Mahnmal-Streit Lea Rosh gibt Backenzahn an Belzec zurück
Berlin - Nach heftigem Protest, auch aus den Gedenkstätten auf dem Gelände der ehemaligen NS-Vernichtungslagern Belzec und Auschwitz, will sie das Fundstück nun zurückbringen. Dort soll es "in aller Stille und der Halacha (der jüdischen Normenordnung) entsprechend" begraben werden, teilte Rosh heute mit. Dazu wolle sie mit dem Historiker Eberhard Jäckel nach Polen reisen. Sie hatte bereits gestern ihren Plan, den Zahn im Holocaust-Mahnmal unterzubringen, nach heftiger Kritik zurückgezogen.
Der Leiter der Gedenkstätte Belzec, Robert Kuwalek, hatte Rosh vorgeworfen, unerlaubterweise den Backenzahn vom Gelände entfernt zu haben. Er sagte dem "Berliner Kurier": "Es ist streng verboten, beim Besuch unseres Geländes 'Souvenirs' mitzunehmen."
Den Zahn eines NS-Opfers hatte die Journalistin vor 17 Jahren im Sand neben einem der langen Gräber in dem deutschen Vernichtungslager im heutigen Polen gefunden, wie sie am Dienstag bei der Rede zur Eröffnung des Mahnmals in Berlin gesagt hatte. Sie habe geschworen, "dass wir den Ermordeten ein Denkmal setzen. Und dieser Zahn wird darin einen Platz finden". Dies habe sie dann mit dem Architekten des Mahnmals, Peter Eisenman, verabredet. Später sagte sie, sie habe sich mit einem Rabbiner abgesprochen. Dass Rosh den Backenzahn bereits seit vielen Jahren besitzt, ist durch zahlreiche Medienberichte über die streitbare Publizistin bekannt.
Im "Berliner Kurier" zeigte sich die stellvertretende Direktorin der KZ-Gedenkstätte Auschwitz, Krystyna Oleksy, empört. "Ich habe gesehen, wie Frau Rosh den Backenzahn bei der Eröffnungsfeier herum gezeigt hat. Es war schockierend", sagte sie. "Dass sie den Zahn aus Belzec einfach mitgenommen hat, ist nicht nur verboten - es ist eine Grausamkeit. Die KZ-Opfer haben unfassbares Leid erfahren. Jetzt wird an diesem Ort auch noch ihre Totenruhe gestört."