Krauschwitzer Bürgermeister Püschel Ex-SPD-Mann kandidiert für die NPD
Berlin/Krauschwitz - Mit seiner ehemaligen Partei empfindet er nur noch Mitleid. Aber das geht immerhin so weit, dass Hans Püschel sagt: "Ich habe der meinen Austritt bereits mitgeteilt, um dem Ausschlussverfahren zuvor kommen - das möchte ich den Leuten ersparen." Nur das Parteibuch will er behalten, "als Andenken". Was der Krauschwitzer Bürgermeister seinen ehemaligen Genossen allerdings nicht mitgeteilt hat, sind seine künftigen politischen Pläne: Der Mann aus wird bei den Landtagswahlen im März als Kandidat für die NPD antreten. "Ja, das stimmt", sagt Püschel am Telefon, allerdings wolle er nicht in die Partei eintreten.
Für die Sozialdemokraten in Sachsen-Anhalt ist es ein schwerer Schlag. Püschel, 62, gründete einst die SPD in dem Bundesland mit. Er gilt als erfahrener Kommunalpolitiker, zeitweise saß er sogar im Landesparteirat.
Dagegen kann die ihr Glück kaum fassen: Die Püschel-Kandidatur ist ein Riesen-Coup für die Rechtsextremisten, entsprechend euphorisch feiert man ihn auf der Partei-Webseite und nahestehenden Angeboten im Netz. Landeschef Matthias Heyder höchstpersönlich hat Püschel die Bewerbung für den Wahlkreis Hohenmölsen-Weißenfels angetragen. Der designierte NPD-Direktkandidat Hans Püschel ist ein Mann mitten aus der Gesellschaft, mit einer siebenjährigen Unterbrechung regiert er seine 560-Einwohner-Gemeinde seit 1990. Sein Geld verdient Püschel mit Immobilien.
Püschel ist auch ein Mann, der sich seit Wochen ungerecht behandelt fühlt: Anfang November hatte er den NPD-Bundesparteitag im nahen Hohenmölsen besucht und sich darüber anschließend sehr wohlwollend geäußert. "Beinahe wie auf einem SPD-Parteitag" habe er sich gefühlt und "kaum einen Satz gefunden, den ich nicht selbst hätte unterschreiben können", teilte der Krauschwitzer Bürgermeister in einer Art Erlebnisbericht mit. Die Sozialdemokraten reagierten empört, Landeschefin Katrin Budde distanzierte sich von Püschels Äußerungen. Auch von einem Parteiausschluss-Verfahren war die Rede.
Nur Rüdiger Erben, Chef der SPD im Burgenlandkreis und Staatsekretär im Landesinnenministerium, mahnte zur Zurückhaltung. Weil er Püschel lange genug kennt - und daher wohl ahnte, dass ein Mann wie der Krauschwitzer Bürgermeister auf öffentlichen Druck mit einer Mischung aus Starrsinn und Heldentümlerei reagiert.
Püschel stellt fragwürdige Analogien her
Genau das ist passiert. Püschel sieht sich als einer, der den Mut zur Wahrheit hat - und stellt dabei fragwürdige Analogien her. "Übermorgen vor 30 Jahren haben sie mich abgeholt, weil ich mit der Solidarnosc sympathisiert hatte", erzählt er, ein DDR-Gericht habe ihn damals zu einer Geldstrafe über 1000 Mark verurteilt. "Daran fühle ich mich erinnert", sagt Püschel im Dezember 2010. "Und weil ich deshalb 'ne richtige Wut habe, kandidiere ich nun für die NPD." Nach Auskunft des Landeswahlleiters ist das möglich, sofern der bisherige Direktkandidat für Hohenmölsen-Weißenfels formgemäß bis zum 31. Januar ab- und Püschel von der NPD angemeldet wird.
Dabei hatte ihm Kreis-Chef Erben noch eine goldene Brücke bauen lassen - nachdem Püschel von der Burgenland-SPD angehört wurde, beließ man es zunächst mit einer Rüge. Doch Püschel legte nach: Nicht die NPD gefährde den Staat, sondern die Parteien der Mitte. Diesmal konnte auch Erben nicht mehr anders: Er ließ die Schiedskommission der Kreis-SPD umgehend ein Ausschlussverfahren in Gang setzen.
Hans Püschel tut so, als ob er die Aufregung nicht verstehen könne. "Ich stelle mich doch nur neben die Leute, die Dresche kriegen." Und "die paar Altnazis in der NPD, um die sollen sich die Staatsanwälte kümmern". Unter den Jüngeren in der NPD sei ihm jedenfalls niemand negativ aufgefallen. "Die NPD muss in den Landtag und auch in den Bundestag, damit die Parteien der Mitte endlich vernünftig werden", sagt Püschel. Dabei wolle er mithelfen.
Deshalb wird sich sein Ex-Genosse Erben auch weiterhin mit ihm auseinandersetzen müssen: Püschel kandidiert im gleichen Wahlkreis wie er. "Wir werden Hans Püschel im Wahlkampf nicht schonen", sagt Erben. "Er tritt jetzt für eine Neonazi-Partei an."