Kommunalwahl in Niedersachsen SPD erobert Wolfsburg und verliert Goslar

Zehn Jahre war Wolfsburg fest in der Hand der CDU - jetzt geht das Amt des Oberbürgermeisters verloren: Bei den niedersächsischen Kommunalwahlen eroberte der SPD-Kandidat die Automobilstadt. In der Heimatstadt von Parteichef Gabriel konnten sich die Sozialdemokraten hingegen nicht halten.

Hannover/Wolfsburg - An einen Erfolg bei der Oberbürgermeisterwahl in Wolfsburg wollten die Christdemokraten schon am frühen Abend nicht mehr glauben: "Das Ergebnis scheint eindeutig", sagte der bisherige Oberbürgermeister Rolf Schnellecke (CDU). Schnellecke sprach von einem "enttäuschenden Ergebnis" für die CDU. Tatsächlich siegte der SPD-Kandidat Klaus Dieter Mohrs überraschend deutlich: mit 63,1 Prozent der Stimmen.

Die Pleite in Wolfsburg bei der niedersächsischen Kommunalwahl ist für die CDU besonders schmerzhaft: Die vergangenen zehn Jahre stellte die Partei den Oberbürgermeister - nun sollte eigentlich die frühere niedersächsische Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann die Ära fortsetzen.

In Wilhelmshaven übernimmt hingegen die CDU nach 25 Jahren das Steuer. Dort reichten dem CDU-Mann Andreas Wagner 36 Prozent, weil er neun Gegenkandidaten hatte, auf die sich die anderen Stimmen verteilten.

Einen Wechsel gibt es auch in Goslar, der Heimatstadt von SPD-Chef Sigmar Gabriel: Dort siegte ein CSU-Mann, der für die CDU angetreten war - der Bayreuther CSU-Kreisvorsitzende Oliver Junk setzte sich mit 45,1 Prozent der Stimmen durch.

Bei der OB-Wahl in Emden errang die SPD wieder einen Sieg. Bernd Bornemann übernimmt das Amt von seinem Parteikollegen Alwin Brinkmann. Mit hauchdünnem Vorsprung siegte in Cuxhaven Ulrich Gentsch. Der OB-Kandidat der grün-schwarz-gelben Koalition setzte sich gegen SPD-Frau Susanne Puvogel durch.

Ministerpräsident McAllister: "Mehr Licht als Schatten"

Bei der Stimmenauszählung lagen am Abend zuerst die Ergebnisse für die Direktwahlen in den Rathäusern und Landratsämtern vor. Mit dem landesweiten Ergebnis ist erst am frühen Montagmorgen zu rechnen. Erste Teilergebnisse vor allem aus den Großstädten lassen deutliche Verluste der FDP sowie leichtere Verluste der CDU erwarten. Die Grünen werden zweistellig, die Linke dürfte schon wegen ihres schlechten Abschneidens vor fünf Jahren starke Zuwächse verzeichnen.

Landesweit waren mehr als 6,5 Millionen Menschen zur Abstimmung über 2220 neue Kreistage, Stadt-, Gemeinde- oder Ortsräte aufgerufen. In 114 Kommunen oder Landkreisen wurden auch hauptamtliche Bürgermeister und Landräte gewählt. Die Kommunalwahlen in dem Bundesland gelten als Stimmungstest für Ministerpräsident David McAllister, in knapp eineinhalb Jahren wird der Landtag neu gewählt.

"Mehr Licht als Schatten", sah McAllister am Sonntagabend. Er war am Sonntagmittag in seinem Heimatort Bad Bederkesa im Kreis Cuxhaven zur Wahl gegangen, begleitet von seinen beiden kleinen Töchtern Jamie und Mia. Der Regierungschef betonte, die Kommunalwahlen seien keine vorgezogenen Landtagswahlen. "Sie haben ihre ganz eigenen Themen, die von Gemeinde zu Gemeinde und Kreis zu Kreis variieren", sagte der CDU-Politiker. Umfragen hätten gezeigt, dass zwei Drittel der Niedersachsen ihre Entscheidung von kommunalen Themen abhängig machen wollten. "Insofern wäre es falsch, die Kommunalwahlen als Ersatz oder vorgezogene Landtagswahl zu bewerten."

Bis zum Nachmittag hatte sich eine höhere Wahlbeteiligung als vor fünf Jahren abgezeichnet. Damals wurde mit 51,7 Prozent ein historischer Tiefstand erreicht. Bei den Wahlen vor fünf Jahren hatte die CDU landesweit die Nase vorn. 41,3 Prozent stimmten damals für die Union. Die SPD kam auf 36,6 Prozent, die Grünen auf 7,8, die FDP auf 6,7 und die Linke auf 0,8 Prozent.

hen/lgr/dpa/AFP/dapd
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten