

Berlin - Das Ergebnis der Bundestagswahl ist ein großer Triumph für Angela Merkel. Nach der jüngsten Hochrechnung der ARD für die Bundestagswahl entfallen auf CDU und CSU 41,7 Prozent, die SPD erreicht 25,6 Prozent. Die Grünen holen demnach 8,4 Prozent, die Linke 8,5 - und die FDP nur verheerende 4,7 Prozent. Die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) erreichte ebenfalls 4,7 Prozent. Die Piraten holten 2,2 Prozent. Mit 296 Sitzen wäre die Union damit vier Sitze von der absoluten Mehrheit entfernt. Als Bündnisse kämen demnach eine Große Koalition oder Schwarz-Grün in Frage.
Bei diesen Berechnungen sind jedoch eventuelle Überhangmandate noch nicht berücksichtigt. Zuletzt hatte die Union im Jahre 1957 unter Kanzler Konrad Adenauer eine absolute Mehrheit. Die FDP würde damit erstmals den Sprung in den Bundestag verpassen.
Bei der jüngsten ZDF-Hochrechnung erhielt die Union 41,8 Prozent, die SPD 25,6. Die FDP lag dort bei 4,8 Prozent, die Linke kam auf 8,4, Grüne auf 8,5 Prozent. Dort rangierte die AfD bei 4,7 Prozent. Auch nach dieser Hochrechnung hätte die Union keine eigene Mehrheit mehr.
Alle Höhepunkte des Wahlabends lesen Sie im Liveticker hier, den aktuellen Stand der Hochrechnungen sehen Sie in den Ergebnisgrafiken hier.
CSU holt 50 Prozent in Bayern
Angela Merkel wurde von ihren Anhänger mit großem Jubel empfangen. Die Kanzlerin wurde mit "Angie, Angie"-Sprechchören gefeiert. "Das ist ein Superergebnis", sagte sie. "Wir werden damit verantwortungsvoll umgehen. Es war ein Wahlkampf, in dem wirklich jeder alles gegeben hat." Die Kanzlerin bedankte sich aber auch bei ihrem Mann Joachim Sauer.
Merkel bekräftigte, eine weitere volle Legislaturperiode im Amt bleiben zu wollen. Sie sei sich sicher, dass sie für vier Jahre zur Verfügung stehe, sagte Merkel am Sonntagabend in der "Berliner Runde" von ARD und ZDF. Sie habe die Spekulationen, sie könnte bereits vor Ablauf der Legislaturperiode aus dem Amt scheiden, bereits früher zurückgewiesen, sagte die Kanzlerin. "Und die Menschen scheinen es mir geglaubt zu haben."
Jubel auch bei CDU-Vizechefin Ursula von der Leyen: "Wir freuen uns irre", sagte sie im ZDF. Ein solches Resultat habe es "seit 20 Jahren nicht mehr gegeben". "Wir haben einen überwältigenden Regierungsauftrag", sagte von der Leyen weiter. Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte in der ARD: "Wir haben einen klaren Auftrag der Wähler, die Regierung zu bilden." Das Ergebnis zeige, dass die Wähler wollten, dass Merkel Kanzlerin bleibe. Die CSU legte nach der ersten Hochrechnung in Bayern stark zu und holte 50 Prozent. Das wäre noch deutlich besser als bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag, als die Partei 47,7 Prozent schaffte. Generalsekretär Alexander Dobrindt bezeichnete seine Partei im Bayerischen Fernsehen als "extra stark" und das Ergebnis als "sensationell". Die SPD liegt laut Hochrechnung mit 20,7 Prozent geringfügig besser als bei der Landtagswahl.
"Eine schwere Stunde für die FDP"
"Das ist eine schwere Stunde für die FDP", sagte Rainer Brüderle. "Als Spitzenkandidat übernehme ich dafür die Verantwortung", sagte er. "Es ist das schlechteste Ergebnis, das wir erreicht haben", gab er zu.
Auch Parteichef Philipp Rösler kündigte politische Konsequenzen an. "Das ist die bitterste, die traurigste Stunde in der Geschichte dieser Freien Demokratischen Partei", sagte Rösler. Es sei ihm trotz einiger Erfolge bei Landtagswahlen nicht gelungen, einen Aufbruch auch für die Bundestagswahl zu erzeugen. "Deshalb werde ich persönlich natürlich auch politisch dafür die notwendige Verantwortung übernehmen."
"Wir haben nicht das Ergebnis erzielt, das wir wollten", gab Merkels Herausforderer Steinbrück zu. "Wir haben mehr erwartet", sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel. Das Ergebnis sei ein großer Erfolg für CDU und CSU. Steinbrück ergänzte: "Der Ball liegt im Spielfeld von Frau Merkel. Sie muss sich eine Mehrheit besorgen." Auch SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles äußerte sich enttäuscht über das Ergebnis ihrer Partei. "Wir hätten uns auf Bundesebene natürlich einen höheren Zuwachs gewünscht", sagte sie im ZDF. Die CDU habe die Wahl gewonnen. Nun müsse man abwarten, was Kanzlerin Merkel daraus mache. "Wir machen heute Abend keine Koalitionen fest", betonte Nahles mit Blick auf ein mögliches Regierungsbündnis mit der Union. Das müssten zunächst die Gremien der SPD entscheiden.
Hohe Wahlbeteiligung
Bei der Wahlbeteiligung zeichnete sich nach dem Negativrekord von 70,8 Prozent vor vier Jahren ein verbesserter Wert ab von 72 bis 73 Prozent.
