Protokoll zur Nachzählung Berlin hat bis 466 gezählt

In Lichtenberg muss nachgezählt werden
Foto: Jörg Carstensen / dpaDieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.
Im Bezirk Lichtenberg sind 466 vorliegende Briefwahlstimmen versehentlich nicht mitgezählt worden. Stand Montagmorgen hatte die SPD als zweitstärkste Kraft nur 105 Stimmen mehr hat als die Grünen. Nach dem Ende der heutigen Auszählung in Lichtenberg hat sich dieser nach SPIEGEL-Berechnung auf 113 erhöht.
Der RBB berichtet, dass die Nachzählung im Wahlkreis 3 ergeben hat, dass die Direktkandidatin der Linken, Claudia Engelmann, nun gleichauf liegt mit dem bisher führenden Kandidaten der CDU, Dennis Haustein. Das Wahlgesetz sieht in diesem Falle vor, dass der zuständige Bezirkswahlleiter losen muss, wer das Direktmandat bekommt. Sollte Engelmann das Mandat gewinnen, könnte dies dazu führen, dass bei anderen Parteien Ausgleichsmandate wegfallen. Ob dies Auswirkungen auf den Gleichstand an Sitzen zwischen SPD und Grünen haben würde, ist offen.
14.30 Uhr: Das war es von unserer Liveberichterstattung aus Lichtenberg. Wir hoffen, Sie haben sich unterhalten gefühlt.
14.23 Uhr: Unser Reporter vor Ort, Hannes Schrader, schreibt: »Als Journalist lernt man immer: Nie mit dem Wetter einsteigen! Aber vom Aussteigen ist nie die Rede, daher: Als ich in Lichtenberg ankam, hing das Bezirksamt im Nebel. Nun, nach der Auszählung, lacht die Sonne. Vielleicht nur über Lichtenberg, aber vielleicht auch über ganz Berlin?«
14.22 Uhr: Die Nachzählung der 466 Stimmen ist beendet. »Der Aufreger ist jetzt durch«, sagt Thomas Zeidler und fragt in Richtung der Beobachterinnen und Beobachter: »Wollte jemand noch mal durchzählen?«
14.20 Uhr: Wenn wir richtig mitgezählt haben, hat die Nachzählung damit 88 Zweitstimmen für die SPD und 80 für die Grünen ergeben. Damit bauen die Sozialdemokraten ihren knappen Vorsprung von 105 auf 113 aus.
14.09 Uhr: Trommelwirbel! Sind das die wirklich allerletzten Zweistimmen der Abgeordnetenhauswahl 2023? Hannes Schrader möchte sich da aus Erfahrung lieber nicht festlegen, bleibt daher beim journalistisch vorsichtigen »offenbar«:
SPD: 8
CDU: 9
GRÜNE: 10
Linke: 17
AfD: 4
FDP: 1
Volt: 1
Die Partei: 2
DKP: 1
14.05 Uhr: Was in Lichtenberg vor sich geht, eignet sich übrigens laut Hannes Schrader überhaupt nicht für Berlin-Bashing: mit großer Ruhe und Ordnung wird hier geschlitzt, gezählt, notiert und eingetütet. Demokratie ist eben auch ein Haufen Bürokratie.
13.59 Uhr: Die Wahlscheine sind gezählt: Es geht um 53 stimmen fürs Abgeordnetenhaus, eine nur für die BVV.
13.58 Uhr: Zum Verständnis: Selbst wenn alle diese Stimmen an die Grünen gingen, weil Bettina Jarasch allen Wählerinnen und Wählern hier einen Anwohnerparkplatz auf der Friedrichstraße versprochen hätte, würden diese Stimmen für einen grünen Zweitstimmensieg nicht mehr reichen.
13.57 Uhr: Erststimmen und BVV des Wahlkreises 5 sind nun ebenfalls ausgezählt, wir begeben uns nun so langsam auf die Zielgerade: Jetzt wird der letzte Wahlkreis ausgezählt. Es geht noch mal um 54 Stimmen, dann ist hier endgültig die Luft raus.
13.40 Uhr: Die Ergebnisse aus Wahlkreis 5 sind da:
SPD: 17
Grüne: 19
Die Grünen also hier im Wahlkreis gegen den allgemeinen Trend des Kreises vor der SPD, aber nur zwei Stimmen. In der Summe sind das nun 72 für die Grünen, und 80 für die SPD in dieser Nachzählung. Erinnerung: die SPD liegt bei den Zweitstimmen landesweit bereits 105 Stimmen vor den Grünen.
