Uno-Mission in Mali Selbstmordattentäter attackiert Bundeswehrsoldaten

Beim Bundeswehreinsatz in Mali hat es einen schweren Anschlag auf deutsche Soldaten gegeben. Durch die Explosion eines mit Sprengstoff beladenen Autos wurden fast ein Dutzend Soldaten verletzt, drei davon schwer.
Soldat der Bundeswehr in Mali (Archivfoto von 2018)

Soldat der Bundeswehr in Mali (Archivfoto von 2018)

Foto: Michael Kappeler / picture alliance/dpa

Beim Bundeswehreinsatz in Mali ist es zu einem schweren Angriff auf deutsche Soldaten gekommen. Nach SPIEGEL-Informationen wurde ein kleines temporäres Camp im Norden des Landes, das die deutschen Soldaten im Rahmen einer Patrouille für die Mission »Minusma« bei der Ortschaft Tarkint errichtet hatten, am Freitagmorgen von einem sprengstoffbeladenen Auto attackiert. Im Militärjargon spricht man von einem Anschlag mit einem »vehicle-borne improvised explosive device« (VBIED).

Bei der Attacke auf die Bundeswehr wurde laut den ersten internen Meldungen der Truppe fast ein Dutzend deutscher Soldaten verletzt, drei davon offenbar schwer. Die am schwersten Verwundeten werden derzeit über das Nachbarland Niger nach Deutschland ausgeflogen.

Nach dem Anschlag auf die Wagenburg von rund 25 Fahrzeugen am frühen Morgen wurden die verwundeten Soldaten zunächst mit zivilen Helikoptern, die für die Bundeswehr die Rettungskette sicherstellen, und Hubschraubern der Uno und der französischen Armee in Militärcamps geflogen.

Das Einsatzführungskommando in Potsdam bestätigte auf SPIEGEL-Anfrage am Vormittag zunächst nur, es habe »einen Vorfall im deutschen Einsatzkontingent« gegeben. Zunächst hieß es, mehr Details könne man wegen des noch unklaren Lagebilds noch nicht mitteilen.

Am Nachmittag sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), zwölf deutsche Soldaten und ein weiterer Uno-Soldat seien verwundet worden, drei davon schwer. Zwei der Schwerverletzten seien in stabilem Zustand, der dritte werde operiert.

Bereits am Vortag gab es einen Anschlag

Die Attacke ereignete sich laut einem internen Vermerk der Uno am frühen Morgen gegen sieben Uhr Ortszeit gut 150 Kilometer nördlich des deutschen Camps nahe der Ortschaft Tarkint. Offenbar hatten die Soldaten über Nacht eine sogenannte Temporary Operating Base (TOB) errichtet, da es bereits am Vortag bei der Begleitung malischer Soldaten in Richtung Kidal zu einem weniger gravierenden Sprengstoffanschlag gekommen war. Dabei wurde ein Fahrzeug beschädigt, deswegen wurde für die Nacht eine Wagenburg errichtet.

Insgesamt waren zur Zeit des Anschlags rund hundert deutsche Soldaten und Soldatinnen am Ort des Anschlags. Nach ersten Meldungen soll das Fahrzeug in die Wagenburg gerast sein, dann wurde der vorbereitete Sprengsatz gezündet.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

In Berlin ist das Verteidigungsministerium wegen des Vorfalls alarmiert. Ressortchefin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) lässt sich minütlich über den Stand der Dinge unterrichten. Sie will sich am Abend vom Dienstsitz des Ministeriums in Bonn aus zu dem schweren Anschlag äußern.

Von dem zentralen Lager in Gao schickt die Bundeswehr regelmäßig Aufklärungspatrouillen in die Region Gao und in die Gebiete südlich der Stadt. Die Patrouillen begleiten auch immer wieder malische Einheiten und Konvois. Aus Bundeswehrkreisen hieß es, die betroffene Kompanie sei schon seit mehreren Tagen unterwegs gewesen, als sich der Anschlag am Freitagmorgen ereignete.

Mit den Militärstreifen verdichtete die Bundeswehr ihr Lagebild über den Einfluss terroristischer und krimineller Gruppen, die rund um das Feldlager aktiv sind. Die Patrouillen bewegen sich in gegen Anschläge und Beschuss geschützten Fahrzeugen. Die Soldaten führen aber auch abgesetzt von den Fahrzeugen direkte Gespräche mit der Zivilbevölkerung.

Rund tausend Bundeswehrsoldaten sind in Mali stationiert

Die Bundeswehr beteiligt sich seit mehreren Jahren an der Uno-Mission »Minusma«. Sie soll die Umsetzung eines zwischen den verschiedenen Ethnien in der Region ausgehandelten Friedensvertrags überwachen. Die Bundeswehr hat in Mali um die tausend Soldaten stationiert und ist gemeinsam mit anderen Nationen in einem riesigen Camp nahe dem Flugfeld von Gao untergebracht.

Der Anschlag verdeutlicht erneut die volatile Lage im Norden Malis, wo einerseits Tuareg-Stämme, aber auch terroristische Gruppen mit Verbindungen zu al-Qaida und der Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS) um die Vorherrschaft und lukrative Schmuggelrouten kämpfen.

Die Uno-Mission hatte in den letzten Monaten ihren Bewegungsradius erweitert, um ein besseres Lagebild zu bekommen. Oft begleiten die unbewaffneten »Heron«-Drohnen der Bundeswehr die Patrouillen aus der Luft. Die Drohnen können die Lage am Boden allerdings nur beobachten. Deswegen fordert die Bundeswehr schon seit Jahren, dass auch bewaffnete Drohnen für den Einsatz in Mali beschafft werden. Dafür gibt es aber in der Großen Koalition keine Mehrheit .

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren