Britischer König in Berlin Britische »Times« düpiert wegen Scholz’ Nicht-Erscheinen bei Staatsbankett für Charles

Dem offiziellen Plan zufolge nimmt Kanzler Scholz nicht am Staatsbankett teil, das am Abend im Schloss Bellevue für den neuen britischen König stattfindet. Die britischen Medien reagieren gemischt.
Charles III. (rechts) und Frank-Walter Steinmeier (links) in Bellevue im Gespräch mit einem Gast

Charles III. (rechts) und Frank-Walter Steinmeier (links) in Bellevue im Gespräch mit einem Gast

Foto: Jens Schlueter / dpa

Für drei Tage ist der neue britische König in Deutschland, und der Besuch begann pompös: Charles III. wurde mit 21 Salutschüssen begrüßt, jubelnde Menschen und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfingen ihn vor dem Brandenburger Tor, die Staatsoberhäupter schritten eine Ehrenformation der Bundeswehr ab. Dennoch ordnen die britischen Medien die Reise bislang unterschiedlich ein – und das liegt nicht an dem, was schon war, sondern an dem, was noch kommt: Heute Abend lädt Steinmeier zu Charles' Ehren zum Staatsbankett ins Schloss Bellevue. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird dabei wohl nicht anwesend sein.

Aus dem Kanzleramt heißt es, Scholz nehme an solchen Banketts mit ausländischen Staatschefs normalerweise ohnehin nicht teil, er freue sich aber auf das für Donnerstag geplante Gespräch mit dem König. Die britische Zeitung »The Times«  kritisiert diesen Plan: »Olaf Scholz wird das Bankett wahrscheinlich verpassen, obwohl sein öffentlicher Terminkalender leer ist«, heißt es dort. Scholz habe keine anderweitigen öffentlichen Verpflichtungen in dem Kalender  stehen.

Merkel war 2015 beim Queen-Bankett

Dabei ist nirgendwo festgeschrieben, dass Kanzler nicht an Staatsbanketts teilnehmen können. Im Jahr 2015 saß die damalige Kanzlerin Angela Merkel beim Bankett in Bellevue zu Ehren von Queen Elizabeth II. sogar mit am royalen Tisch. (An diesem Mittwoch ist sie ebenfalls wieder geladen – zusammen mit anderen teils überraschenden Gästen.)

Die »Times« spekuliert, dass das geplante Nicht-Erscheinen des Kanzlers eine »stillschweigende Geste des Kompromisses« sei, um den Frieden in der »zerrissenen Regierungskoalition zu wahren, sodass jede der drei Parteien ihren Teil des Rampenlichts« erhalte. So würde FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner die Koalition beim Bankett vertreten, auch wenn Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck ebenfalls teilnimmt.

Einige besondere Ehren

Die Grünen, darunter Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock, nahmen am Nachmittag bereits am Empfang »Energiewende und Nachhaltigkeit« teil. Dem Vernehmen nach unterhielt Charles sich dabei länger mit Habeck. Charles ist für sein Engagement für den Klima- und Umweltschutz bekannt. Für die SPD begrüßen am Donnerstag dann Berlins amtierende Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und Scholz den Monarchen.

Die Reise von Charles und seiner Ehefrau Camilla geht noch bis Freitag. Für Charles ist es der erste Auslandsbesuch als britischer König, noch vor seiner Krönung am 6. Mai. Abseits von der Bankett-Debatte werden dem König dabei einige Ehren zuteil: So empfängt Steinmeier ausländische Staatsoberhäupter normalerweise an seinem Amtssitz in Schloss Bellevue und nicht vor Bürgerinnen und Bürgern am Brandenburger Tor.

Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender werden Charles und Camilla außerdem an allen drei Tagen begleiten, nicht nur an einem. Und am Donnerstag wird der König eine Rede vor dem Bundestag halten. Auf diese diversen Ehren konzentriert sich bislang die Boulevardzeitung »Daily Mail « bei ihrer Berichterstattung. Zu Scholz schreibt sie nur, der Kanzler werde den Monarchen am Donnerstag treffen.

kko
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