Libanon-Einsatz Froschmänner sollen die deutschen Marineschiffe beschützen

Auf ihrem Weg zur libanesischen Küste ist die deutsche Marine in Zypern angekommen. Der Ernstfall naht. Größte Gefahr sind dann Sprengstoffanschläge auf See. Kampfschwimmer und Minentaucher sollen die Bundeswehr-Schiffe davor schützen.

Limassol - Sie erinnern bei ihren Einsätzen an den Filmhelden James Bond: Die Kampfschwimmer und Minentaucher der deutschen Flotte. Die speziell ausgebildeten Männer operieren mit ihren Spezialwaffen lautlos und unsichtbar unter Wasser. Sie werden die Schiffe der Deutschen Marine bei ihren Patrouillenfahrten vor der libanesischen Küste gegen mögliche Anschläge von Terroristen schützen. Der Marineverband soll verhindern, dass über See Waffen und Munition für die Hisbollah-Milizen in den Libanon geschmuggelt werden.

Die Elitesoldaten sollen unter anderem verhindern, dass an die Bordwände der Marineschiffe Sprengladungen angebracht werden. "Gegen solche heimtückischen Attacken müssen wir uns besonders wappnen", sagen Marineoffiziere im zyprischen Hafen Limassol. Der Hafen ist für den Libanon-Einsatz die Logistikbasis. Das Verteidigungsministerium lehnte "aus Sicherheitsgründen" jede Stellungnahme zum streng geheimen Einsatz der Froschmänner ab.

In Limassol machen die acht deutschen Kriegsschiffe - zwei Fregatten, vier Schnellboote, der Tender "Elbe" sowie der Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main" - auf dem Weg in die Gewässer vor dem Libanon Zwischenstation. Die Tage bis zum ersten Einsatz werden noch für Gefechtsübungen und für die Erprobung des Zusammenspiels der Schiffsbesatzungen genutzt.

Nach den bisher vorliegenden Plänen sollen die Deutschen am 16. Oktober um Mitternacht das Kommando über den internationalen Marineverband vor der Küste des Libanon übernehmen. Zu dem Verband gehören auch acht Schiffseinheiten aus anderen europäischen Ländern, darunter Dänen, Norweger und Griechen. Bulgarien will eine Fregatte entsenden. Für die Deutsche Marine ist es der größte und gefährlichste Einsatz ihrer Geschichte.

Schon bevor der deutsche Verband am 21. September von Wilhelmshaven aus in See ging, hatte Marineinspekteur Wolfgang Nolting darauf hingewiesen, dass die größte Gefahr Sprengstoffanschläge auf See darstellten. "Rechnen müssen die Soldaten mit einem Fischerboot, dessen Besatzung freundlich winkt, das aber ein schwimmender Sprengsatz ist", hatte Nolting erläutert.

Das erinnert an den heimtückischen Angriff von Terroristen der Al-Qaida am 12. Oktober 2000 auf den amerikanischen Zerstörer "Cole" im Hafen der südjemenitischen Stadt Aden. Die "Cole" bunkerte Treibstoff, als sich ein kleines Schnellboot näherte. Die Sprengladung riss ein riesiges Loch in den Schiffsbauch der "Cole", 17 US-Marinesoldaten starben.

Der Führer des internationalen Flottenverbandes in den libanesischen Gewässern, Admiral Andreas Krause, gibt sich optimistisch: "Ich bin überzeugt, dass uns im Einsatz nichts begegnen wird, auf das wir nicht vorbereitet sind". Die Kampfschwimmer gelten als "besttrainierte und waffentechnisch immer auf den letzten Stand gebrachte Einheit der deutschen Flotte". Sie sind mit den Männern der GSG 9 und des "Kommandos Spezialkräfte" (KSK) der Bundeswehr vergleichbar.

Die Elitesoldaten haben einen Aktionsradius von 15 Kilometern. Sie operieren mit besonderen Druckanzügen und haben Pistolen, deren bleistiftgroße Stahlpfeile auf zehn Meter Entfernung eine Pressluftflasche durchlöchern können.

Friedrich Kuhn, ddp

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