Leben in Zeiten von Terrordrohungen It's tea time!

Königin Elizabeth II.: Cool bleiben bei Terrordrohungen
Foto: LEWIS WHYLD/ AFPMit seiner Warnung vor einem Terroranschlag al-Qaidas noch in diesem November hat Innenminister Thomas de Maizière die Deutschen in Alarmstimmung versetzt und dem Terrornetzwerk einen erheblichen PR-Sieg beschert. Normalerweise behandeln Geheimdienste Hinweise auf Terroraktionen vertraulich, um die berühmten "laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden".
Man kann davon ausgehen, dass die Behörden dieses Mal den Weg der direkten Ansprache an die potentiellen Täter gewählt haben, über die Köpfe der Bevölkerung hinweg. Möglicherweise engt es den Spielraum der Plotter ein. Möglicherweise werden sie nervös. Möglicherweise vertagen sie ihre geplanten Aktionen. Möglicherweise aber sind und ihre islamistischen Hilfstruppen mittlerweile Papiertiger, die eines schon jetzt erreicht haben: Sie haben sich wirksam und einigermaßen furchteinflößend zurückgemeldet.
Ihre letzten großen Anschläge in Europa gehen zurück ins Jahr 2005. Die Anschläge von London. Ich habe sie als Korrespondent erlebt. Der erste war eine tückische Verteilung verschiedener Bomben im U-Bahn-Netz, eine weitere Bombe explodierte in einem Doppeldeckerbus, übrigens in vorwiegend muslimisch bewohnten Stadtteilen. Die Täter, sofern sie nicht selber umkamen, konnten auf Grund der Videoüberwachung in den Subwaystationen schnell ermittelt und gefasst werden.
Zwei Wochen später gab es einen erneuten Bombenalarm. Am selben Nachmittag hatte die Queen zu ihrer traditionellen Sommerparty auf die Wiese des Buckingham Palace geladen. Keinen Moment wurde daran gedacht, diese abzusagen.
So stand ich also mit verdienten Bürgern und den Spitzen der Gesellschaft zwischen den Blumenrabatten von Buckingham, und die Queen machte ihre Runden, ihre vornehme Blässe war möglicherweise eine Spur blasser, aber sie neigte sich höflich den festlich gekleideten Gästen zu, betrieb Smalltalk. Niemanden an diesem Nachmittag hörte ich über Bomben oder Terror oder Angst reden - obwohl die ganze Zeit Helikopter mit ihren schnappenden Rotorblättern über dem Palast kreisten.
Ich fand das imponierend. Auch so, dachte ich mir, kann man mit Fanatikern, deren Ziel es ist, die Zivilordnung aus dem Gleichgewicht zu bringen, umgehen: Man kann sie ignorieren.
Also zeigen wir Osama bin Laden, was eine Harke ist: Verziehen wir keine Miene. Und trinken Tee.