Krawalle in Leipzig: Linksautonome liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei
Foto: dpaZerbrochene Scheiben, brennende Müllcontainer, Steine - Wasserwerfer und Tränengasschwaden: Am Samstag ist es in Leipzig zu Krawallen gekommen, Anlass war eine Kundgebung von Rechtsextremisten. Rund 150 Anhänger der fremdenfeindlichen "Offensive für Deutschland", der Neonazi-Partei "Die Rechte" und des Pegida-Ablegers Thügida nahmen an dem Marsch durch die Leipziger Südvorstadt teil. Die Strecke war nur 550 Meter lang, der Aufmarsch dauert nur eineinhalb Stunden.
An zehn Protestdemos und Kundgebungen gegen die Kundgebung der Rechtsextremisten beteiligten sich nach Schätzungen rund 2500 Menschen. Viele Demonstranten protestierten friedlich, vermummte Linksextremisten lieferten sich aber immer wieder Straßenschlachten mit der Polizei.
Sie warfen Steine, Flaschen und Böller in Richtung der Beamten, errichteten auf mehreren Straßen Barrikaden und zündeten diese an. Fensterscheiben von Geschäften und Banken gingen zu Bruch. Bushaltestellen wurden beschädigt. Die Polizei sprach von "Zerstörungswut und Aggression". Beamte seien aus einer Menge von bis zu tausend vermummten Menschen heraus "massiv" angegriffen worden. Die Polizisten setzten Tränengas und Wasserwerfer ein.
Bilanz einer Krawalltags
Die Beamten waren im Vorfeld von einem hohen Gefahrenpotenzial ausgegangen und sicherten die Demonstrationen deshalb mit acht Hundertschaften ab, darunter auch Einsatzkräfte aus anderen Bundesländern. Auch Pferdestaffeln und Polizeihubschrauber kamen zum Einsatz.
Die Bilanz der Krawalle liest sich laut Polizei so:
Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) erklärte, die Gewalt der Linksextremen sei "offener Straßenterror". "Diese Gewalt von Anarchisten und sogenannten Autonomen ist schockierend", sagte er. "Hier waren Kriminelle am Werk, die vor nichts zurückschrecken." "Extreme Gewalttäter" hätten sich "das Deckmäntelchen des Antifaschismus übergeworfen, um den Staat anzugreifen", kritisierte Jung. Damit würden sie "den so wichtigen, friedlichen Protest gegen Neonazis" diskreditieren und letztlich verhindern.
Pfarrer in Gewahrsam
In Gewahrsam genommen wurde zwischenzeitlich auch der Jenaer Stadtjugendpfarrer Lothar König, der sich gegen Rechtsextremismus engagiert. Er hatte am Samstag auf einer linken Gegendemo von seinem Lautsprecherwagen aus gesprochen. Am Samstagabend kam er wieder frei. Gegen ihn werde unter anderem wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch ermittelt. Zudem habe er sich Beamten widersetzt, so die Polizei.
König nimmt regelmäßig mit Mitgliedern seiner jungen Gemeinde an Demonstrationen teil. 2011 soll er in Dresden bei einer Demo gegen Neonazis zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen haben, was er stets bestritt.
Bereits in der Nacht hatte es in Leipzig ein Angriff auf ein Linke-Parteibüro gegeben, wie die sächsische Polizei über ihren Twitter-Account mitteilte. Außerdem seien mehrfach Gegenstände in Brand gesetzt worden.
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Wasserwerfer in Leipzig: Die Polizei sprach von etwa tausend linken Gegendemonstranten mit einem "starken Gewaltpotenzial".
Brennende Barrikaden: Vermummte Linksautonomen nahmen einen Aufmarsch von rund 150 Rechtsextremisten durch den Süden von Leipzig zum Anlass, um sich mit der Polizei Straßenschlachten zu liefern. An zehn Protestdemos und Kundgebungen gegen die Kundgebung der Rechtsextremisten beteiligten sich nach Schätzungen rund 2500 Menschen. Viele Demonstranten protestierten friedlich.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. 69 Beamte seien bei den Straßenschlachten verletzt worden, zwei seien dienstunfähig, einer von ihnen für mindestens vier Wochen. Außerdem seien 50 Dienstfahrzeuge der Polizei beschädigt worden, teilte eine Sprecherin mit.
Mit Wasserwerfern wurden die Gegendemonstranten zurückgeschlagen, 23 Menschen wurden in Gewahrsam genommen.
Aufmarsch von Mitgliedern der Neonazi-Partei "Die Rechte": Etwa 150 Rechtsextremisten kamen zu der Demonstration. Der Veranstalter hatte mit 600 Teilnehmern gerechnet, teilte die Polizei mit. Angemeldet hatten die gemeinsame Kundgebung auch die fremdenfeindliche "Offensive für Deutschland", und der Pegida-Ableger Thügida.
Sie liefen nur eineinhalb Stunden durch die Leipziger Südvorstadt und wurden dabei von Polizisten geschützt. Ursprünglich wollten die Rechtsextremisten durch den direkt angrenzenden eher links-alternativ geprägten Stadtteil Connewitz marschieren. Das wurde vom Ordnungsamt verweigert, weil dort ein Weihnachtskonzert und ein alternativer Weihnachtsmarkt stattfanden.
Gegendemonstranten blockierten Trambahnschienen.
Vermummte bewarfen Polizisten immer wieder mit Böllern, Steinen und Flaschen. Auch Einsatzfahrzeuge wurden attackiert.