Liveblog-Protokoll So verlief das Wahldrama um Wulff

Am Abend eines sehr langen Juni-Tages: "Ich muss sagen, ich bin sehr erbost!"
Foto: Jens Wolf/ dpa
Von Sebastian Fischer (sef), Florian Gathmann (flo), Martin Heller (mhe),
Thorsten Dörting (tdo), Veit Medick (vme), Roland Nelles (ron),
René Pfister (pfi), Ole Reissmann (ore), Christoph Schwennicke (csw),
Severin Weiland (sev) und Philipp Wittrock (phw)
Die Kanzlerin hat das letzte Wort nach einem langen und dramatischen Tag. Nun endet auch der SPIEGEL-ONLINE-Liveblog, nicht aber die Diskussion über die Folgen der Präsidentenwahl. Am Donnerstag geht es damit weiter - schließlich ist ja nochmal WM-spielfrei. Einstweilen vielen Dank für Ihr Interesse - und gute Nacht. Oder lesen Sie einfach nochmal die Chronologie einer Wahl mit Hindernissen nach.
[22.23] Die Kanzlerin übt ihre Richtlinienkompetenz aus: Alles in Ordnung
Was soll sie auch sagen? Gottchen, war das eine Katastrophe? Was für ein Desaster? Die Koalition hat in den Abgrund geblickt? Das sollte man von der Kanzlerin wirklich nicht erwarten. Stattdessen ist Schönreden angesagt. Die mühsame Präsidentenwahl ein Votum gegen die Arbeit der Regierung? Nein, nein. "Es handelte sich um die Wahl eines Bundespräsidenten, die frei und offen erfolgen sollte", betont Merkel am Abend im Interview mit ARD und ZDF. "Die Koalition hat ihre Arbeit gemacht. Sie wird sie weiter machen."
Das klingt fast wie ein Drohung.
"Das Ergebnis kann zufriedenstellen", sagt Merkel auch. Muss aber nicht. Fragen, wer in den ersten beiden Wahlgängen aus den eigenen Reihen nicht für Wulff gestimmt habe, wehrt sie ab. "Ich habe nicht Verdächtigungsrecherche anzustellen. Zum Schluss war es eine gute Mehrheit. Das ist, was zählt."
Sie erwarte, dass Wulff Bundespräsident aller Deutscher werde. Schließlich ist Merkel ja auch die Kanzlerin aller Deutschen. Hat sie zumindest mal versprochen. (phw)
[22:24] Hart aber öde
Für Frank Plasbergs Talkrunde zur Wahl hat die ARD tatsächlich noch ein paar Menschen aus dem Polit-Betrieb aufgetrieben, die an diesem Tag noch nicht mindestens zehn Mal irgendetwas in irgendeine Kamera gesagt haben: Lothar Späth, Hermann Otto Solms, Heide Simonis, "Stern"-Journalist Hans-Ulrich Jörges, Katrin Göring-Eckardt und Klaus Ernst von der Linkspartei. Spannender macht's das leider nicht. (tdo)
[22.07] Grüne sind stolz, Linke sticheln
"Ein guter Tag für die Demokratie": Die Grünen-Spitze ist zufrieden mit dem Tag - und übt Kritik am Abstimmungsverhalten der Linken. Es sei es nicht nachvollziehbar, dass man sich bei einer so wichtigen Frage enthalte, sagt Grünen-Chefin Roth. Linken-Kollegin Lötzsch spielt den Ball zurück: "SPD und Grüne hätten im dritten Wahlgang mit uns einen Kandidaten aufstellen können, der für alle wählbar gewesen wäre." (phw/ore)
[22.05] Es geht weiter!
Gauck freut sich, Künast freut sich, alle freuen sich auf das Sommerfest des Bundespräsidenten am 2. Juli. Die ständige Versicherung des Spitzenpersonals, alle zu der Feier zu kommen, klingt so wie ein Programmhinweis im Privatfernsehen: Es geht weiter! Schalten sie wieder ein, wenn es wieder heißt: Politik. (ore)
[22.01] Gauck ist zufrieden
"Am Abend eines sehr langen Juni-Tages", beginnt Gauck sein Statement fast wie ein Märchen - das dann aber nicht wie eines endet. "Am Abend eines sehr langen Juni-Tages habe ich das Bedürfnis, Christian Wulff von Herzen zu gratulieren." Gauck bietet sich dem CDU-Politiker als Gesprächspartner an: Man könne sich begegnen und "zum gegenseitigen Nutzen miteinander reden". Über die Linke verliert er kein gutes Wort: "Diese Kräfte dort, die diese Verharrung zu verantworten haben, werden in viele Gespräche verwickelt werden. So sehe ich das." (ore)

Bundespräsidentenwahl 2010: Kampf um Bellevue
[21.59] Koalition verpasst Neustart
Die ersten Vorboten der Diskussion, die Angela Merkel in den nächsten Tagen und Wochen erwartet: Sachsens Ministerpräsident Tillich sieht in der Wahl erst im dritten Wahlgang eine verpasste Chance für einen Neustart. Jetzt sei es notwendig, dass sich das Regierungsbündnis zusammenraufe. Nach der Sommerpause müssten die Entscheidungen getroffen werden, die notwendig seien. (phw)
[21:47] Westerwelle kann's nicht lassen
Nachdem die Kanzlerin ihren letzten Satz gesprochen hat und sich das Trio schon abwenden will, muss Westerwelle wohl unbedingt das letzte Wort haben und noch eine Weisheit hinterherschicken: Auch Präsidenten, die erst im Dritten Wahlgang gewählt worden seien, wären ja große Präsidenten geworden. Merkel sah einigermaßen genervt aus. (tdo)
[21.45] Knapp, wieso knapp?
Den Wahlkrimi als solchen will Angela Merkel lieber nicht kommentieren. Nur so viel, als sie gemeinsam mit FDP-Chef Westerwelle und CSU-Chef Seehofer vor die Kameras tritt. "Ich glaube, dass die absolute Mehrheit jetzt zum Ende des dritten Wahlganges auch deutlich gemacht hat: Hinter Christian Wulff steht eine große Mehrheit, die er auch in der Bevölkerung finden wird." kein Wort, was das für sie und die Koalition bedeuten könnte. (phw)
[21.40] Nicht elegant
"Das war ein schwerer Durchgang, das muss man sagen", gesteht Unionsfraktionschef Kauder ein. "Es war nicht besonders elegant, vielleicht, aber das Ergebnis zählt." (ore)
[21.40] Christian Wulffs langer Weg zum Talkmaster
Jetzt heißt es für Christian Wulff: Reden üben. Seine Dankesworte an Horst Köhler waren artig, sein Gag mit den neun Jahren, die er gebraucht hat, um Ministerpräsident zu werden, da seien doch drei Wahlgänge nichts, war wohlfeil - und ein Satz wie "Deutschland ist ein wunderbares Land" war eine nette Nichtigkeit. Der große Tübinger Politologe Theodor Eschenburg, einer der wichtigsten intellektuellen Deuter der jungen Bundesrepublik, hat das Amt des Bundespräsidenten einmal sehr schön antik-römisch-historisch auf den Punkt gebracht: Dem Bundespräsidenten fehle qua Amt die potestas, also wirkliche Verfügungsgewalt und Handlungsvollmacht. Die müsse er durch auctoritas ersetzen, also durch Würde und Ansehen. Und das ist die große Aufgabe für den 51-jährigen Politprofi Christian Wulff, der, geschliffen durch eine jahrzehntelange Parteikarriere, lernen muss, auch mal anzuecken - und doch staatstragend zu bleiben. Mit großen Reden zu Würde und Ansehen zu kommen, das dürfte nirgendwo schwieriger sein, als in unserer Mediendemokratie; wo jeder plappert, gerne viel, meist folgenlos. (tdo)
[21.37] Schuldzuweisungen in der Opposition
Die Linke ist Schuld. Sagt SPD-Chef Gabriel. "Wir hätten im ersten Wahlgang schon eine Mehrheit haben können", sagt Gabriel nach Wulffs Sieg im dritten Wahlgang. Die Linkspartei habe sich nicht "von ihrem alten SED- und Stasi-Erbe" befreien können. (phw)
[21.34] Wie, schon Schluss?