13.29 Uhr: Das offizielle Endergebnis der Mittagspause von Hannes Schrader ist bekannt: Zwei Hähnchensandwiches (leider zu viel Mayo), ein Apfel (angenehme Säure), ein Knoppers-Riegel (deutlich nach halb zehn). Die offizielle Nachzählung steht noch aus, erste Prognosen deuten aber auf ein gestilltes Hungergefühl hin.
13.25 Uhr: Es geht um 85 Stimmen, eine davon nur für die BVV. Nun werden die Umschläge mit den Stimmzetteln geöffnet.
13.24 Uhr: Sie kennen das inzwischen: Die Helferinnen und Helfer schlitzen die roten Wahlbriefe auf, trennen Wahlschein und blauen Umschlag mit den Stimmzetteln. Falls Sie nun übrigens auf den Geschmack gekommen sind und denken, Sie können das alles viel besser: Am 26. März findet in Berlin ein Volksentscheid statt, einzelne Berliner Bezirke suchen noch Wahlhelferinnen und -Helfer. Es gibt 120 Euro Erfrischungsgeld! Mehr Informationen gibt es hier .
13.18 Uhr: Der stellvertretende Leiter des Wahlamts, Thomas Zeidler, sagte gerade noch etwas zum möglichen Los des Direktmandats: »Das ist noch nie vorgekommen«. Er rechne damit, dass während der Nachzählung noch eine Stimmenmehrheit für die CDU oder die Linke zustande kommen wird. »Aber wenn nicht, dann entscheidet tatsächlich das Los«, sagt er. Ein Topf, zwei Lose, und der Arm eines Wahlhelfenden, der zur Losfee wird.
13.16 Uhr: Hier werden nun Kaffeetassen befüllt, gleich geht es weiter mit dem Zählen. Jetzt an der Reihe: Wahlkreis 5.
13.13 Uhr: Bevor es mir der Auszählung weitergeht, hier noch ein kleiner Zahlen-Fun-Fact, mit dem Sie eventuell Ihren Partner oder Ihr Kind beeindrucken können: In der Sesamstraße lernen Kinder das Zählen ja von »Graf Zahl«, der aussieht wie Graf Dracula. Haben Sie sich mal gefragt, warum die Figur Graf ist? Der Grund: Das englische Wort für »Graf« ist »Count«, im englischen Original heißt er also »Count von Count«. Jetzt einmal fünf Euro in die SPIEGEL-Plus-Wortspielkasse einwerfen bitte.
12.55 Uhr: Hannes Schrader ist für den SPIEGEL live vor Ort und macht nun auch Mittagspause. Dass er sein Spesenkonto ausreizt, kann man nicht behaupten.

SPIEGEL-Redakteur Hannes Schrader hat es nicht leicht
Foto: Hannes Schrader / DER SPIEGEL12.31 Uhr: Das ganz große Interesse ist übrigens abgeflaut, die Kameras und Fotografen sind weg.
12.29 Uhr: Jetzt ist Mittagspause bis 13.10 Uhr.
12.28 Uhr: Womöglich ist die Krise der FDP wohl nirgendwo größer als in Lichtenberg: Sie verliert hier sogar stellenweise gegen die Tierschutzpartei. In der BVV im Wahlkreis 4 bekam sie nur eine von 185 Stimmen, genauso viele wie die NPD. Wie wird sich Christian Lindner dazu verhalten?
12.25 Uhr: Die Stimmen sind aufgetaucht, es waren zehn Stimmen für die Linkspartei.
12.23 Uhr: Beim Abgleich der Stimmen für die BVV fehlen zehn Stimmen in der Summe. Da scheint irgendwo ein Stapel nicht mitgezählt worden zu sein. Es wird nochmals nachgezählt.
12.17 Uhr: Übrigens: Die Briefe kamen aufgrund eines internen Fehlers nicht rechtzeitig zur Auszählung am Sonntag an. »Es hat weder mit der Poststelle zu tun im Bezirksamt Lichtenberg noch mit der Deutschen Post«, sagt Bezirkswahlleiter Axel Hunger. »Es lag daran, dass wir ein Kommunikationsproblem hatten innerhalb des Bezirkswahlamtes.«
Die fraglichen Wahlbriefe seien bis einschließlich Donnerstag in der Briefwahlstelle im Rathaus Lichtenberg abgegeben worden. Dann habe es aufgrund des Verlaufs der internen Postroute der Behörde nicht geklappt, sie rechtzeitig zum Bezirkswahlamt zu bringen, das sich in einem anderen Gebäude im Stadtteil Hohenschönhausen befindet. Vielmehr seien sie liegengeblieben und erst am Montagmorgen dort angeliefert worden.
