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Bundestagswahl 2013: CDU jubelt, FDP ist schockiert

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Zusammenfassung zur Bundestagswahl Union muss sich einen Koalitionspartner suchen

Angela Merkel hat knapp die absolute Mehrheit im Bundestag verpasst. In den Hochrechnungen liegen CDU und CSU knapp unter der entscheidenden Mandatstärke. Die FDP muss sich mit einer historischen Niederlage abfinden und verpasst den Sprung ins Parlament, ebenso die AfD.

Berlin - Das Ergebnis der Bundestagswahl ist ein großer Triumph für Angela Merkel. Nach der jüngsten Hochrechnung der ARD für die Bundestagswahl entfallen auf CDU und CSU 41,7 Prozent, die SPD erreicht 25,6 Prozent. Die Grünen holen demnach 8,4 Prozent, die Linke 8,5 - und die FDP nur verheerende 4,7 Prozent. Die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) erreichte ebenfalls 4,7 Prozent. Die Piraten holten 2,2 Prozent. Mit 296 Sitzen wäre die Union damit vier Sitze von der absoluten Mehrheit entfernt. Als Bündnisse kämen demnach eine Große Koalition oder Schwarz-Grün in Frage.

Bei diesen Berechnungen sind jedoch eventuelle Überhangmandate noch nicht berücksichtigt. Zuletzt hatte die Union im Jahre 1957 unter Kanzler Konrad Adenauer eine absolute Mehrheit. Die FDP würde damit erstmals den Sprung in den Bundestag verpassen.

Bei der jüngsten ZDF-Hochrechnung erhielt die Union 41,8 Prozent, die SPD 25,6. Die FDP lag dort bei 4,8 Prozent, die Linke kam auf 8,4, Grüne auf 8,5 Prozent. Dort rangierte die AfD bei 4,7 Prozent. Auch nach dieser Hochrechnung hätte die Union keine eigene Mehrheit mehr.

Alle Höhepunkte des Wahlabends lesen Sie im Liveticker hier, den aktuellen Stand der Hochrechnungen sehen Sie in den Ergebnisgrafiken hier.

CSU holt 50 Prozent in Bayern

Angela Merkel wurde von ihren Anhänger mit großem Jubel empfangen. Die Kanzlerin wurde mit "Angie, Angie"-Sprechchören gefeiert. "Das ist ein Superergebnis", sagte sie. "Wir werden damit verantwortungsvoll umgehen. Es war ein Wahlkampf, in dem wirklich jeder alles gegeben hat." Die Kanzlerin bedankte sich aber auch bei ihrem Mann Joachim Sauer.

Merkel bekräftigte, eine weitere volle Legislaturperiode im Amt bleiben zu wollen. Sie sei sich sicher, dass sie für vier Jahre zur Verfügung stehe, sagte Merkel am Sonntagabend in der "Berliner Runde" von ARD und ZDF. Sie habe die Spekulationen, sie könnte bereits vor Ablauf der Legislaturperiode aus dem Amt scheiden, bereits früher zurückgewiesen, sagte die Kanzlerin. "Und die Menschen scheinen es mir geglaubt zu haben."

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Wahlsieg der Union: Merkels größter Erfolg

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Jubel auch bei CDU-Vizechefin Ursula von der Leyen: "Wir freuen uns irre", sagte sie im ZDF. Ein solches Resultat habe es "seit 20 Jahren nicht mehr gegeben". "Wir haben einen überwältigenden Regierungsauftrag", sagte von der Leyen weiter. Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte in der ARD: "Wir haben einen klaren Auftrag der Wähler, die Regierung zu bilden." Das Ergebnis zeige, dass die Wähler wollten, dass Merkel Kanzlerin bleibe. Die CSU legte nach der ersten Hochrechnung in Bayern stark zu und holte 50 Prozent. Das wäre noch deutlich besser als bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag, als die Partei 47,7 Prozent schaffte. Generalsekretär Alexander Dobrindt bezeichnete seine Partei im Bayerischen Fernsehen als "extra stark" und das Ergebnis als "sensationell". Die SPD liegt laut Hochrechnung mit 20,7 Prozent geringfügig besser als bei der Landtagswahl.