"Sie können sagen, dass sie dabei gewesen sind", sagt Norbert Lammert zum Abschied. Dann erklärt er die 14. Bundesversammlung für geschlossen. Für Christian Wulff ist der Abend lange nicht vorbei - die Reihe der Gratulanten ist lang. Aber das lässt er gern über sich ergehen. (phw)
[21.32] Vereidigung am Freitag
Lammert lädt die Abgeordneten zur Vereidigung des neuen Bundespräsidenten am Freitag im Bundestag ein, dann bedankt er sich für die "disziplinierte Mitwirkung" der Delegierten. Untermalt von den Bläsern singt man die Nationalhymne. (phw)
[21.24] Wulff richtet erste Worte an die Bundesversammlung
So lang hat sie doch gar nicht gedauert, diese Wahl, findet der neue Bundespräsident - schließlich habe er doch neun Jahre gebraucht, um Ministerpräsident zu werden. Die Koalition lacht. Konkurrent Gauck grinst höflich, Steinmeier daneben nicht. Auf der Tribüne oben blicken Bettina Wulff und Tochter eher ernst. Wulff bedankt sich für das Vertrauen, Ansätze von Gelächter sind zu hören, wohl aus den Reihen der Opposition, die aber sofort verstummen. Er schließt seine kurze Ansprache: "Gott schütze unser Land. Vielen Dank." Wulff bedankt sich bei Joachim Gauck für einen "sehr fairen Wettbewerb" um das Amt des Staatsoberhauptes Er habe Respekt für all jene, die ihn in der Bundesversammlung nicht gewählt hätten. Er werde sich aber bemühen, auch ihren Erwartungen gerecht zu werden. Auch für seinen Vorgänger findet er freundliche Worte. Horst Köhler und seine Frau hätten die Sympathien und Herzen vieler Menschen gewonnen. (phw/ore)
[21.22] Wulff nimmt die Wahl an
Wulff wischt sich den Schweiß von der Stirn und nimmt die Wahl "außerordentlich gerne und aus Überzeugung" an. (ore)
[21.21] Lammert gibt Rücktritt von Wulff als Ministerpräsident bekannt
Endlich Ruhe: Wulff hat gegenüber dem niedersächsischen Landtagspräsidenten seinen Rücktritt als Regierungschef des Landes erklärt und seinen Vize David McAllister ernannt, die Amtsgeschäfte weiterzuführen. Diese Formalität ist notwendig, damit Wulff die Wahl annehmen kann. Nach neun Stunden und 21 Minuten stellt Norbert Lammert fest: Christian Wulff ist gewählt. (phw/ore)
[21.21] Rhythmisches Klatschen
Erleichterung in den Gesichtern, vor allem wohl, weil die Mehrheit nun doch so satt ist, dass sie schon im ersten Wahlgang gereicht hätte. Hätte. (phw)
[21.15] Wulff ist gewählt!
Er hat es doch noch geschafft - im dritten Wahlgang. Christian Wulff ist neuer Bundespräsident, und zwar mit 625 Stimmen, das ist nicht nur die relative, sondern auch die absolute Mehrheit. Hätte man das nicht schneller haben können? Joachim Gauck bekommt 494 Stimmen - und Standing Ovations von SPD und Grünen. 121 Enthaltungen gehen wohl auf das Konto der Linken. Der Jubel in der Koalition ist riesig und laut, sofort muss Wulff reihenweise Glückwünsche entgegennehmen. (phw)
[21.13] Jetzt der Gong: Der Bundestagspräsident kommt
Warten auf das offizielle Ergebnis: Lammert kommt in den Plenarsaal, die Zahlen in der Hand. (phw)
[21.10] Wo bleibt der Bundestagspräsident?
Ist die Kappelle noch beim Buffet? Wo sind die Blumen? Norbert Lammert lässt auf sich warten. SPD-Chef Gabriel lächelt entspannt und zuckt mit den Schultern - er kann einen Achtungserfolg feiern. Genau wie Joachim Gauck, der ebenfalls fröhlich dreinschaut. (phw)
[21.05] Hochspannung in der Bundesversammlung
Nachrichtenagenturen melden bereits: Wulff hat es geschafft. Fröhliche und deutlich entspanntere Gesichter bei Angela Merkel und ihren Koalitionären. Guido Westerwelle streichelt ihr über die Schulter. (phw)
[20.56] Die Entscheidung naht
Die Klingel ruft die Delegierten ins Plenum zurück. Bis zur Bekanntgabe des Ergebnisses sind es nur noch wenige Minuten. (phw)
Auf in den dritten Wahlgang
[20.52] Nachrichtensender! Wie süß!
"Wir karamellisieren Zucker!", verkündet ein augenscheinlich sehr begeisterter Moderator der Sendung "Welt der Wunder". Wo die Nahrungsmittelproduktionsinfotainment-Sause läuft? Auf n-tv. Ja, genau: dem Nachrichtensender. Passiert ja gerade auch sonst nichts von Relevanz in diesem Land. (tdo)
[20.44] Krimi-Dopplung im Ersten
Mit todernster Miene meldet sich der Moderator des ARD-Brennpunkts Ulrich Deppendorf: "Bloch entfällt heute Abend", eröffnet er den Zuschauern die offenbar traurige Nachricht. Gemeint ist die Krimi-Reihe Bloch, eigentlich sollte am Mittwochabend "Die Geisel" gezeigt werden. "Wir werden den spannenden Krimi dann ein anderes Mal nachholen", sagt Deppendorf. Noch so ein Krimi? (ore)
[20.37] Absicht oder nicht?
Noch mehr Bundespräsidentenwahl-Fernsehen. Auf dem Privatsender Das Vierte läuft eine Komödie mit Grimassenakrobat Jerry Lewis in der Hauptrolle und dem sehr schönen Titel: "Der Ladenhüter." Wir gehen mal davon aus, dass die Programmmacher das nicht auf Christian Wulff bezogen haben. (tdo)
[20.34] Endspurt
Ob wirklich alle noch anwesenden Wahlleute ihre Stimme abgegeben haben, ist nicht ganz klar, man tummelt sich schon am Buffet. Trotzdem schließt Lammert den letzten Wahlgang. Der Plenarsaal leert sich, die drei transparenten Wahlurnen werden zur Auszählung getragen. Die Entscheidung wird in 25 bis 30 Minuten erwartet. Einen vierten Wahlgang gibt es nur dann, wenn beide exakt die gleiche Stimmenanzahl haben. (orephw)
[20.26] Künast keilt gegen die Linke
Für Grünen-Fraktionschefin Renate Künast ist die Sache klar: "Auf dem Spielfeld waren Wulff und Gauck." Nur hätten die Linken das bei den ersten Wahlgängen nicht verstanden. "Am Ende könnte Wulff durch die Enthaltung der Linken Bundespräsident werden", sagt sie in der ARD. Die Kritik, SPD und Grüne hätten der Linken ihren Kandidaten Gauck einfach vorgesetzt, wies sie zurück: Bei der Wahl heute gehe es gar nicht so sehr um vorherige Telefonate und Absprachen. (ore)
[20.23] Polizeieinsatz beim ZDF
Öffentlich-rechtliche Rollenteilung: Während die ARD aus dem Reichstag sendet und sendet und sendet und sendet, hat sich das ZDF entschlossen, die Ermittler der "Soko 5113" ins Quoten-Rennen gegen Wulff und Gauck zu schicken. Man hat offenbar Humor beim Zweiten; der Episodentitel lautet: "Der Nachfolger". (tdo)
[20.04] Merkel auf den hinteren Plätzen
Die Kanzlerin hat sich in die hinteren Reihen der bürgerlichen Fraktion zurückgezogen, die Wahlkarte schon in der Hand. Ernst spricht sie mit Ursula von der Leyen, minutenlang. (phw)
[19.57] NPD-Wahlmänner wollen Gauck wählen
Der Rechtsextremist Frank Rennicke tritt im dritten Wahlgang nicht mehr an. Stattdessen kündigt die NPD an, dass die drei Wahlmänner der Partei Joachim Gauck ihre Stimme geben wollen. Warum? Die NPD rechnet vor, dass ihre Stimmen am Ende für Gauck den Ausschlag geben könnten. Würde er von NPD-Gnaden gewählt, müsse Gauck damit leben, erklärt Rennicke. (phw)
[19.52] ... Tino Günther, Karl-Theodor zu Guttenberg, Petra Guttenberger ...
