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Mächtige Fußballfans: Kanzler und Kicker

Foto: Guido Bergmann / dpa

Merkel bei der Nationalelf Kabinenbesuch wird zum Staatsaffärchen

Ihr Abstecher in die Kabine der Deutschen Nationalmannschaft hat ein Nachspiel: Bundeskanzlerin Angela Merkel musste DFB-Präsident Zwanziger in einem klärenden Telefonat beruhigen. Der Funktionär ärgerte sich offenbar über den Ablauf des Besuchs.

Berlin - Nach Deutschlands berauschendem 4:0 im WM-Viertelfinale gegen Argentinien besuchte Angela Merkel (CDU) die DFB-Elf in der Umkleidekabine in Kapstadt. Die Kanzlerin hielt eine kurze Rede, sie gratulierte den Spielern, sie trank ein Budweiser-Bier. Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger war dabei - er trug einen Deutschlandschal um den Hals. Der Verband veröffentlichte hinterher Bilder auf der Homepage der Nationalelf. Öffentliches Aufsehen erregte Merkels Besuch damals nicht.

Rund drei Monate später war sie wieder in der Umkleide der Nationalelf zu Gast, Anfang Oktober in Berlin, nach dem 3:0 in der EM-Qualifikation gegen die Türkei. Diesmal sollte es Aufregung geben.

Die Kabine ist der Rückzugsort der Fußball-Nationalmannschaft. Nichts aus diesem Raum sollte nach außen dringen, nur in Ausnahmefällen dürfen Aufnahmen veröffentlicht werden - etwa für Sönke Wortmanns "Sommermärchen", den Film zur Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land. Auch damals war Merkel schon als Gast in der Kabine zu sehen.

Vom Berliner Besuch der Kanzlerin gingen nun zwei Fotos an die Presse. Eines hatte in Zeiten hitziger Integrationsdebatten besonderen Symbolwert: Merkel schüttelt dem türkischstämmigen Nationalspieler Mesut Özil die Hand. Geschossen hatte die Bilder ein Fotograf des Bundespresseamtes, nach Rücksprache mit DFB-Teammanager Oliver Bierhoff und Nationaltrainer Joachim Löw wurden sie veröffentlicht.

Ob das Bild mit Özil beiläufig entstand oder inszeniert wurde, lässt sich kaum nachvollziehen. Doch unabhängig von der Aufnahme zeigte sich Zwanziger verwundert über den Kabinenbesuch der Kanzlerin. "Mit den Abläufen war ich nicht einverstanden. Aber nach einem Anruf von Frau Merkel sind die Irritationen ausgestanden", sagte Zwanziger der "Sport Bild".

"Alles ist wieder gut"

Von einer Entschuldigung Merkels berichtet die Zeitschrift. Doch davon kann offenbar keine Rede sein. Regierungssprecher Steffen Seibert bestätigte SPIEGEL ONLINE, die Kanzlerin selbst habe frühzeitig das Gespräch mit dem DFB-Präsidenten gesucht. "Sie haben ein gutes Gespräch geführt und die Dinge geklärt, die zu klären waren, aber eine Entschuldigung gab es nicht."

Merkel war am 8. Oktober nach dem Spiel im Berliner Olympiastadion zusammen mit Bundespräsident Christian Wulff, dessen Tochter, dem Fotografen und Seibert in die Kabine geeilt - ohne Delegationschef Zwanziger. Schon einen Tag später griff die Kanzlerin zum Hörer und rief den DFB-Boss an. "Alles ist wieder gut", sagte Regierungssprecher Seibert.

Der DFB-Boss soll sich darüber geärgert haben, dass er bei Merkels Kabinenbesuch nicht von Anfang an dabei war. Merkel hatte den Besuch zuvor mit Bierhoff abgesprochen. "Während des Spiels hat mich Frau Merkel auf den Kabinenbesuch angesprochen. Ich bin davon ausgegangen, dass sie wie bei anderen Gelegenheiten auch vom DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und vom Liga-Präsidenten Reinhard Rauball in die Kabine begleitet wird", sagte Bierhoff laut dpa.

Zwanziger soll es außerdem nicht gepasst haben, dass Merkel von einer so großen Gruppe in die Kabine begleitet wurde. Schon am Abend des Spiels waren die DFB-Vertreter erstaunt, dass auch Wulffs Tochter und der Fotograf dabei waren. Doch offenbar traute sich niemand, sie aufzuhalten.

Laut "Sport Bild" hatte Zwanziger auf einer DFB-Präsidiumssitzung geklagt, dass sich der Verband nicht von der Politik instrumentalisieren lassen dürfe.

Für Zwanziger steht diese Woche ein wichtiger Termin an - vielleicht erklärt auch das die Aufregung. Auf dem DFB-Bundestag will er sich als Präsident des mächtigen Verbandes wiederwählen lassen. Zu den Ehrengästen beim Festakt in der Essener Philharmonie gehört am Donnerstag auch Angela Merkel. Die Kanzlerin wird ein Grußwort sprechen.

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