Rücktritt in Brandenburg Platzeck hinterlässt märkische Ödnis

Matthias Platzeck hat seinen Rücktritt als Ministerpräsident und SPD-Chef von Brandenburg so lange, wie es ging, hinausgezögert. Denn ein geeigneter Nachfolger ist weit und breit nicht in Sicht. Dem strukturschwachen Land stehen schwere Zeiten bevor.
Rücktritt in Brandenburg: Platzeck hinterlässt märkische Ödnis

Rücktritt in Brandenburg: Platzeck hinterlässt märkische Ödnis

Foto: Nestor Bachmann/ dpa

Der Rücktritt von Ministerpräsident Matthias Platzeck ist nicht nur ein Problem für die SPD des Landes. Er legt schlagartig das ganze Elend der politischen Landschaft Brandenburgs offen.

Denn es war allein Platzeck, der mit seiner freundlichen Art und seiner spannenden Vita den Blick auf die Ödnis des restlichen politischen Personals verstellte. Er hat für das Land viel erreicht - denn sein positives Image strahlte auf die gesamte Region. Platzeck konnte Menschen für sich und für dieses Land gewinnen.

Aber die Last war zu groß, der Druck stieg - die gesundheitlichen Probleme nahmen zu. Lange schon trug Platzeck sich mit dem Gedanken aufzuhören. Aber der Regierungschef blieb diszipliniert, er redete von preußischen Tugenden.

Doch das war nur ein Teil der Wahrheit. Seinen Rückzug hat Platzeck auch deshalb so lange hinaus gezögert, weil er keinen geeigneten Nachfolger sah. Ein Herausforderer war nie in Sicht. Am Potsdamer Hof war kein Platz für eine Nummer zwei. Die SPD des Landes war Platzeck, mehr hatte sie nicht zu bieten.

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Seit 1990 regieren die Sozialdemokraten das Land in verschiedenen Konstellationen. Immer stellte sie den Regierungschef - erst war es Manfred Stolpe, dann Matthias Platzeck. Die Reihe zwei dagegen blieb blass, und nicht jeder aus dem Nachwuchskader war und ist in der Lage halbwegs eloquent zu formulieren.

Brandenburg stehen schwere Zeiten bevor

In der mitgliederschwachen Partei gab es keine Auslese, keinen Wettbewerb. Es war deshalb vollkommen absurd, dass Platzeck zugleich auch SPD-Chef des Landes war. Denn ein anderer als Vorsitzender hätte sich um einen Nachfolger an der Spitze der Partei zu kümmern. Platzeck ist es nicht gelungen, neue Schichten für eine Mitarbeit bei den Sozialdemokraten zu gewinnen.

Dieses Elend ist jedoch kein Privileg des SPD, es ist ein parteiübergreifendes Markenzeichen. Selbst Kenner der märkischen Politiklandschaft wissen nicht, wer gerade die CDU führt - die Union ist derzeit regierungsunfähig. Jörg Schönbohm hatte die Truppe zeitweilig geeint und an die Macht geführt. Sein Rückzug legte damals das innerparteiliche Desaster offen. Intrigen, Selbstzerstörung, Niedergang waren die Folge.

Die Linke, lange Jahre wenigstens diszipliniert, mag da nicht nachstehen und übt sich in Grabenkämpfen, obwohl sie in der Regierung Verantwortung trägt. Intellektuell ist auch sie ausgebrannt. Lothar Bisky hatte in der Linken die Rolle von Platzeck oder Schönbohm.

Ähnliche Schwergewichte sind aber nicht in Sicht. Brandenburg stehen schwierige Zeiten bevor, wenn der Mann, der dies alles überstrahlte, nun das Leben genießt. Es sei denn, die erfolgreichen und engagierten Menschen, die es in Brandenburger Kommunen, Vereinen und Betrieben gibt, überlassen nicht länger jenen die Politik, die es draußen zu nichts bringen.

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