Und mal wieder 1242 Namen - bald können die Vorleser sie auswendig. (phw)
[19.33] Das Buffet ist eröffnet
Bundestagspräsident Lammert eröffnet den Empfang: Parallel zur Abstimmung gibt es auf der Fraktionsebene im Reichstag nun Essen und Trinken. Darüber solle man aber bloß das Wählen nicht vergessen, mahnt Lammert. Ursprünglich war das im Anschluss an die Wahl geplant, doch der Hunger sprengt das Protokoll. Wohl bekomm's! (ore)
[19.30] Der dritte Wahlgang wird eröffnet
Bundestagspräsident Lammert hat wieder seinen Platz eingenommen und eröffnet den dritten Wahlgang. Es treten nur noch zwei Kandidaten an: Wulff und Gauck. Linke-Kandidatin Jochimsen verzichtet genauso im dritten Wahlgang wie der Rechtsextremist Rennicke. (phw)
[19.20] Linke-Kandidatin Jochimsen tritt im dritten Wahlgang nicht mehr an
Die Linke nimmt ihre Kandidatin Luc Jochimsen aus dem Rennen. Das verkündet Fraktionschef Gysi nach der Fraktionssitzung der Linken. Die Chancen für Gauck steigen dadurch aber nicht. Zwar gibt Gysi die Abstimmung der Abgeordneten frei - doch sagt er zugleich, dass "beide konservative Kandidaten" für die Linke nicht wählbar seien. Er gehe davon aus, dass sich die meisten der Linken-Delegierten im dritten Wahlgang enthalten würden. Die Pressekonferenz endet deswegen im Streit. Der Grünen-Politiker und Europaparlamentarier Werner Schulz ruft dazwischen: Erst "Buh!", dann "Versagen der Linken!". Gysi pampt zurück: "Hätten sie doch mal vorher angerufen!" (phw/ore)
[18.55] Harndrang meets Wahlgang
Wie die Nachrichtenagentur DAPD berichtet, soll ein sehr menschliches Bedürfnis einer der Gründe für den verzögerten Beginn der Linken-Fraktionssitzung vor dem dritten Wahlgang gewesen sein. Vor den Toiletten im Reichstagsgebäude hätten sich sechs Stunden nach Beginn der Bundestagsversammlung am Mittwoch lange Schlangen gebildet. Darunter seien auch Linke-Spitzenpolitiker gewesen. (tdo)
[18.47] Sahra will nicht. Aber überhaupt nicht
Linke-Vize Sahra Wagenknecht hat sich gegen die Wahl des rot-grünen Kandidaten Joachim Gauck im dritten Wahlgang ausgesprochen. "Meine Meinung ist, dass Gauck für uns nicht wählbar ist", sagt sie. Die Gründe dafür kann man sich dann vermutlich aussuchen, sie gelten ja für viele Linke-Mitglieder, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung: Weil Gauck da ein paar Probleme beim deutschen Sozialstaat sieht. Weil Gauck nicht uneingeschränkt gegen den Afghanistan-Krieg ist. Und ganz besonders, weil Gauck die DDR irgendwie nicht ganz so dolle fand. (tdo)
Wieder nichts - Wulff wird auch im zweiten Wahlgang nicht gewählt
[18.43] Merkel will den England-Sieg
Noch ein Satz der CDU-Chefin aus der Fraktionssitzung wird übermittelt. "Wir haben jetzt das Serbien-Spiel gehabt, jetzt kommt das England-Spiel", wird Merkel zitiert. "Lasst uns das richtig machen!" Na ja, so glorreich wird es wohl nicht mehr werden. (phw)
[18.40] Was macht die Linke?
Noch immer ist keine Entscheidung von der Linken zu hören. Tritt Luc Jochimsen noch mal an? SPD-Chef Gabriel hofft, dass die Linkspartei ihren Wahlleuten zumindest das Stimmverhalten freigebe. SPD und Grüne hätten die Linke aufgefordert, Wulff nicht zur Mehrheit zu verhelfen. (phw)
[18.21] Merkel bittet um "kraftvolles Symbol"
Details aus der Fraktionssitzung der Union werden bekannt: Angela Merkel richtete die "herzliche Bitte" an die Delegierten, ein "kraftvolles Symbol" zu geben. Es gehe nun um das Land. Die anstehenden Entscheidungen würden schwierig, so zitieren Teilnehmer der Sitzung die CDU-Chefin. Daher sei es wichtig, wer die Politik als Nummer eins begleite: nämlich Christian Wulff. Auch CSU-Chef Seehofer ergriff das Wort. Er ermahnte die Delegierten, ihrer historischen Verantwortung gerecht zu werden, nun sei Disziplin gefragt. Seehofer warnte vor den Folgen eines möglichen Misserfolgs. "Es geht jetzt um mehr als um den dritten Wahlgang", wurde Seehofer am Mittwoch nach der Fraktionssitzung aus Koalitionskreisen zitiert. "Wir haben es selber in der Hand, ob die Union den nächsten Bundespräsidenten stellt oder ob wir ihn uns von der Linkspartei diktieren lassen." (pfi)

Bundespräsidentenwahl 2010: Kampf um Bellevue
[18.20] Das Oppositionstreffen ist beendet
Hochrot ist der Kopf von Ex-Linke-Chef Oskar Lafontaine, was aber weniger an der Atmosphäre als am Klima liegen dürfte. Die Stimmung sei gut gewesen, das wird von allen bestätigt. Nur ein Ergebnis gibt es nicht so recht. Der Vorschlag der Linken, im dritten Wahlgang doch gemeinsam einen völlig neuen Kandidaten aufzustellen, wird von Rot-Grün gleich zu Beginn des Treffens abgebügelt. Lafontaine wiederum stellt klar, dass viele in der Linken wohl selbst dann nicht Gauck wählen würden, wenn die vier Spitzenleute der Partei ausdrücklich dafür werben würden. Jetzt überlegt die Linke, zumindest Jochimsen zurückzuziehen. Eine Entscheidung fällt in der Fraktionssitzung. (vme)
[18.18] Opposition berät und berät
Der Plenarsaal füllt sich wieder - allerdings nur auf Seiten der Koalition. Die Plätze von Sozialdemokraten, Grünen und Linken sind noch leer. Es gibt offenbar noch Beratungsbedarf. (phw)
[18.13] It's Wulff again
Die ARD hat Christian Wulff für ein kleines Porträt zum Tag der Niedersachsen begleitet - auf dem der Ministerpräsident auch seinen Geburtstag feierte. Wer die Bundespräsidenten-Wahl bisher im Ersten verfolgt hat, sieht die Bilder vom Feiertag der Niedersachsen und des Niedersachsen-Chefs jetzt zum gefühlt 23. Mal. Einerseits macht die ARD alles richtig: Sie bleibt dabei. Andererseits geht ihr mittlerweile der Sendestoff aus. (tdo)
[18.10] "Titanic" hat Gedeck gefälscht
Der vermeintliche Twitter-Account der Schauspielerin Martina Gedeck ist eine plumpe Fälschung (SPIEGEL ONLINE berichtete). Jetzt hat sich der Chefredakteur der Satirezeitschrift "Titanic", Leo Fischer, bei uns gemeldet und den Namensklau zugegeben. Auf Nachfrage gab er an, man habe mit der Spaßaktion dem "weichen Knödel Wulff" ein bisschen "scharfe Soße" beigeben wollen. (ore)
[18.05] Schauspielerin Gedeck ist sauer
Unter dem Namen @martinagedeck twittert jemand live über die Präsidentenwahl. Die Schauspielerin, Wahlfrau in der Bundesversammlung, zeigt sich im ARD-Interview sauer darüber, dass ihr Name missbraucht wird: "Ich muss sagen, ich bin sehr erbost!" Weder habe sie ein Gerät zum Twittern, noch habe sie jemals getwittert. Aber es gibt auch gute Nachrichten: "Verbotene Liebe" fällt heute aus. (tdo)
[17.36] SPD-Vize Schwesig: Merkel soll Wulff zurückziehen
Auf diesen Rat hat die Kanzlerin bestimmt gewartet. SPD-Vize Manuela Schwesig ruft Angela Merkel auf, Wulff aus dem Rennen zu nehmen. Merkel müsse nach den Schlappen "aufwachen" und ihren Kandidaten zurückziehen, sagt Schwesig im Fernsehinterview. Andernfalls gehe Wulff beschädigt ins Amt. (phw)
[17.36] Stoiber unverbesserlich
CSU-Ehrenpräsident Edmund Stoiber tut nach wie vor so, als wäre nichts gewesen: "Das geht nicht schief. Ich bin fest davon überzeugt, dass Christian Wulff im dritten Wahlgang die Mehrheit erhalten wird." (ore)
[17.31] Grüne sticheln gegen Linke