»Das ist einfach ein Missverständnis gewesen«, so Hunger. »Ich nehme das auch voll auf meine Kappe.« Solche Fehler seien ärgerlich, könnten aber eben auch mal passieren. »Entscheidend ist, dass wir den Fehler korrigieren, wie wir auch andere Fehler korrigieren.« Genau dafür gebe es die Ergebnisprüfung.
12.15 Uhr: Die Erststimmen des Wahlkreises Nummer 3 sind nun auch ausgezählt, jetzt kommen die BVV-Stimmen
12.09 Uhr: Fürs Mitzählen zu Hause jeweils einmal die Zweitstimmen in den schon ausgezählten Wahlkreisen:
Wahlkreis 2:
SPD: 8
Grüne: 3
Wahlkreis 3:
SPD: 22
Grüne: 9
Wahlkreis 4:
SPD: 33
Grüne 39
Macht insgesamt 63 für die SPD, und für die Grünen 51. Der Abstand der SPD zu den Grünen wächst also. Die noch verbleibenden Wahlkreise neigten eher zur SPD, eine Sensation zeichnet sich daher hier eher nicht ab. Aber wenn wir eins gelernt haben in den vergangenen Jahren, dann das: Berlin ist, was Wahlen angeht, immer für eine Überraschung gut!
12.02 Uhr: Da Sie nun schon mal hier sind, können wir Sie eventuell für ein Stück Berliner Liedkultur begeistern? Das Lied »Bolle reiste jüngst zu Pfingsten« ist ein Klassiker der Berliner Volksmusik. Bolle steht für den klassischen, eher rustikalen Berliner. Er fährt an Pfingsten raus nach Pankow, wo er sich betrinkt und in eine Prügelei gerät, in der er ein Messer zieht, und »fünfe massakriert«. Übel lädiert fährt er heim, wo ihn seine Frau verprügelt. Er versucht sich das Leben zu nehmen, indem er sich auf die Bahnschienen legt. Aber die kommt berlintypisch nicht, sodass man ihn zwei Wochen später als »Dörrjemüse« findet und begräbt. Das allerwichtigste aber ist der in jeder Strophe wiederholte Refrain: »Aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert«.
11.58 Uhr: Inzwischen sind alle Umschläge aufgeschlitzt und nun werden die Zweistimmen gezählt.
11.46 Uhr: Der RBB berichtet übrigens, dass die Nachzählung im Wahlkreis 3 ergeben hat, dass die Direktkandidatin der Linken, Claudia Engelmann, nun gleichauf liegt mit dem bisher führenden Kandidaten der CDU, Dennis Haustein. Das Wahlgesetz sieht in diesem Falle vor, dass der zuständige Bezirkswahlleiter losen muss, wer das Direktmandat bekommt.
Sollte Haustein das Mandat behalten, würde sich am Kräfteverhältnis im Abgeordnetenhaus nichts ändern. Ginge das Mandat an die Linke, hätte die CDU einen Sitz weniger im Landesparlament. Dies könnte dazu führen, dass bei anderen Parteien Ausgleichsmandate wegfallen. Ob dies Auswirkungen auf den Gleichstand an Sitzen zwischen SPD und Grünen haben würde, ist offen.
11.45 Uhr: Ein Kameramann hält voll drauf, das ist wirklich Demokratie am Limit: Gleichzeitig wahnsinnig spannend und öde!
11.44 Uhr: Jetzt werden die blauen Umschläge aufgeschlitzt, die Stimmzettel entnommen und sortiert: die blauen Zweitstimmen fürs Abgeordnetenhaus, die grauen Erststimmen und die orangen Stimmzettel für die BVV.
11.43 Uhr: Jetzt zählen die Helfenden die verschlossenen blauen Umschläge mit den Stimmzetteln darin. Diese sollten mit der Zahl der Wahlscheine übereinstimmen. Und das tun sie auch 182 plus 3.
11.42 Uhr: Nun werden die Wahlscheine in einen Umschlag eingetütet und die Umschläge mit einem roten Sticker zugeklebt.
11.41 Uhr: 182 Wahlscheine fürs Abgeordnetenhaus und BVV, drei nur für die BVV
11.38 Uhr: Die Helfenden zählen nun die Wahlscheine, immer jeweils nach Vier-Augen-Prinzip. Die Zahlen werden dann erst untereinander abgeglichen, und anschließend summiert.
11.36 Uhr: Im Wahlkreis 5 und 6, die danach kommen, ist es umgekehrt, dort lag jeweils die SPD knapp vorn.
11.35 Uhr: Wahlkreis 4 könnte interessant werden, erstens, weil es um relativ viele Stimmen geht, und zweitens, weil die Grünen hier im bisherigen Zweistimmenergebnis knapp vor der SPD liegen, die Menschen wählten hier also tendenziell grüner als im Rest von Lichtenberg.
