Korruptionsprozess Groenewolds Ex-Sekretärin belastet Wulff

Ex-Bundespräsident Wulff im Gerichtssaal: "Der Brief war überlebenswichtig"
Foto: Julian Stratenschulte/ dpaHannover - Die ehemalige Sekretärin David Groenewolds hat am Mittwoch vor dem Landgericht Hannover von den Geldsorgen des Filmfinanciers berichtet. Er habe deshalb 2008 den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und späteren Bundespräsidenten Christian Wulff um Unterstützung bei seinem Film "John Rabe" gebeten. Die ehemalige Assistentin stützt damit die Darstellung der Anklage.
Laut der Ex-Mitarbeiterin war das Projekt für Groenewold sehr bedeutend. Groenewold habe dringend Geld benötigt, um den Film zu vermarkten, sagte die 63-Jährige. Im Auftrag Groenewolds habe sie ein Schreiben an Wulff aufsetzen müssen. "Der Brief war überlebenswichtig", betonte die Zeugin. Groenewold habe sie persönlich damit beauftragt. "Es war eine wichtige Sache, er hätte mir den Kopf abgerissen, wenn ich es nicht gemacht hätte."
Die Verteidigung hatte erklärt, der Bittbrief sei zwar geschrieben, aber nie an Wulff versandt worden. Dem widersprach die Zeugin. Sie sagte zudem aus, dass Groenewold von Wulffs Einsatz für den "Rabe"-Film nicht nur gewusst, sondern immer wieder nachgefragt habe, ob es eine Reaktion gegeben habe, berichtete die "Bild"-Zeitung.
Brief kurz nach gemeinsamen Oktoberfestbesuch verfasst
Groenewold und Wulff stehen wegen Korruptionsverdachts vor dem Landgericht Hannover. Die Staatsanwaltschaft wirft Wulff vor, sich von Groenewold Kosten rund um einen Oktoberfestbesuch bezahlt haben zu lassen. Im Gegenzug soll der ehemalige Staatschef für das Filmprojekt "John Rabe" bei dem Unternehmen Siemens geworben haben.
Beide stehen gemeinsam vor Gericht. Die Angeklagten bestreiten den dienstlichen Zusammenhang der Einladung. Sie erklären sie mit ihrer persönlichen Freundschaft.
Alle Bemühungen von Groenewolds Firma um finanzielle Unterstützung durch Siemens für die Vermarktung des Films "John Rabe" seien abgelehnt worden, sagte die Zeugin. Deshalb habe er große Hoffnungen auf Wulffs Hilfe gesetzt, betonte die ehemalige Assistentin Groenewolds. Laut Briefkopf stammte das Schreiben von Ende September. Es wurde kurz nach dem gemeinsamen Oktoberfestbesuch verfasst.
Glaeseker: "Sie sind Freunde"
Am Mittwoch sagte auch der frühere Wulff-Vertraute Olaf Glaeseker aus. Er bestätigte das enge Verhältnis zwischen Wulff und Groenewold: "Sie sind freundschaftlich miteinander verbunden. Sie sind Freunde."
Glaeseker sagte, er habe von Aktivitäten des Ministerpräsidenten zu Gunsten Groenewolds nichts gewusst. Als Regierungssprecher sei er überhaupt nicht mit Vorgängen zur Filmförderung in der Staatskanzlei befasst gewesen. "Ich weiß darüber gar nichts", sagte er.
Gefragt nach seinem Verhältnis zu Wulff erklärte Glaeseker: "Ich fühlte mich ihm über viele Jahre freundschaftlich verbunden." Bekannt ist, dass die beiden Männer jetzt keinen Kontakt mehr miteinander haben. Mit dem Mitangeklagten Groenewold ist Glaeseker nach eigener Einschätzung dagegen weiterhin befreundet. "Er ist sicher ein Freund, weil wir auch privat Zeit miteinander verbringen, das dauert bis heute an", sagte er.
Glaeseker muss sich selbst vor dem Landgericht Hannover wegen des Verdachts der Bestechlichkeit verantworten.
Im Interview mit dem SPIEGEL hatte er erstmals Fehler eingeräumt. Ihm wird vorgeworfen, für den Party-Veranstalter Manfred Schmidt Sponsoren akquiriert zu haben und dafür mit Urlaubsreisen belohnt worden zu sein. "Ich hätte einen Vermerk darüber schreiben sollen", so Glaeseker im SPIEGEL, dass es ein enges, freundschaftliches Verhältnis zu Schmidt gegeben habe, gegenseitige Besuche inklusive. Diesen Vermerk habe er jedoch nicht angefertigt, "weil ich wusste, dass der Ministerpräsident dies wusste".
Wulff hat gegenüber den Ermittlern bestritten, über Glaesekers Urlaubsaufenthalte bei seinem Freund informiert gewesen zu sein. Glaeseker sieht ihn als Opfer von "schwersttraumatischen Erlebnissen".