schreibtisch gegangen ist und im übrigen auch so nicht gegangen wäre", sagte er. Das Schreiben, das Castros "kampferfülltes Leben" würdigt, trage "digitale Unterschriften" von ihm und seiner Co-Vorsitzenden Gesine Lötzsch. So etwas werde sich nicht wiederholen. Die "Leipziger Volkszeitung" hatte zuvor berichtet, Mitarbeiter der Linken-Parteizentrale hätten das Schreiben verfasst und versandt. Es trug demnach die automatisierte Unterschrift der beiden Parteichefs.
Lötzsch hatte das Glückwunschschreiben am Montag gegen Kritik aus den eigenen Reihen und von anderen Parteien verteidigt. Gratulationsbriefe zum Geburtstag seien nicht dazu da, grundsätzliche Kritik zu üben, sagte Lötzsch. Sie betonte zugleich: "Natürlich kann man immer alles besser und schöner formulieren." Den Stil des Schreibens an Castro hatte auch Fraktionschef Gregor Gysi kritisiert. Darin waren auch die "Errungenschaften des sozialistischen Kuba mit seiner Beispielwirkung für so viele Völker der Welt" gewürdigt worden.
Ernst will sich am Riemen reißen
Ernst appellierte am Freitag kurz vor Beginn der Klausurtagung an seine Partei, mehr Gemeinsamkeit zu zeigen. "Alle müssen sich jetzt am Riemen reißen", forderte er. Dies gelte auch für die Vorsitzenden. Die Probleme der Linkspartei erklärte er mit Versäumnissen im Vereinigungsprozess der 2007 aus der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) und der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) hervorgegangenen Linken. "Wir haben uns zu wenig mit der Geschichte des jeweils anderen in unserer Partei beschäftigt", sagte er. Er schlage vor, dass dies auf einem Kongress nachgeholt werde. Die Bundestagsfraktion der Linken trifft sich am Freitag und Samstag in Rostock - auch der frühere Vorsitzende Oskar Lafontaine wird erwartet.
Der frühere Linken-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch forderte seine Partei auf, ihre Strategie zu überprüfen und sich gegebenenfalls neu zu positionieren. Die Querelen in der Partei müssten ein Ende haben, sagte der Bundestagsabgeordnete der "Berliner Zeitung". "Weitere Selbstbeschäftigung wäre unverantwortlich." Seine Partei habe zu wenig aus dem hervorragenden Ergebnis bei der Bundestagswahl gemacht. Eine Diskussion über die Parteichefs Ernst und Lötzsch lehnte Bartsch ab, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. "Wir befinden uns in Wahlkämpfen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Da verbietet sich jede Debatte über die Parteiführung.