Kritik an Westerwelle "Borniertester Außenminister seit von Ribbentrop"

Das sitzt: Mit einem vernichtenden Urteil bewertet Außenpolitikexperte Christian Hacke Guido Westerwelles Arbeit. Der FDP-Politiker sei der "bornierteste Außenminister" seit Hitlers Gefolgsmann Ribbentrop, sagte der Politologe dem SPIEGEL - und verlangt den Rücktritt des 49-Jährigen.
Außenminister Westerwelle: Bei der Libyen-Resolution an der Seite von Russland und China

Außenminister Westerwelle: Bei der Libyen-Resolution an der Seite von Russland und China

Foto: Hannibal Hanschke/ dpa

Hamburg - Seine Worte sind eine scharfe Abrechnung mit Guido Westerwelle: Der renommierte Politologe Christian Hacke hält den FDP-Politiker als Außenminister für eine schwere Fehlbesetzung und hat den 49-Jährigen zum Rücktritt aufgefordert. "Westerwelle muss weg, weil er die deutschen Interessen nicht mehr angemessen vertreten kann. Und weil man sich für ihn mitschämen muss", sagte der Politologe, der jahrelang das Seminar für Politische Wissenschaften der Universität Bonn leitete, dem SPIEGEL.

"Gucken Sie sich die Außenminister von Adenauer über Brentano bis zu Fischer und Steinmeier an", sagte Hacke. "Das waren solide, kenntnisreiche Männer, die das Kerngeschäft der Diplomatie beherrschten: Deutschlands Ansehen zu mehren und seine Interessen in der Welt zu vertreten."

Westerwelle dagegen attestiert der Professor einen "neudeutschen Wilhelminismus", der sich vor allem in der Enthaltung bei der Libyen-Resolution des Uno-Sicherheitsrats gezeigt habe. Westerwelle agiere zugleich selbstgerecht auftrumpfend und feige wegduckend. "Er ist der bornierteste Außenminister seit von Ribbentrop." Joachim von Ribbentrop war Hitlers Außenminister. Er wurde nach Kriegsende im Nürnberger Prozess angeklagt, zum Tod durch den Strang verurteilt und am 16. Oktober 1946 hingerichtet.

Deutschland hatte sich zuletzt mit seiner Enthaltung im Uno-Sicherheitsrat bei der Libyen-Resolution in der westlichen Welt isoliert. So stimmten etwa die USA, Großbritannien und Frankreich für die Resolution, um eine Flugverbotszone über Libyen zu errichten. Deutschland stand mit seiner Enthaltung dagegen an der Seite von China, Russland, Brasilien und Indien.

Westerwelle war zuletzt auch in seiner eigenen Partei umstritten. Nach einer wochenlangen Führungsdebatte hatte der FDP-Chef schließlich Anfang April angekündigt, auf dem kommenden Parteitag im Mai nicht mehr für den Vorsitz kandidieren zu wollen. Der 38-jährige Philipp Rösler soll sein Nachfolger werden.

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