Vor dem dritten Wahlgang wird jetzt verhandelt - aber nicht um jeden Preis. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast will an Joachim Gauck als Kandidat festhalten. "So jemanden kann man nicht austauschen", habe schließlich der Öffentlichkeit als geeigneten Kandidaten präsentiert. Ihr Amtskollege Jürgen Trittin freut sich derweil: "Wir sind in einer Situation, in der es die rechnerische Mehrheit von konservativen und neoliberalen Parteien in der Bundesversammlung nicht bringt." Parteikollege Cem Özdemir stichelt in Richtung der Linken: "Wir werden den Kollegen der Linkspartei sagen, sie sollen überlegen, wo sie stehen wollen in der deutschen Geschichte, in der Vergangenheit oder in der Zukunft." (ore)
[17.32] Oppositionsspitzen tagen zusammen
Geht noch was für Gauck? Er hat weniger Stimmen als im ersten Wahlgang, und nur wenn die Linke Gauck wählt, hat er eine Chance gegen Wulff im dritten Wahlgang, in dem die einfache Mehrheit reicht. Im Büro von SPD-Fraktionschef Steinmeier versuchen Sozialdemokraten und Grüne, die Linke zu überzeugen. Unter anderem mit dabei: Für die SPD neben Steinmeier SPD-Chef Gabriel, Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck und IG-Metall-Chef Huber; für die Grünen die Parteivorsitzenden Roth und Özdemir, die Fraktionschefs Trittin und Künast sowie die ehemalige Grande Dame der FDP, Hildegard Hamm-Brücher, die nun für die Grünen in der Bundesversammlung sitzt, für die Linke die Doppelspitze Ernst/Lötzsch, Fraktionschef Gysi - und Oskar Lafontaine. (flo)
[17.30] Gabriel macht Druck auf die Linke
"Es kommt jetzt darauf an, was die Linke macht", sagt SPD-Chef Gabriel. Doch die Linke sträubt sich. Oskar Lafontaine spricht stattdessen erneut von einem neuen Kandidaten. Verhandlungen mit SPD und Grünen seien nur dann von Relevanz, wenn sie "einen neuen Kandidaten nominieren würden, der also auch für die Linke akzeptabel sein könnte". (phw)
[17.28] FDP braucht wieder nur drei Minuten
Drei Minuten tagt die FDP-Fraktion, dann kommen die Delegierten wieder aus dem Saal. "An uns liegt es ja nicht", sagt einer aus der Parteispitze. Rainer Brüderle macht sich Mut: "Der Trend zeigt nach oben." Es sei keineswegs bedenklich, wenn ein Bundespräsident erst im dritten Wahlgang gewählt werde. "Demokratische Strukturen, die erfolgreich sind, sind nie bedenklich." Parteichef Westerwelle behauptet, seine Leute würden Wulff auch im dritten Wahlgang "mit derselben Geschlossenheit" unterstützen wie im den ersten beiden Runden. (sev)
[17.14] Bundesversammlung wird erneut unterbrochen
Und wieder geht es in die Pause: Lammert hat die Sitzung noch einmal für eine Stunde unterbrochen, die Parteien ziehen sich wieder zurück. Es sieht nicht mehr ganz so düster aus für Schwarz-Gelb, die einfache Mehrheit im dritten Wahlgang ist greifbar - doch macht es das besser? (phw)
[17.08] Diesmal fehlen Wulff 8 Stimmen
Es sind mehr Stimmen als im ersten Wahlgang, doch es reicht wieder nicht: Christian Wulff fällt auch in der zweiten Runde durch. 615 Stimmen sind es diesmal, 15 mehr als beim ersten Mal. Die Marke für die absolute Mehrheit bei 623 Stimmen verfehlt er aber deutlich. Konkurrent Gauck kommt jetzt auf 490, 9 Stimmen weniger als im ersten Durchgang. Jochimsen hat 123 Stimmen, drei weniger. Der Rechtsextremist Rennicke, aufgestellt von der NPD, erhält wieder die drei Stimmen seiner Partei. Sieben Wahlleute haben sich enthalten, eine Stimme war ungültig. 1239 Stimmen wurden abgegeben, 2 weniger als im ersten Wahlgang. (phw)
[17.06] Wieder nichts! Wulff fällt auch im zweiten Wahlgang durch!
[17.05] Achtung, Lammert kommt - mit dem Ergebnis
Der Bundestagspräsident kommt zurück, um das Ergebnis offiziell zu verkünden. (phw)
[17.05] Versteinerte Mienen bei der Union
Die Kanzlerin blickt nicht gerade fröhlich. Es sieht nicht so aus, als habe es in diesem Wahlgang für Wulff gereicht. (phw)
[17.00] Es klingelt, das Ergebnis steht bevor
Die Delegierten werden wieder in den Plenarsaal gerufen. Gleich kommt Lammert mit dem Ergebnis des zweiten Wahlgangs. (phw)
Appelle und Schuldzuweisungen
[16.44] Stoiber hat auch Hunger
Er stürzt in die Cafeteria; ein beflissener, etwas untersetzter zottelhaariger Mensch hastet am ehemaligen CSU-Chef vorbei und erreicht vor ihm den Tresen. Er lässt sich zwei Scheiben Leberkäse auf den Teller legen und Senf dazu. Der Mensch bezahlt, nimmt den Teller Leberkäse, geht wieder raus, neben ihm Edmund Stoiber. Den Leberkäse isst Stoiber dann selbst. (csw)
[16.40] Trittin hat Hunger
Jürgen Trittin mampft einen Streuselkuchen. Er ist sichtlich zufrieden, nicht nur mit dem Streuselkuchen. Gauck ist von ihm mindestens mit erfunden worden. Das, was bisher passiert ist, ist für ihn schon ein Riesenerfolg. Wenn man ihn richtig versteht, rechnet er mit einem langen Abend. Die Situation, sagt er, " ist digital". Digital, daß heißt entweder oder. Digital, dass heißt High Noon. (csw)

Bundespräsidentenwahl 2010: Kampf um Bellevue
[16.30] Gauck statt Gorillas
Lob für die ARD: Das Erste nimmt seine Aufgabe als öffentlich-rechtlicher Sender ernst. Die Wahl-Livesendung dauert weiter an, eine Einblendung informiert uns eben: "Panda, Gorilla & Co" entfällt. Wulff dagegen darf bleiben. (tdo)
[16.19] Zweiter Wahlgang beendet
Alle haben ihre Stimme abgegeben - zum zweiten mal. Norbert Lammert unterbricht die Sitzung erneut. Die Schriftführer zählen jetzt die Stimmen ein zweites Mal aus. Bis zur Bekanntgabe des Ergebnisses dürfte es wieder eine Dreiviertelstunde dauern. (phw)
[16.16] Danke, Sat.1!
Während die Bundesversammlung in Berlin ein neues Staatsoberhaupt für dieses Land wählt, fordert eine Prostituierte bei "Richter Alexander Hold" ihren sogenannten Dirnenlohn ein, die eine Schwangerschaft "vorgegaukt" (kein Scherz!) haben soll. Wir freuen uns, dass sich staatstragende Beamte und TV-Sender auch um die Niederungen der bundesrepublikanischen Wirklichkeit kümmern. (tdo)
[16.12] Der ominöse fünfte Kandidat
Die nächste Überraschung: Auf dem Sender Phoenix spricht Linken-Parteichefin Lötzsch von der Möglichkeit, einen ganz neuen Kandidaten aufzustellen - wenn es denn zu einem dritten Wahlgang kommen sollte. Thüringens Linke-Fraktionschef Bodo Ramelow will das in der ARD nicht weiter kommentieren. Zumindest so viel: "Es gibt Überlegungen, wie man miteinander reden müsste." Er glaubt aber an die Rache der CDU- und FDP-Hinterbänkler im ersten Wahlgang, die nun brav für Christian Wulff stimmen würden. Und wenn nicht? Dann, sagt Ramelow zu den Journalisten, werde er "was twittern oder eine SMS schicken". (ore)
[16.06] Wahlfrau mit extravaganten Wünschen
Der zweite Wahlgang läuft noch, noch immer werden die Wahlleute aufgerufen. Gerade ist man bei 'S'. Die Linke hat Andrea Sparmann hat in die Bundesversammlung entsandt, eine blonde Endzwanzigerin, die im Hauptberuf die Frühstücksradio-Show des Privatsenders Ostseewelle ("Das Hit-Radio Mecklenburg-Vorpommern") moderiert. Auf der Homepage des Senders stellt sich Frau Sparmann anhand eines Fragebogens den Hörern vor. Unter der Rubrik "Ich mag..." ist zu lesen: " alles, was Beine hat." Ja, gut, äh. (tdo)
[15.37] Westerwelle geht auf die SPD zu
FDP-Chef Westerwelle holt Berlins Regierenden Bürgermeister Wowereit aus der SPD-Gruppe und geht mit ihm zur Bundesratsbank. Minutenlang sprechen die beiden angeregt miteinander. Worüber nur? (sev)
[15.20] Gauck ist froh
"Demokratie ist lebendig und funktioniert." So kommentiert Joachim Gauck sein Ergebnis im ersten Wahlgang. "Es hat mich gefreut." (phw)
[15.17] Zweiter Wahlgang
Die Sitzung ist wieder eröffnet. Das Spiel geht von vorne los: 1242 Namen werden noch einmal aufgerufen. Der Platz von Christian Wulff zwischen Angela Merkel und Horst Seehofer bleibt zunächst leer. (phw)
