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Merkels Statement zur Kandidatur "Ich habe unendlich viel darüber nachgedacht"

"Ich brauche lange für Entscheidungen": Angela Merkel hat sich zu ihrer erneuten Kanzlerkandidatur geäußert. In Berlin sprach sie über die Bundestagswahl 2017 und die Herausforderungen für Deutschland.

"Der geeignete Zeitpunkt, um die Kandidatur bekannt zu geben, ist heute da": Erstmals hat sich Angela Merkel (CDU) in Berlin zu ihrem Wahlantritt für eine vierte Amtszeit bei der Bundestagswahl 2017 geäußert:

Sie wolle Deutschland weiter dienen, das habe sie auch heute bei ihrer Entscheidung bemerkt. Auch wenn sie "unendlich viel über eine Kandidatur nachgedacht" habe. "Ich brauche lange für Entscheidungen, sie fallen spät" sagte Merkel. Dann stehe sie aber dazu. "Ein Entschluss für eine vierte Kandidatur ist nach elf Amtsjahren alles andere als trivial." Es ginge aber nicht darum, ihre bisherige Politik zu korrigieren, stellte Merkel klar.

Zudem erwarte die Kanzlerin, dass der Wahlkampf anders als zuvor sein werde. "Es wird einer der schwierigsten seit der deutschen Wiedervereinigung. Wir werden es mit Anfechtungen von Rechts und von Links zu tun haben", sagt Merkel mit Blick auf die Flüchtlingskrise. Dafür brauche das Land die richtige Politik. Ihr sei von vielen gesagt worden, dass die Menschen wenig Verständnis hätten, wenn sie nicht noch einmal ihre Gaben, Talente und Erfahrungen in die Waagschale werfen würde.

Herausforderung Arbeitsmarkt

Auf künftige Kontroversen mit der AfD ging Merkel nicht direkt ein, die Partei wurde in ihrem Statement nicht erwähnt. "Wir wollen miteinander wie Demokraten streiten." Sie freue sich auf die politischen Auseinandersetzungen in den kommenden Monaten. "Wir werden sie unter Demokraten führen und im Ton der Demokraten."

Merkel empfindet die teils hohen Erwartungen an eine mögliche weitere Amtszeit nach eigenen Worten als übertrieben. All das, was damit besonders nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl verbunden werde, "das ehrt mich zwar, aber ich empfinde es auch sehr stark als grotesk und geradezu absurd." Kein Mensch alleine, auch nicht mit größter Erfahrung, könne die Dinge in Deutschland, Europa, in der Welt zum Guten wenden, und schon gar nicht eine Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, so Merkel.

Neben Fragen der Sicherheit etwa zum Islamischen Staat und zur Syrienkrise sei aus ihrer Sicht innenpolitisch vor allem die langfristige Erhaltung von Arbeitsplätzen ein entscheidendes Thema der Zukunft. Zudem müsse das Rentensystem zukunftsfest gemacht werden und die Digitalisierung vorangetrieben werden.

Merkel hatte bei einer Klausur der CDU-Spitze in Berlin angekündigt, noch einmal als Kanzlerkandidatin bei der Bundestagswahl 2017 anzutreten. Die 62-Jährige kündigte außerdem an, erneut für den Vorsitz der Christdemokraten zu kandidieren.

Die Bundeskanzlerin ist seit elf Jahren Kanzlerin und Europas dienstälteste Regierungschefin. Sollte sie 2017 zum vierten Mal gewinnen, hat sie die Chance, CDU-Mitbegründer Konrad Adenauer und auch Rekordhalter Helmut Kohl einzuholen. Adenauer war 14 Jahre, Kohl 16 Jahre Bundeskanzler.

joe/dpa
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