11.31 Uhr: Die Stimmung bei den Helfenden ist übrigens äußerst heiter und ruhig: In einer Thermoskanne wird Tee gebrüht, es gibt Süßigkeiten und auch eine Kaffeemaschine ist da. Rundherum sitzen die Leute rum und schauen zu.
11.29 Uhr: Die Helfenden schlitzen die roten Umschläge auf, und trennen die gelben Wahlscheine von den blauen, verschlossenen Umschlägen mit den Stimmzetteln.
11.26 Uhr: Es geht um 185 Stimmen. Davon können jedoch einige auch ungültig sein, oder nur für die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), weil etwa auch EU-Bürgerinnen an den BVV-Wahlen teilnehmen dürfen.
11.25 Uhr: Damit Sie auch zu Hause mitzählen können: Es müssen fünf Wahlkreise ausgezählt werden, allerdings sind das die Wahlkreise 2 bis 6. Jetzt sind wir beim dritten auszuzählenden Wahlkreis, Nummer 4.
11.23 Uhr: Nun kommt Wahlkreis 4. »Das ist der größte Schwung an Stimmen«, sagt Zeidler.
11.22 Uhr: Es geht weiter!
11.20 Uhr: Die Aufmerksamkeit ist so groß, weil die Grünen in Berlin bei der Zweitstimme nur 105 Stimmen hinter der SPD liegen. Allerdings ist der Bezirk hier keine Hochburg der Grünen. Bei den Ergebnissen der ersten beiden Wahlkreise zeigt sich das schon: Die SPD erhielt jeweils deutlich mehr Stimmen als die Grünen.
11.16 Uhr: Die Zählung leitet mit lässiger Berliner Schnauze der stellvertretende Leiter des Wahlamts Lichtenberg, Thomas Zeidler. In blauem Hemd, mit Brille und einem kleinen schillernden Ohrstecker verkündet er die einzelnen Zählergebnisse. Er sei ein wenig überrascht von der Aufmerksamkeit, »aber wenn’s so knapp ist, ist die Aufmerksamkeit natürlich da.«
11.07 Uhr: Im Raum der Auszählung stehen etwa zehn Stühle für Beobachter. Am Türrahmen kauern Journalistinnen und Journalisten der Berliner Presse, Fotografen und mehrere Kameraleute waren auch schon da. Außerdem einige Beteiligte aus der Lichtenberger Politik, und Bürgerinnen und Bürger. Gut möglich, dass das eine der am aufmerksamsten beobachteten Stimmzählungen in der Geschichte der Bundesrepublik ist.
11.05 Uhr: Jetzt ist erst mal eine Viertelstunde Pause.
11.04 Uhr: Die Auszählung wird noch eine ganze Weile dauern, weil für jeden Wahlkreis erst mal die Anzahl der roten Wahlbriefe gezählt werden. Dann werden die Briefe geöffnet, darin ist ein blauer Umschlag mit den Stimmzetteln und der Wahlschein. Dann werden die Wahlscheine geprüft und gezählt. Die Zahlen werden abgeglichen. Danach werden die blauen Umschläge mit den Stimmen geöffnet und die Stimmzettel sortiert.
11.03 Uhr: Wie lang kann es schon dauern, 466 Briefwahlstimmen auszuzählen? Seit 9.30 Uhr sind zehn Wahlhelfende im Bezirksamt Lichtenberg dabei. Dazu noch ein ernst schauender Mann mit roter Warnweste, der die Medien und Beobachter im Zaum halten soll.
Die Stimmen kommen aus fünf Wahlkreisen, diese werden einzeln ausgezählt. Los ging es mit Wahlkreis 2, das waren 33 Stimmen. Gerade wird Wahlkreis 3 ausgezählt, 109 Stimmen. Es wird immer zuerst die Zweistimme fürs Abgeordnetenhaus gezählt, dann die Erststimme. Anschließend werden die Stimmen für die Bezirksverordnetenversammlung gezählt. Da sind die Helfenden nun gerade dran.
Die Ausgangslage
10.54 Uhr: Im Bezirk Lichtenberg sind 466 vorliegende Briefwahlstimmen versehentlich nicht mitgezählt worden. 466 ist bei etwa 2,4 Millionen Stimmberechtigten keine große Zahl. Aber wenn man bedenkt, dass die SPD als bisher zweitstärkste Kraft nur 105 Stimmen mehr hat als die Grünen, kann diese Auszählung noch großen Einfluss auf die künftige Berliner Regierung haben. Eine Fortsetzung des rot-rot-grünen Bündnisses ist trotz des Wahlsieges der CDU denkbar. Doch wer würde diese Koalition anführen, die SPD oder die Grünen? Die öffentliche Auszählung beginnt gleich.