[15.15] Mit dem Zweiten sieht man Messer
Das ZDF verabschiedet sich aus der Übertragung - und zeigt die "Küchenschlacht". Ist das jetzt symbolisch, oder was? Team Gauck wirft mit Küchlein, Team Wulff feuert mit Torten zurück? (tdo)
[15.00] Dramatischer Appell hinter verschlossenen Türen
Hinter den verschlossenen Türen des Fraktionssaals schwört Merkel die Wahlleute der Union ein: "Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für die gemeinsamen politischen Ziele", sagt sie. "Wir sind eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten." Natürlich sei auch ein dritter Wahlgang möglich, aber dann sei die Koalition vom Verhalten der Linken abhängig. Jeder Delegierte solle sich überlegen, was dies für ein "Signal" sei. Merkel dankt Wulff, dass er für einen zweiten Wahlgang zur Verfügung steht. Darauf gibt es lautes Gelächter im Saal. Merkel patzig: Das sei gar nicht selbstverständlich, sagt sie. "Das ist zu würdigen. Dafür hat er Respekt verdient." Erst da gibt es Applaus im Saal. CSU-Chef Seehofer baut indes schon einmal vor: Er warnt die streitlustigen Koalitionäre vor gegenseitgen Schuldzuweisungen wegen der Abstimmungspleite. (pfi)
[15.00] Umgeworfene Pläne
Fraktionsebene: Der Wahlmann am Nebentisch hantiert mit zwei Handys und einem Blackberry. Er bucht seinen Flug um, den er jetzt nach dem Ausgang dieses ersten Wahlganges nicht mehr erreichen wird. Um 19 Uhr wollte er wegfliegen. (csw)
[15.00] Fluchender Unionist
Vor dem Fraktionssaal der Union steht CDU-Vorstand Elmar Brok und analysiert treffend: "Mann, so eine Scheiße!" (sev)
[14.58] FDP schiebt Schwarzen Peter der Union zu
"Keine Überraschung" findet FDP-General Lindner das Ergebnis im ersten Wahlgang. Es wäre "nice to have" gewesen, wäre Wulff sofort gewählt worden. Das Resultat sei wohl "eher ein Problem der Union" als der FDP. Es gebe "chaotisierende Elemente" in der Regierungskoalition, die den ersten Wahlgang beeinflusst hätten. (phw)
[14.56] Fassungslosigkeit in der Union
Die Fassungslosigkeit frisst sich fest. "44 Stimmen! Lauter Idioten", sagt ein Wahlmann vor dem Fraktionssitzungssaal der Union. "Wenn wir so weitermachen, können wir den Laden dichtmachen." (csw)
[14.55] Zahlen auf einen Blick
Jetzt noch mal in Ruhe:
Abgegebene Stimmen: 1242 (Absolute Mehrheit 623)
Wulff 600 (Schwarz-Gelb 644)
Gauck 499 (Rot-grün 460)
Jochimsen 126 (Linke 124)
Rennicke 3 (NPD 3)
Enthaltungen 13
Ungültig 1
Wulff fällt im ersten Wahlgang durch - Schlappe für Merkel
[14.50] Bosbach fordert Korpsgeist
Wolfgang Bosbach, CDU, versucht sich in Schadensbegrenzung: "Die Stimmung ist gefasst. Wir haben immer gesagt: Die Wahlmänner und -frauen sind frei in ihrer Entscheidung." Jeder könne individuell entscheiden, "auch so, wie es der schwarz-gelben Koalition nicht besonders gut tut, Christian Wulff auch nicht. Davor muss man Respekt haben." Nun müsse die Regierungskoalition "Korpsgeist" zeigen und "zusammenstehen". (ore)
[14.50] Auf Linie
Nun geht es drum: Das Regierungslager hofft auf den zweiten Wahlgang. In der Sitzungspause wird es Appelle geben an die eigenen Leute - Tenor: Lasst unseren Kandidaten nicht hängen! (phw)
[14.49] Linke bleibt bei Jochimsen
Die Linke will im zweiten Wahlgang erneut ihre Kandidatin Jochimsen aufstellen. Über einen möglichen dritten Wahlgang werde beraten, wenn es auch im zweiten Durchgang in der Bundesversammlung nicht die erforderliche absolute Mehrheit für einen Kandidaten gibt, sagt Parteichefin Lötzsch. (phw)
[14.46] Flotte FDP
Die Liberalen haben sich nur ein paar Minuten beraten. Entweder ist der interne Klärungsbedarf nicht sonderlich groß - oder er soll nicht sonderlich groß aussehen. (tdo)
[14.42] Westerwelle redet von Geschlossenheit
Westerwelle: "Ich kann ihnen mitteilen, dass die FDP-Fraktion soeben in einer Sitzung beschlossen hat, das wir auch im zweiten Jahrgang geschlossen Christian Wulff wählen werden." Wie bitte? Geschlossen? Auch im zweiten Wahlgang? Hatten da nicht ein paar aus Sachsen angekündigt, für Herrn Gauck zu stimmen - in allen Wahlgängen? (ore/phw)
[14.38] Druck auf die Linke
Jetzt geraten die Linken unter massiven Druck: Noch im Plenarsaal reden die Grünen-Vorleute Jürgen Trittin und Renate Künast auf Linken-Mann Gregor Gysi ein. Die Linken sollen zu Gauck überlaufen - dann könnte es reichen, spätestens im dritten Wahlgang. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles ist glücklich, verkenift sich aber Jubel-Schreien: "Man staunt", sagt sie. Grünen-Fraktionschefin Künast: "Die Linke wird dem ganzen Land erklären müssen, warum sie wie abgestimmt hat."(ron)
[14.35] FDP: Wir waren's nicht!
Die Suche nach den Schuldigen beginnt. FDP-Entwicklungsminister Dirk Niebel weist in der ARD alle Verdächtigungen von sich - und seiner Partei. Die Liberalen seien sicher nicht schuld daran, dass Wulff im ersten Wahlgang so eine Schlappe eingefahren hat. Wer sonst? Votierte tatsächlich Merkels eigene Partei gegen sie? (tdo)
[14.31] Gauck-Fan Gedeck
Schauspielerin Martina Gedeck wird von Ulrich Deppendorf in der ARD befragt: "Ich freu' mich sehr! Und ich war auch ein wenig überrascht." So aufregend wie ein Filmset sei die Wahl dann aber doch nicht - eher "interessant". So kann man's auch sagen. (tdo)
[14.30] Grüne Schadenfreude
Jürgen Trittin begegnet SPD-chef Gabriel im Foyer, der Grüne fasst dem genossen an die Schulter und lacht ihn fast siegestrunken an. "Hahahaha". Gabriel macht nicht mit. Er will staatsmännisch wirken und dreht ab. (mhe)
[14.27] Jubel bei der Oppsoition
Sie können ihr Glück kaum fassen, haben der Koalition eins ausgewischt. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Oppermann: "Sensationelles Ergebnis, damit habe ich nicht gerechnet." Ähnliches erwartet er nun für den zweiten Wahlgang. Grünen-Chef Trittin behauptet: "Ich habe damit gerechnet." Es sei offenbar geworden, dass Christian Wulff keine Mehrheit unter CDU und FDP habe. "Es gibt keine Neutralität, auch Enthaltungen sind Stimmen für den Herrn Wulff.", sagt Gesine Lötzsch von der Linken. "Erst mal haben wir ein gutes parlamentarisches Ergebnis erreicht, indem unsere Kandidatin zwei Stimmen mehr bekommen hat, als wir Mitglieder haben." Für Gauck will die Linke jetzt trotzdem - noch - nicht stimmen: "Herr Gauck ist nicht der Kandidat der Linken, der unsere Position auch nur im Ansatz teilt." (ore)
[14.20] "Klatsche" für Merkel
Sogar Hugo Müller-Vogg, als erzkonservativ geltender Kolumnist der "Bild"-Zeitung, spricht in der ARD nach dem ersten Wahlgang von einer "Klatsche" - und zwar für Kanzlerin Angela Merkel, nicht für Christian Wulff. (tdo)
[14.19] Sitzung wird unterbrochen
Betretene, ratlose Gesichter bei Merkel, Wulff und Co. Der Kandidat ringt sich noch ein Lächeln ab, der Kanzlerin gelingt das nicht. Die Sitzung wird unterbrochen, um 15.15 Uhr soll es weitergehen. Jetzt ziehen sich die Parteien zurück. (phw)
[14.15] Nur 600 Stimmen für Wulff!
Das reicht lange nicht! Zack - Was für eine Ohrfeige für Christian Wulff, Angela Merkel und ihre Koalition. Etliche U-Boote in den eigenen Reihen schießen gegen den Kandidaten. Die Gesichter von Merkel und Co. sprechen Bände. Offenbar ist der Unmut bei Schwarzen und Gelben doch groß. So könnte es nun auch im zweiten Wahlgang sehr knapp werden - bei so vielen Gegenstimmen ist das nicht unwahrscheinlich. (phw)
[14.15] Das Ergebnis!