AfD-Chef Bernd Lucke sprach von einem "ganz starken Ergebnis". "Wir haben die Demokratie in Deutschland reicher gemacht", sagte er vor jubelnden Anhängern in Berlin. Er hoffte zunächst noch auf den Einzug in den Bundestag. "Aber auch 4,9 Prozent wären ein großartiger Erfolg", sagte er. "Es sind Wähler aus allen Parteien zu uns gekommen." Linken-Fraktionschef Gregor Gysi bezeichnete das Ergebnis seiner Partei als herausragend. Zwar habe die Linke nicht das von ihm ausgegebene Ergebnis im zweistelligen Bereich erreicht, sagte er im ZDF. "Aber wir brauchten ein Ziel, damit wir mit Leidenschaft kämpfen." Gysi ergänzte: "Wer hätte das 1990 gedacht, dass diese Partei die drittstärkste politische Kraft der Bundesrepublik Deutschland wird. Das haben wir geschafft."
Ein klarer Sieg der Union im Bund hatte sich seit Monaten in allen Umfragen angedeutet. Zudem hatte die Bayern-Wahl vor einer Woche mit einer absoluten CSU-Mehrheit den Schwesterparteien nochmals einen Schub verschafft. Die mit 3,3 Prozent aus dem Landtag geflogene FDP versuchte mit einer massiven Zweitstimmenkampagne ein ähnlich dramatisches Scheitern im Bund zu verhindern - ohne jeden Erfolg. Die Union hatte die FDP-Kampagne strikt zurückgewiesen, auch weil auf diese Weise im Januar die Niedersachsen-Wahl für Schwarz-Gelb verloren gegangen war.
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Pure Euphorie bei den CDU-Anhängern in der Berliner Parteizentrale. Mit mehr als 42 Prozent ist die Union deutlich stärkste Kraft.
Angela Merkel lässt sich von ihren Unterstützern bejubeln. Die Kanzlerin kann sogar auf eine absolute Mehrheit hoffen.
Entsprechend gut gelaunt ist die Kanzlerin. Für Merkel ist es der größte Erfolg ihrer politischen Karriere.
Auch die Schwesterpartei CSU kann sich als Wahlsieger fühlen. Eine Woche nach dem Gewinn der absoluten Mehrheit im bayerischen Landtag scheint die Regionalpartei bei der Bundestagswahl mehr als 50 Prozent der Zweitstimmen in Bayern erhalten zu haben.
Bei der SPD mischen sich Freude und Enttäuschung: Mit rund 26 Prozent gewinnen die Sozialdemokraten zwar einige Prozentpunkte hinzu. Doch der angestrebten rot-grünen Koalition haben die Wähler eine klare Absage erteilt.
Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sieht den Ball jetzt im Feld von Angela Merkel. Bleibt er bei seiner Ankündigung, kein Ministeramt in einer große Koalition zu übernehmen, ist seine politische Karriere wohl vorbei.
Traurige Mienen dagegen bei den FDP-Anhängern (hier der frühere Parteivorsitzende Wolfgang Gerhardt): Nach den aktuellen Hochrechnungen wären die Liberalen nicht mehr im Bundestag - zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik.
Christian Lindner, der FDP-Chef in Nordrhein-Westfalen, hofft noch auf einige Zehntelprozentpunkte. Dann wären die Liberalen doch wieder im Bundestag.
Für Parteichef Rösler ist das Ergebnis ein Desaster.
Etwas besser sieht es für die Grünen aus: Die Ökopartei ist mit rund acht Prozent klar im Bundestag - schneidet allerdings weit schlechter ab als erhofft.
In den Umfragen stand die Partei zeitweise bei mehr als 20 Prozent. Daran gemessen ist das Ergebnis eine schwere Schlappe.
Die Spitzenkandidaten der Grünen, Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin, treten konsterniert vor ihre Anhänger. Nach aktuellem Stand könnten die Grünen höchstens in einer schwarz-grünen Koalition noch an die Regierung kommen.
Die Parteigänger der Linken bejubeln die ersten Prognosen. Obwohl die Partei so viele Stimmen verloren hat wie sonst nur die FDP, könnte es für den dritten Platz reichen.
Spitzenkandidat Gregor Gysi redet das Ergebnis seiner Partei schön. Er freut sich, dass die FDP nach aktuellen Hochrechnungen nicht mehr ins Parlament kommt.
Feiern lässt sich auch der Sprecher der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD), Bernd Lucke. Obwohl die Partei zum ersten Mal antritt, schafft sie es auf fast fünf Prozent.
Entspannen können sich die AfD-Parteigänger aber noch nicht. Mit aktuell 4,9 Prozent in den Hochrechnungen von ARD und ZDF kratzen die Alternativen von unten an der Fünfprozenthürde.
Merkel, Merkel, Merkel - so kann man den Wahlkampf der Union zusammenfassen. Die Strategie ging auf: Mit mehr als 41,5 Prozent ist der Stimmanteil der Unionsparteien so hoch wie seit 1994 nicht mehr.
Die Kanzlerin kostet ihren Erfolg in vollen Zügen aus. Fast hätte sie sogar ohne Koalitionspartner regieren können. Jetzt fehlen CDU/CSU nur fünf Stimmen zur Mehrheit.
Wo schaut die Kanzlerin denn hin? Größer - zumindest politisch - ist an diesem Abend niemand.
"Gemeinsam erfolgreich" ist eine Übertreibung. Keine andere Partei hatte ihren Wahlkampf so stark auf die Spitzenkandidatin zugeschnitten wie die Union. So applaudieren die Granden von CDU und CSU vor allem ihrer Kanzlerin.
Glückwünsche für die Kanzlerin von Ursula von der Leyen. Die Arbeitsministerin kann ihr Amt wohl behalten und...
...Merkel sowieso.
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