Schulz über Merkel "Ich habe sie studieren können"

Kanzlerkandidat Schulz
Foto: Adam Berry/ Getty ImagesVor nicht einmal drei Tagen wurde Martin Schulz als Kanzlerkandidat der SPD ausgerufen. Und in seiner Partei, die seit Jahren gegen den Niedergang kämpft, herrscht wieder so etwas wie Hoffnung. Zumal die SPD in der jüngsten Sonntagsfrage der ARD ein Plus von drei Punkten auf nun 23 Prozent verzeichnet. In der Kanzlerfrage liegt Schulz mit der einst als unangreifbar geltenden Amtsinhaberin sogar gleichauf.
Wie lange der Schwung anhält, ist allerdings unklar. Glaubt man Schulz, ist er trotz der auch für ihn überraschenden Nominierung auf das Duell mit der Kanzlerin gut vorbereitet. "Ich arbeite mit Angela Merkel so lange zusammen wie kaum einer sonst außerhalb ihrer Partei", sagte er dem SPIEGEL. "Ich habe sie studieren können, ich habe sie kennengelernt." (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)
Dass er dabei gewisse Sympathien für Merkel entwickelt hat, wird seinen Eifer im Wahlkampf nicht mindern. Der 61-Jährige tritt nach eigenen Angaben nicht an, um am Ende Vizekanzler einer großen Koalition zu sein: "Ich will Bundeskanzler werden."
Das ist aus heutiger Sicht ein ambitioniertes Ziel. Doch Schulz fühlt sich dem Job, um den er sich nun bewirbt, gewachsen - und das, obwohl er keine Erfahrung auf Bundesebene hat. Der Kanzlerkandidat glaubt sogar, dass sich seine Ferne zum politischen Establishment in Berlin im Wahlkampf als Vorteil erweisen wird. "Der Alltag ist nicht der Bundestag. Der Alltag ist das Rathaus. Und damit kenne ich mich besser als viele Kollegen in Berlin aus", sagte er dem SPIEGEL.
Schulz war elf Jahre Bürgermeister der Kleinstadt Würselen in Nordrhein-Westfalen, bevor er vor mehr als 20 Jahren in die Europapolitik wechselte. Zuletzt war er Präsident des Europaparlaments.
Videoreportage aus Würselen:
Schulz hatte am vergangenen Samstag bei einem Gespräch mit Nochparteichef Sigmar Gabriel erfahren, dass er Vorsitzender der SPD und Kanzlerkandidat werden soll. Er war in dem Glauben zu dem Treffen mit Gabriel gefahren, dass er ihn als Außenminister vorschlagen wolle.
Beide hatten bis Dienstag absolutes Stillschweigen über die Rochade vereinbart. Gabriel wollte am Abend die Parteiführung einweihen. Allerdings sickerte bereits am Nachmittag durch, dass er dem "Stern" ein Interview über seinen Rücktritt gegeben hatte. Seither herrscht in der Partei Erleichterung über Gabriels Schritt. Unverständnis gibt es allerdings über die Art der Kommunikation.