Kritik an der Hauptstadt Sarrazin lästert über die Berliner

Als Finanzsenator war Thilo Sarrazin immer für markige Sprüche zu haben, als Bundesbanker lässt er nicht nach: Berlin werde "niemals von den Berlinern gerettet werden können", lästert der SPD-Politiker. Die Stadt sei belastet von der "68er-Tradition und dem Westberliner Schlampfaktor".
Ex-Senator Thilo Sarrazin (SPD): Lästern über die Hauptstadt

Ex-Senator Thilo Sarrazin (SPD): Lästern über die Hauptstadt

Foto: ddp

Berlin - Thilo Sarrazin hat für Berlin kaum Hoffnung. Der Intellekt, den die Stadt brauche, müsse noch importiert werden "und er wird auch importiert werden wie im New York der fünfziger Jahre", sagte der frühere Finanzsenator in einem Gespräch mit der Zeitschrift "Lettre International". Die Stadt werde dann wieder ein intellektuelles Zentrum, aber nicht mehr mit dem Gewicht der zwanziger Jahre.

Berlin werde aber "niemals von den Berlinern gerettet werden können", kündigte Sarrazin, der heute Bundesbanker ist, an. Die Stadt sei belastet von zwei Komponenten: "der 68er-Tradition und dem Westberliner Schlampfaktor". Berlin sei in seinen politischen Strömungen "nicht elitär aufgestellt, sondern in seiner Gesinnung eher plebejisch und kleinbürgerlich".

Wenn Klaus Wowereit "eine Mischung aus Kurt Biedenkopf, Willy Brandt und Freiherr von und zu Guttenberg" wäre, "könnte er natürlich mehr für die Stadt bewirken", meinte Sarrazin.

Es gebe auch das Problem, "dass 40 Prozent aller Geburten in der Unterschicht stattfinden", und sie füllten die Schulen und die Klassen. Zudem gebe es in Berlin stärker als anderswo das Problem "einer am normalen Wirtschaftskreislauf nicht teilnehmenden Unterschicht", meinte Sarrazin. "Wir müssen in der Familienpolitik völlig umstellen: weg von Geldleistungen, vor allem bei der Unterschicht."

Sarrazin

plädierte auch für eine Änderung bei der Wirtschaftsansiedlung: "Die Medien sind orientiert auf die soziale Problematik, aber türkische Wärmestuben können die Stadt nicht vorantreiben", meinte der Berliner Ex-Senator. "Ich würde einen völlig anderen Ton anschlagen und sagen: Jeder, der bei uns etwas kann und anstrebt, ist willkommen; der Rest sollte woanders hingehen."

als/dpa
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