Kanzlerkandidat Schulz "Trump spielt mit der Sicherheit der westlichen Welt"

Martin Schulz
Foto: Bernd von Jutrczenka/ dpaDer SPD-Kanzlerkandidat hat die Tonlage gegenüber Donald Trump verschärft. Den US-Präsidenten bezeichnet Martin Schulz im Gespräch mit dem SPIEGEL als "hochgradig demokratiegefährdend". Trump "spielt mit der Sicherheit der westlichen Welt", sagt der designierte SPD-Chef. Und weiter: "Was die US-Regierung gerade beginnt, ist ein Kulturkampf."
Das Einreiseverbot für Menschen aus sieben vorwiegend muslimischen Staaten nennt Schulz im SPIEGEL "unerträglich". Leider habe das einst tolerante Einwanderungsland USA nun "einen Präsidenten, der im kleinsten Karo Politik macht". (Lesen Sie hier das vollständige Interview im neuen SPIEGEL.)
Kanzlerin Angela Merkel hatte das Einreiseverbot am vergangenen Samstag in einem Telefonat mit Trump bedauert. Dies machte ihr Sprecher Steffen Seiberteinen Tag später öffentlich. Kurz darauf bekräftigte die Kanzlerin nochmals ihre Kritik am Vorgehen der US-Regierung.
Im SPIEGEL-Interview fordert Schulz die Kanzlerin nun zu einer deutlichen Distanzierung gegenüber Washington auf. Merkel dürfe "nicht schweigen zu Handlungen, die wir nicht akzeptieren können". Der 61-Jährige fordert: "Wenn Trump mit der Abrissbirne durch unsere Werteordnung läuft, muss man klar sagen: Das ist nicht unsere Politik."
Aus Trumps Wahlkampf könne er nur eines lernen, sagt Schulz im SPIEGEL: "Dass man auf keinen Fall einen solchen Wahlkampf führen darf. Solch eine Niedertracht. Solch ein Einreißen aller Grenzen, die man als Grundkonsens in der Demokratie braucht! Das verschlägt mir den Atem."
Schulz empört über Seehofer
Schon in seinen ersten Auftritten hatte der SPD-Kanzlerkandidat deutlich gemacht, dass er offen Kritik an Trump äußern würde. Der für seine deutlichen Worte bekannte ehemalige EU-Parlamentspräsident hat den Sozialdemokraten bereits kurz nach Verkündung seiner Kandidatur einen Aufschwung in den Umfragen beschert: Im ARD-"Deutschlandtrend" legte die SPD zuletzt acht Punkte auf 28 Prozent zu. Im direkten Duell mit Merkel würde Schulz deutlich besser abschneiden.
Im SPIEGEL-Interview kritisiert Schulz zudem CSU-Chef Horst Seehofer, der lobend erwähnt hat, dass Trump seine Wahlversprechen umgehend umsetze. "Das hat mich sehr erstaunt. Wenn wir, wie Horst Seehofer, nicht mehr die Handlungen von Menschen in der Sache bewerten, sondern nur noch die Form, dann gehen wir gefährlichen Zeiten entgegen."