"Eine schwere Stunde für die FDP"

"Das ist eine schwere Stunde für die FDP", sagte Rainer Brüderle. "Als Spitzenkandidat übernehme ich dafür die Verantwortung", sagte er. "Es ist das schlechteste Ergebnis, das wir erreicht haben", gab er zu.

Auch Parteichef Philipp Rösler kündigte politische Konsequenzen an. "Das ist die bitterste, die traurigste Stunde in der Geschichte dieser Freien Demokratischen Partei", sagte Rösler. Es sei ihm trotz einiger Erfolge bei Landtagswahlen nicht gelungen, einen Aufbruch auch für die Bundestagswahl zu erzeugen. "Deshalb werde ich persönlich natürlich auch politisch dafür die notwendige Verantwortung übernehmen."

"Wir haben nicht das Ergebnis erzielt, das wir wollten", gab Merkels Herausforderer Steinbrück zu. "Wir haben mehr erwartet", sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel. Das Ergebnis sei ein großer Erfolg für CDU und CSU. Steinbrück ergänzte: "Der Ball liegt im Spielfeld von Frau Merkel. Sie muss sich eine Mehrheit besorgen." Auch SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles äußerte sich enttäuscht über das Ergebnis ihrer Partei. "Wir hätten uns auf Bundesebene natürlich einen höheren Zuwachs gewünscht", sagte sie im ZDF. Die CDU habe die Wahl gewonnen. Nun müsse man abwarten, was Kanzlerin Merkel daraus mache. "Wir machen heute Abend keine Koalitionen fest", betonte Nahles mit Blick auf ein mögliches Regierungsbündnis mit der Union. Das müssten zunächst die Gremien der SPD entscheiden.

Hohe Wahlbeteiligung

Bei der Wahlbeteiligung zeichnete sich nach dem Negativrekord von 70,8 Prozent vor vier Jahren ein verbesserter Wert ab von 72 bis 73 Prozent.

AfD-Chef Bernd Lucke sprach von einem "ganz starken Ergebnis". "Wir haben die Demokratie in Deutschland reicher gemacht", sagte er vor jubelnden Anhängern in Berlin. Er hoffte zunächst noch auf den Einzug in den Bundestag. "Aber auch 4,9 Prozent wären ein großartiger Erfolg", sagte er. "Es sind Wähler aus allen Parteien zu uns gekommen." Linken-Fraktionschef Gregor Gysi bezeichnete das Ergebnis seiner Partei als herausragend. Zwar habe die Linke nicht das von ihm ausgegebene Ergebnis im zweistelligen Bereich erreicht, sagte er im ZDF. "Aber wir brauchten ein Ziel, damit wir mit Leidenschaft kämpfen." Gysi ergänzte: "Wer hätte das 1990 gedacht, dass diese Partei die drittstärkste politische Kraft der Bundesrepublik Deutschland wird. Das haben wir geschafft."

Ein klarer Sieg der Union im Bund hatte sich seit Monaten in allen Umfragen angedeutet. Zudem hatte die Bayern-Wahl vor einer Woche mit einer absoluten CSU-Mehrheit den Schwesterparteien nochmals einen Schub verschafft. Die mit 3,3 Prozent aus dem Landtag geflogene FDP versuchte mit einer massiven Zweitstimmenkampagne ein ähnlich dramatisches Scheitern im Bund zu verhindern - ohne jeden Erfolg. Die Union hatte die FDP-Kampagne strikt zurückgewiesen, auch weil auf diese Weise im Januar die Niedersachsen-Wahl für Schwarz-Gelb verloren gegangen war.

als/cte/dpa/AFP/Reuters
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