
Aschewolke behindert Flugverkehr: Norddeutschland in der Warteschleife
Kritik an Flugverboten Asche, Angst und Ärger
Hamburg - Hunderte Flüge wurden abgesagt, viele Reisende saßen in den Terminals fest - erneut hat Vulkanasche im deutschen Luftraum für Chaos gesorgt. Nun übt die SPD-Fraktion Kritik am Krisenmanagement von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) im aktuellen Umgang mit dem Ascheproblem im Flugverkehr.
So habe die Arbeitsgruppe Flugzeugtechnik seit Herbst 2010 nicht mehr getagt, obwohl kein Ergebnis vorlag, betonte die SPD unter Verweis auf eine Erklärung der Bundesregierung. Ramsauers Verweis auf eine fehlende europaweite Regelung und der Erlass eines Grenzwerts ohne fundierte Grundlage reiche nicht aus.
Ramsauer hatte wegen des Ausbruchs des isländischen Vulkans Grímsvötn in dieser Woche einen Grenzwert von zwei Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft festgelegt. Wird diese Marke überschritten, darf nicht mehr geflogen werden - es sei denn, Triebwerks- und Flugzeughersteller geben dafür ausdrücklich grünes Licht.
Der Minister selbst sieht Versäumnisse dagegen vor allem bei den Triebwerksherstellern. Von diesen lägen immer noch keine Erkenntnisse darüber vor, wie viel Asche ihre Motoren vertragen.
Am Mittwoch mussten wegen des Ausbruchs des Vulkans Grímsvötn zunächst norddeutsche Flughäfen gesperrt werden. Auch ein Jahr nach dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull gibt es keine einheitlichen Grenzwerte in der Europäischen Union. Damals fielen rund 100.000 Flüge aus.
Viele Piloten hatten die unzureichende Grundlage für die Festlegung des Grenzwerts kritisiert. Der Grenzwert für die Aschekonzentration in der Luft sei nur belastbar, wenn er mit Tests und Studien untermauert werde. "Das ist derzeit noch nicht der Fall", sagte der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Jörg Handwerg. Es dürfe nicht nur grob geschätzt und dann folgenschwer entschieden werden.
Man habe konservative Werte zugrunde gelegt und einen Sicherheitspuffer dazuaddiert. Die Werte könnten daher derzeit durchaus zu niedrig oder zu hoch liegen. Zudem müssten die Grenzwerte europaweit gültig sein. "Aber einige Länder sperren sich gegen ein verbindliches Verfahren." Grundsätzlich sei eine Abriegelung des Luftraums bei überschrittenen Grenzwerten aber richtig.
Ärger auch bei ausländischen Fluglinien
Auch in anderen Ländern wird die Kritik der Fluggesellschaften immer lauter. Die irische Ryanair hat die Einschätzung der britischen Behörden angezweifelt, wonach die Aschekonzentration über Schottland zu hoch für den Flugverkehr sei.
Die Airline habe eine eigene Maschine in den schottischen Luftraum geschickt und keine Asche in der Atmosphäre gefunden, teilte Ryanair am Dienstag mit. "Genauso wie wir vorausgesagt haben, sind wir auf absolut keine Probleme gestoßen", sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary. Der Flugverkehr über Schottland hätte nicht eingeschränkt werden dürfen, sagte er.
Auf Druck der irischen Behörden sagte Ryanair alle 68 Flüge aus und nach Schottland für den Rest des Dienstags ab.
Die Fluggesellschaft British Airways (BA) schickte nach eigenen Angaben einen Airbus A320 für einen Überprüfungsflug nach Schottland. Ergebnisse liegen bisher nicht vor.