Der Bundestagspräsident kommt zurück. Bei Union und FDP wirkt man angefasst. (phw)
Die Stimmen werden gezählt, die Spannung steigt
[13.59] Sag's mit Blumen
Twitter-Nutzer wissen mehr: Auf den Fluren des Reichstags wurde offenbar ein Blumenstrauß gesichtet, Fotografen laufen aufgeschreckt umher. Die Mitglieder der Bundesversammlung strömen jetzt wieder in den Plenarsaal. Gleich folgt die Bekanntgabe. (ore)
[13.55] Kein Bier in der Bundesversammlung
Das Ergebnis lässt noch auf sich warten - mit teils unangenehmen Folgen. Schwitzend kommt Hans-Ulrich Klose auf den SPD-Balkon - und geht schnurstracks zum Getränkestand. "Ein Bier hätte ich gerne", sagt der Transatlantiker voller Vorfreude. "Gibt's erst, wenn das Ergebnis feststeht", sagt die Bedienung. Klose zieht enttäuscht von Dannen. Vielleicht lässt die Konkurrenz ja schonmal ein Kaltgetränk springen. (vme)
[13.46] Ergebnisse auf Twitter
Wenn schon die Mitglieder Zählkommission das Ergebnis nicht vorab verraten, dann eben so: Miles Möller twittert, offenbar aus Osnabrück, die heiße Nachricht: "Wulff gewinnt den ersten Wahlgang! Nur wenige Abweichler!" So ganz einig sind sich die Spaßvögel im Netz dann aber doch nicht. Nutzer Hoenower fragt: "Hat schon jemand das Ergebnis des 3. Wahlgangs getwittert?" (ore)
[13.45] Crash-Kurs mit Guido
Guido Knopp erklärt im ZDF noch mal, wie das so war mit unseren Bundespräsidenten: Papa Heuss habe Vertrauen in die Demokratie geschaffen, Lübke gerne mal die "Nachkolonialstaaten" besucht, Heinemann sei Bürgerpräsident gewesen, nicht Staatspräsident, Scheel habe gesungen und dabei ziemlich elegant gewirkt, Carstens sei viel an der nationalen Identität gelegen, von Weizsäcker, natürlich, habe seine große Befreiungs-Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes gehalten. Und dann natürlich Ruck-Herzog (Knopp: "Hat auch nicht viel geholfen") - und Versöhner Rau. Und was bleibt von Köhler? (tdo)
[13.43] Gysis Logik
In der ARD soll Linken-Fraktionschef Gysi erklären, warum seine Partei Gauck ablehnt. Gysi lacht: "Ich habe ja eine bestimmte Logik." Seiner Meinung nach sind die Wahlmänner von CDU und FDP zu diszipliniert, die Wahl deswegen schon entschieden - kein Grund für Gauck. Auch nicht für den FDP-Rebell Wolfgang Kubicki, Fraktionschef in Schleswig-Holstein. Der hatte vor der Wahl seine Sympathie für Gauck bekundet, stimmte nun aber "mit Verstand" für Wulff. (ore)
[13.40] Wählen macht hungrig
Das Bistro nahe des Plenarsaals ist überfüllt. Die Schlange reicht bis raus auf den Flur. Dort verteilt eine Mitarbeiterin des Catering-Teams Fleischbällchen an die wartenden. Gratis. Die Notversorgung wird dankend angenommen. (mhe)
[13.39] Es menschelt in der Bundesversammlung
Joachim Gauck plaudert freundlich mit Christian Wulff, Bundestagspräsident Lammert macht Witzchen, Guido Westerwelle und Frank-Walter Steinmeier fachsimplen über Außenpolitik - die Politiker zeigen beim Warten auf das Ergebnis des ersten Wahlgangs, dass Demokratie und Politik auch Spaß machen dürfen. Gott sei Dank. (ron)
[13.35] Aus der Zeit gefallen
Andrej Hermlin, der Sohn des DDR-Schriftstellers Stephan Hermlin, wandelt gedankenversunken durch die Lobby. Hermlin Junior leitet eine der erfolgreichsten Swing-Kapellen des Landes. Er ist von der Linkspartei als Wahlmann aufgestellt. Mit seinem grauen Retro-.Anzug aus den 30er Jahren wirkt er wie aus der Zeit gefallen. (sev)
[13.31] Bis hierhin - und nicht weiter
Die Mitglieder der Bundesversammlung knippsen, was der Handyspeicher hergibt. Etliche Bilder landen sofort im Internet. Auch vom Stimmzettel machen mehrere Fotos die Runde - aber nur ohne Kreuz. Nicht, dass der Lammert noch böse werden muss! (ore)
[13.30] Auf alte Zeiten
Im Bundestagsrestaurant: Wird da eine sozial-liberale Koalition belebt? Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und Ex-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt sitzen am Tisch gleich am Eingang. Da kommen die beiden Liberalen Hans-Dietrich Genscher und Gerhart Baum, der eine einst Außen-, der andere Bundesinnenminister, an den beiden Sozialdemokraten vorbei, bleiben stehen, plaudern miteinander. Baum will sich schon setzen, da dreht der Ex-.Außenminister ab. Baum und Genscher setzen sich an einen Tisch. Und reden miteinander, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über die Lage ihrer FDP. (sev)
[13.30] Alle gewählt?
Lammert fragt ins Rund, ob alle ihre Stimmkarte abgegeben haben. Keiner meldet sich, der Wahlgang wird geschlossen, die Sitzung unterbrochen, die Auszählung beginnt. 40 Minuten soll das ungefähr dauern - weswegen er die Wahlleute bittet, von einem Ausflug zum Wannsee abzusehen. Stattdessen empfiehlt Lammert einen Spaziergang rund um das Reichtagsgebäude. (phw)
[13.28] Frau Z. und der Bong
Jetzt müssen nur noch die Buchstaben X, Y und Z abstimmen, dann ist der erste Wahlgang vorbei. Petra Zieger etwa muss also noch wählen. Die von der Berliner CDU nominierte Sängerin aus dem Osten, gerne mal als "Rocklady" bezeichnet, wurde bereits 1983 in der DDR mit dem schönen Musik-Preis "Silberner Bong" bedacht. Wir wünschen: guten Zug! Aber bitte nicht inhalieren. (tdo)
[13.25] Das Gemurmel hört auf
Was, schon durch?! Alle 1242 Namen sind verlesen - doch zwischen Aufruf und Stimmabgabe gibt es Verzögerungen. Noch schreiten die Delegierten unaufhörlich in die Wahlkabine und zur Urne. (phw)
[13.20] Gauck wundert sich - über sich selbst
Ob ihn an diesem Tag irgendetwas aus der Ruhe bringen könnte? Joachim Gauck hält einen Moment inne, bevor er auf der Besuchertribüne die Frage des SPIEGEL-ONLINE-Reporters beantwortet: "Nein", sagt er dann. Und auch seine demonstrative gute Laune lasse er sich nicht nehmen. "Nein", sagt er nochmal. "Ich wundere mich auch über mich." (flo)
[13.14] Was für eine Wahlfrau!
Das ZDF stellt Wahlfrau Martina Gedeck vor! Die Promi-Dichte in dieser Bundesversammlung ist ja eher gering, vor allem die Regierungsparteien haben auf sichere Gewährsmänner gesetzt, damit Christian Wulff ja keine Stimmen abspenstig gehen. Eine erfreuliche Ausnahme: Eben diese absolut großartige Schauspielerin Gedeck, entsandt von den Grünen. Es dürfte so ziemlich das erste Mal sein, dass sie in einer Inszenierung mitspielt, die zumindest harte Kritiker dieser Wahl als Schmierenkomödie bezeichnen würden. (tdo)
[13.12] Wahl-Watching in Greifswald
Das ZDF schaut nach den Menschen: In der Fußgängerzone in Greifswald ist die Stimmung ganz klar für Gauck. Ob langjährige CDU-Wählerin oder Niedersächsin, wer immer das Mikrofon unter die Nase bekommt, erklärt sich zum Gauckianer. Auch nach repräsentativen Umfragen liegt Gauck vorne - bei der Bevölkerung, nicht bei den Wählern. (ore)
[13.12] Jeder fotografiert jeden
Bei Phoenix wundert sich Gastkommentator Wolfram Weimer, bald Focus-Chef, dass so viele Delegierte Fotos machen, zum Beispiel vom Kandidaten Wulff. "Merkwürdig", findet Weimer das, und fragt sich, ob die Bilder später beim "Geburtstag von Tante Erna" gezeigt werden. (phw)
[13.07] Ergebnis egal, weil Ergebnis auf jeden Fall gut!
