"Die Partei"-Chef Sonneborn "Innerparteiliche Demokratie ist mit mir nicht zu machen"

Martin Sonneborn ("Die Partei"): Seit Mai 2014 Abgeordneter im EU-Parlament
Foto: Patrick Seeger/ dpa
Martin Sonneborn, geboren 1965 in Göttingen, wurde bei der Europawahl 2014 als Spitzenkandidat der »Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (PARTEI)« in das Europäische Parlament gewählt. Er war außerdem Chefredakteur beim Satiremagazin »Titanic« und arbeitete vor seiner politischen Karriere unter anderem als Kolumnist für SPIEGEL ONLINE.
SPIEGEL ONLINE: Herr Sonneborn, Ihr Parteikollege Leo Fischer will sich mit dem Bündnis "Chance 5000" von "Die Partei" abspalten. Das alles, während Sie im Urlaub sind. Das klingt nach Putsch.
Martin Sonneborn: Ja, das ist so eine Art Röhm-Putsch. Ich habe Leo aber zu einer Aussprache an den Tegernsee geladen, da werden wir die Differenzen endgültig beilegen.
SPIEGEL ONLINE: Im Interview mit der "taz" sagte Fischer, er wolle einen Neustart ohne Sonneborn. Gibt es persönliche Differenzen?
Sonneborn: Nein, das ist ein ganz normaler Generationenkonflikt. Fischer gehört zur Generation Patrick Döring, Eckart von Klaeden und Peter Altmaier. Ehrgeizige Jungmänner mit hohem Blutdruck, die nach oben streben. Mehr oder weniger erfolgreich.
SPIEGEL ONLINE: Seit mehr als einem Jahr sitzen Sie für ihre Satirepartei im Europaparlament. Die "Frankfurter Rundschau" schreibt , "Die Partei" werfe Ihnen vor, dass Sie an Ihrem Sitz in Brüssel kleben. Warum haben Sie die geplante Rotation auf dem Posten verweigert?
Sonneborn: Der Parteienkritiker und Staatsrechtler Hans Herbert von Arnim hat uns gewarnt: Bei einer Rotation hätte das EU-Parlament lediglich vermuten müssen, dass wir "gegen den Geist der Verträge von Lissabon" verstoßen, um uns das Mandat zu entziehen. Und ich fürchte, ich bin im Parlament nicht beliebt genug, um in einer Abstimmung dazu Mehrheiten zu erzielen. Aus Gründen. Vor Kurzem ist mir Elmar Brok von der CDU fast an die Gurgel gegangen . Ein gefährlicher 150-Kilo-Mann, der die Ukrainekrise mit zu verantworten hat und TTIP durchprügeln will.
SPIEGEL ONLINE: Fischer beschwert sich darüber, dass Sie vor der Provinz nicht ausreichend zu Kreuze kriechen. Nehmen Sie Ihre Parteibasis nicht ernst genug?
Sonneborn: Natürlich nicht. Wir sind eine extrem führerzentrierte Partei, innerparteiliche Demokratie ist mit mir nicht zu machen. Ich halte es eher mit dem Erfolgsrezept von Altkanzler Helmut Kohl, Kanzlerin Angela Merkel und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un. Wohin Transparenz und Mitsprache führen, können Sie bei Piraten, Grünen, Linken sehen, und am besten bei den ehemaligen Sozialdemokraten.
SPIEGEL ONLINE: Ihr Kontrahent verspricht seinen Anhängern auf der Homepage zum neuen Bündnis Sofortzahlungen bis zu 5000 Euro. Versucht er, Parteimitglieder zu bestechen?
Sonneborn: Das stimmt allerdings. Aber Fischer bleibt sich da treu, er hat angeboten, gegen Zahlung von 5000 Euro die Differenzen mit dem Bundesvorstand beizulegen. Es gibt schon ein Crowdfunding bei "Die Partei". Knapp 2000 Euro sind in den ersten Stunden zusammengekommen.
SPIEGEL ONLINE: Fischer will auf dem Parteitag am 3. Oktober als neuer Bundesvorsitzender kandidieren. Hat er Chancen gegen Sie, den "Größten Vorsitzenden aller Zeiten", wie Sie "Die Partei" nennt?
Sonneborn: Ich hoffe nicht. Aber wer vom Tegernsee zurückkommt, dem steht die Welt offen!