ZDF-Frau Bettina Schausten erklärt das Wort zur Wahl: "Erwartungsmanagement". Das heißt eigentlich nichts anderes, als dass die Politiker aller Parteien schon mal alle möglichen Wahlausgänge ihrer eigenen Kandidaten als total in Ordnung und im Rahmen der Parteilinie interpretieren - und zwar noch bevor der erste Wahlgang gelaufen ist. Wie öde ist das denn bitte? (tdo)
[13.06] Nur echt mit dem Adler
Erst blau, dann gelb, dann grün: Drei Wahlausweise haben die Delegierte bekommen, für jeden Wahlgang einen. Was noch zu den Wahlunterlagen gehört, hat der CDU-Abgeordnete Thomas Jarzombek fotografiert . Sein Parlamentskollege Manuel Höferlin von der FDP schickt ein Handy-Foto aus dem Plenarsaal: Blauer Ausweis mit Bundesadler. Die Wahl läuft. (ore)
[13.05] Merkel wählt
Die Kanzlerin stopft ihren Wahlzettel in die Urne. Vorher plaudert sie ausgiebig mit NRWs Sozialminister Karl-Josef Laumann. Reden Sie über seine politische Zukunft? Laumann soll Fraktionschef der CDU im Düsseldorfer Landtag werden. Damit könnte Merkel leben. (phw)
Der erste Wahlgang beginnt
[12.53] Wählen, wählen, wählen
Auch dabei: Thomas Bach, Präsident des deutschen olympischen Sportbundes. Er wurde von der FDP zur Bundesversammlung eingeladen, wird sein freies Mandat also nicht all zu frei auslegen. Bach erinnert an den "etwas holprigen" Nominierungprozess von Christian Wulff, kann mit dem Kandidaten aber gut leben. Vielleicht ist Spargelstechen doch keine so langweilige Veranstaltung? Wir sind aber schon beim Buchstaben "L" angekommen. (ore)
[12.45] Top-Spiel des Tages: Wulff gegen Gauck
Spielfrei bei der WM - aber ohne Fußball geht es auch bei der Bundesversammlung nicht. Die SPD hat Erwin Staudt als Wahlmann nominiert, den Präsidenten des VfB Stuttgart. Er verspricht Joachim Gauck zu wählen, obwohl die Sozialdemokraten ihn nicht darum gebeten hätten - und er glaubt, dass Deutschland eher Weltmeister wird als Gauck Bundespräsident. (phw)
[12.43] Bei der FDP: Alles okay!
Philipp Rösler im Phoenix-Interview: Die FDP stehe geschlossen hinter Christian Wulff! Nee, klar: Und die sächsischen Abweichler täten das ja nur aus persönlichen Gründen, Ost-Biografie und so. Was sind schon persönliche Gründe bei einer freien Wahl (tdo)
[12.41] Ramsauer bringt sich Arbeit mit
Verkehrsminister Peter Ramsauer richtet sich offenbar auf einen längeren Tag im Plenum ein. Unter seinem Arm trägt er einen bunten Stoß an Akten, dicker als das Berliner Telefonbuch. Es ist ein historischer Tag, aber auch an einem historischen Tag müssen die Akten weg. (csw)
[12.39] Ein Prinz als Königsmacher
Die Phoenix-Kamera schwenkt auf Sebastian Krumbiegel. Der Sänger des Pop-Chors "Prinzen" stimmt im Auftrag der sächsischen SPD als Wahlmann ab. Er sitzt da mit einem sperrangelweit geöffneten, schwarzen Hemd, das eine wirklich sehr, sehr breite Brust entblößt. Muss das denn sein? (tdo)
[12.33] "Deutschland: die Wulff-Behörde"
1242 Namen in alphabetischer Reihenfolge: Wir sind immerhin schon beim Buchstaben "B" angekommen. Über Twitter kommentiert unterdessen der Journalist Peter Glaser die Wahl des Bundespräsidenten: "Deutschland: die Wulff-Behörde". (ore)
[12.32] Seid ihr alle da?
Im Plenarsaal werden jetzt nacheinander die Namen aller Wahlmänner verlesen - sind ja nur 1244. Ach nein, zwei SPD-Wahlleute fehlen ja. Trotzdem: Es gibt Jobs, die vermutlich noch unbeliebter sind als Spargelstechen in Brandenburg. (tdo)
[12.30] Lammert eröffnet den ersten Wahlgang
Jetzt wird es ernst. Der erste Wahlgang beginnt. (phw)
[12.29] Vorbeugen hilft - Blumen und Bläser müssen draußen bleiben
Nach den Erfahrungen vom vergangenen Jahr bittet Lammert, mit dem Hereinbringen von Blumen bis zur Bekanntgabe des Ergebnisses zu warten. Für den rechtzeitigen Auftritt der Bläser - auch diese kamen beim letzten Mal zu früh herein und verrieten den Ausgang der Wahl - wolle er persönlich sorgen, verspricht der Bundestagspräsident. (phw)
[12.21] Nicht ohne Geschäftsordnung - NPD pöbelt
Formalien im Schnelldurchgang: Bundestagspräsident Lammert lässt zügig über eine Geschäftsordnung abstimmen und weist einen Antrag der NPD-Delegierten auf eine Vorstellungsrunde der Kandidaten zurück - das ist rechtlich nicht vorgesehen. Mit einem zweiten Antrag zweifeln sie die Rechtmäßigkeit der Wahl an, es wird abgestimmt: Alle gegen die NPD. Die Rechten pöbeln - und Lammert weist darauf hin, dass er Störungen der Versammlung nicht dulden wird. (ore)
[12.10] Merkel sieht müde aus
Eine Phoenix-Kamera fängt Kanzlerin Angela Merkel neben Christian Wulff in Großaufnahme ein. Sie sieht müde aus, der Beobachter muss sich kurz sorgen, dass sie gleich einnickt - vielleicht noch der Jetlag vom G-20-Gipfel in Kanada? (phw)
[12.05] Kritische Worte für Köhler
"Niemand von uns steht unter Denkmalschutz. (...) Kritik muss sein." Bundestagspräsident Lammert kritisiert in seiner Eröffnungsrede indirekt Horst Köhler für seinen Blitz-Rücktritt: "Diese Entscheidung haben wir zu respektieren, auch wenn sie viele von uns immer noch nicht verstehen."
Der Rücktritt Köhlers habe mache Enttäuschung und Turbulenz ausgelöst, das Land jedoch nicht in eine Staatskrise geführt. Die Demokratie und das parlamentarische System hätten sich auch bei unvorhersehbaren Herausforderungen als handlungsfähig erwiesen, sagt Lammert. Der Rücktritt sei alles andere als ein normaler Vorgang gewesen. (ron)
[12.05] TV-Großaufgebot berichtet
Auf der Südseite des Reichstagsgebäudes wurde großzügig plakatiert - auf mindestens 200 Metern hängen entlang der Scheidemannstraße blaue Banner. "Das Erste" ist zu lesen und "ARD Hauptstadtstudio"; direkt neben dem Südeingang meterhohe Pappschilder mit großen Einsen darauf. Sogar ein Kabelstrang hoch über der Straße ist gebrandet. Was soll uns das sagen? Die Fernsehgebühren sind gut angelegt? Oder "diese Wahl wird Ihnen präsentiert von der ARD" (mhe)
[12.00] Lammert eröffnet die Sitzung
Los geht's. Der Bundestagspräsident eröffnet die Bundesversammlung. Er bedankt sich bei Jens Böhrnsen, dem Bundesratspräsidenten für seinen Job als Übergangsstaatsoberhaupt. Böhrnsen freut sich. (phw)
[12.00] Proppevoller Plenarsaal
So voll ist es hier sonst nicht: 1242 Wahlleute tummeln sich im Plenarssal, wo die Bundesversammlung in jeder Sekunde losgeht. Ah, die Glocke ertönt, alle erheben sich, der Bundestagspräsident kommt. (phw)
[11.55] Knubbeln bei der Linken
Vor dem Fraktionsschlupfloch der Linken auf der Fraktionsebene im 3. Stock haben sich noch vor Beginn des Plenums die meisten Kameras geknubbelt, weil die Überraschung, wenn sie kommt, nur von hier kommen kann. Oskar Lafontaine, der große alte Mann der Linken, sagt auch etwas Überraschendes. Er sagt, es reiche nicht aus, wenn jemand eine gute Figur mache und gute Reden halte. Das ist auf Gauck gemünzt und klingt doch wie unverhoffte Selbstkritik. (csw)
[11.55] Grillwürstchen und Gauck-Kater
Es schellt - und das nicht nur in den Köpfen der Genossen, die gestern Abend an der Spree bei Schnitzel und Grillwürstchen die Aufstellung von Joachim Gauck gefeiert haben. Die Mitglieder der Bundesversammlung werden mit einer Klingel zur Abstimmung gerufen. Heute Abend können die SPD-Politiker dann ihren Gauck-Kater auskurieren. Feiern am Vorabend - eine gute Idee. (ore)
[11.51] Berlin, total tot
Eine ZDF-Reporterin belästigt mit einer Mini-Umfrage die letzten verbliebenen Menschen vor dem Reichstag. Eine Kameratotale zeigt: Nix los da, das Volk verlustiert sich anderswo. Hat ja auch heute nichts zu sagen, das Volk. (tdo)
[11.50] Gauck kommt
Gauck betritt die Besuchertribüne. Mit ihm begutachtet in der ersten Reihe Bettina Wulff die Versammlung. Gauck redet, Frau Wulff lächelt. Dann tritt seine Freundin hinzu, Gauck nimmt sie in den Arm. (sef)
[11.50] Sie hoffen und harren noch
Im Reichstag geben sich die Polit-Profis betont unaufgeregt, sie wollen keine Anspannung erkennen lassen. Peter Altmaier nicht, der parlamentarische Geschäftsführer der CDU, der gerade noch einmal durchgezählt hat: Alle da, Abstimmung kann losgehen, der Koalitionspartner FDP wisse schon, was auf dem Spielt stehe. Auch SPD-Fraktionschef Frank-Walter-Steinmeier nicht, der einer Frage nach den Chancen des rot-grünen Kandidaten Joachim Gauck ausweicht. Ganz andere Töne im Internet: "Ich wusste gar nicht, dass Politik so spannend sein kann", schreibt ein Gauck-Fan auf einer der zahlreichen Unterstützerseiten auf Facebook. (ore)
[11.50] Gysi genießt
Die Stimmung ist ausgelassen, Gregor Gysi genießt den Komfort. Der Linken-Fraktionschef steht am Stand des TV-Senders Phoenix. Er soll gleich ein Interview geben, wird aber zunächst von einer Mitarbeiterin abgetupft, geschminkt und gesäubert. Gysi flötet in Richtung Moderator: "Sie haben ja eine so tolle Maskenbildnerin. Wenn die einen massiert - herrlich!" Die Mitarbeiterin schaut leicht irritiert. (vme)
[11.45] Schwarz-Gelb komplett, Ausfälle bei der SPD
Bei Union und FDP sind alle 644 Wahlleute an Bord. Nicht so bei der SPD: Zwei der 333 Delegierten fehlen - eine Abgeordnete wegen Krankheit und eine hochschwangere Parlamentarierin. Die Grünen waren vollzählig (136), ebenso die Linkspartei (152). (phw)
[11.40] Freie Wähler pro Gauck
Bei der letzten Köhler-Wahl verhalfen sie Schwarz-Gelb noch zum Sieg - jetzt erklärt Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler aus Bayern: "Wir sind deutlich Anhänger von Gauck." Die Freien Wähler haben zehn Stimmen. (ron)
[11.33] Tschüß, Christian!
Wahrhaftiges Landesvater-Abschiedsfernsehen im NDR. Ein Reporter berichtet live aus Berlin: "Die Stimmung ist bewegt, die Chancen für Christian Wulff sind gut." Gut, dass wir das jetzt mal geklärt haben. (tdo)
[11.29] Twitter-Nutzer wählen den Bundespräsidenten
In einer halben Stunde geht es los: Twitter-Nutzer wählen den neuen Bundespräsidenten - zumindest einige. Zum Beispiel Kordula Schulz-Asche, die Vorsitzende der hessischen Grünen, die von ihrem Mobiltelefon aus meldet : "Wir gehen jetzt zum Plenarsaal." Bei der letzten Wahl wurde sogar das Abstimmungsergebnis auf Twitter durchgegeben, noch bevor es offiziell verkündet wurde. Dazu soll es heute nicht kommen: Die Mitglieder der Zählkommission haben Twitter-Abstinenz versprochen. (ore)
[11.20] Die Schweiz ist das Paradies?
Wulff schmeichelt auf der Dachterrasse des Reichstagsgebäudes einem Reporter des Schweizer Fernsehens: "Ich bin ein Freund der Schweiz. Ich glaube immer, dass so ein bisschen das Paradies aussieht." (sef)
[11.15] Steinmeier wirbt
Letzter Aufruf des SPD-Fraktionschefs. Frank-Walter Steinmeier wünscht sich, dass die Bundesversammlung nicht parteipolitisch abstimme, sondern "nur darüber entscheidet, wer die richtige Person für das höchste Amt im Staate" sei. In seinen Augen ist das natürlich Joachim Gauck. (phw)
[11.05] Wulff steht auf "Zweiohrküken"
Großartige Schauspieler, kultiger Film: Christian Wulff ist Fan der deutschen Kino-Schmonzette "Zweiohrküken" mit Til Schweiger. Das sagte der Kandidat Reportern der ARD auf die Frage, welchen Film er denn zuletzt gesehen habe. Sehr zur Belustigung kritischer Twitter-Nutzer, die genüsslich auf die Antwort von Joachim Gauck verweisen. Er gab an, zuletzt den Zeichentrick-Dokumentarfilm "Waltz with Bashir" gesehen zu haben. Ein anspruchsvoller Film, mit dem der Regisseur seine Erlebnisse als israelischer Soldat im Libanon-Krieg aufarbeitet. "Zweiohrküken" lässt sich hingegen mit folgendem Filmzitat gut zusammenfassen: "Da, da oben liegt meine Kacke bei ihr auf'm Nachttisch!" (ore)
[11.05] FDP-Abweichler Zastrow: Gauck in allen Wahlgängen
Holger Zastrow, FDP-Landes- und Fraktionschef in Sachsen, bleibt dabei: Er wählt nicht Wulff, sondern Gauck. "Das ist eine Gewissensentscheidung", sagt er im Fernsehen. "Und wir in Sachsen entscheiden nach unserem Gewissen." Die Liberalen aus Sachsen wollen Gauck in allen Wahlgängen ihre Stimmen geben. (phw)
[10.50] Linke-Kandidatin will zehn Prozent
Sie hofft auf einen Achtungserfolg: Luc Jochimsen, Kandidatin der Linken, will die eine oder andere Fremdstimme einheimsen. Mindestens zehn Prozent will sie erreichen. Sie glaubt an ein schnelles Ende der Wahl: "Ich gehe davon aus, dass wir nach dem ersten Wahlgang einen Präsidenten haben. Das wird Christian Wulff sein." (phw)
[10.47] Wulff trifft im Reichstagsgebäude ein
Nordeingang des Reichstages: Die Limousine von Christian Wulff ist vorgefahren und der Kandidat strebt mit hurtigen Schritten dem Eingang zu. "Hallo Eckart", strahlt er seinen Parteifreund Eckart von Klaeden an und schüttelt dessen Hand. Das "Hallo Christian" hört er schon fast nicht mehr, und die Fotografin Laurence Chaperon, die sich an Wulffs Fersen heftet, stolpert beinahe über Klaedens Füße. (csw)
[10.40] Antreten zum Zählappell
Alle da? Die Parteien treffen sich jetzt noch mal zum Durchzählen der Delegierten. (phw)
[10.00] Wulff ist zuversichtlich
Zwischenzeitlich überkamen ihn mal Zweifel, jetzt ist Christian Wulff demonstrativ optimistisch: "Ich bin ganz zuversichtlich, dass es gelingen wird, der zehnte Bundespräsident zu werden", sagt Wulff. Er habe gute geschlafen, sagt der Kandidat, zwar "zu kurz, aber die wenigen Stunden perfekt". (phw)
[9.20] Richtig wählen? "Was ist das?"
BDI-Präsident Hans-Peter Keitel macht sich vom Frühstückstisch in einem Hotel an der Spree aus auf den Weg in den Tag. Ob er heute Wahlmann sei, fragt ihn ein anderer Gast, was Keitel bestätigt. Er ist für die Bundespräsidenten von der CDU aufgestellt worden. "Wählen Sie richtig!", ruft ihm der Gast hinterher. "Was ist das?", fragt Keitel im Gehen zurück. Richtig wählen, stimmt: Was ist das heute eigentlich? (csw)
[9.00] Gottesdienst in der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale
Einstimmung in der Kirche: Ökumenischer Gottesdienst in der St. Hedwigs-Kathedrale. Die Kandidaten sitzen in der ersten Reihe fast nebeneinander, vier Plätze trennen die beiden. Beide tragen, natürlich, einen dunklen Anzug: Gaucks Krawatte ist dank orangefarbenen Streifen auffälliger.
Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, ruft die Vertreter des öffentlichen Lebens zur Redlichkeit auf: "Wir im politischen Betrieb und in der Wirtschaft, wir in den Institutionen des Staates und der Gesellschaft sollten uns deshalb keine Strategien ausdenken und uns nicht sorgen um unser Image. Wir sollten das Gute anstreben und es auch tun." (phw)
Guten Tag, liebe Leser. Deutschland bekommt einen neuen Bundespräsidenten. In Berlin kommt die Bundesversammlung zur Wahl des zehnten deutschen Staatsoberhauptes zusammen. SPIEGEL ONLINE ist live für Sie dabei.