Agrarministerin Klöckner wegen Nestlé-Video in der Kritik

In der Kritik: CDU-Vizechefin Julia Klöckner
Foto: Christoph Soeder/ DPAEs gibt Ärger für Julia Klöckner wegen eines Videos: Ihr Landwirtschaftsministerium hatte am Montag eine kurze Aufnahme veröffentlicht, in der die CDU-Vizechefin mit Nestlés Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch vor der Kamera steht und das umstrittene Unternehmen dafür würdigt, dass es den Zucker-, Salz und Fettgehalt seiner Lebensmittel reduziert habe.
Weniger #Zucker, Fette und #Salz in Fertigprodukten – dafür setzt sich BMin @JuliaKloeckner mit der #Reduktion|s- und #Innovationsstrategie ein.
— BMEL (@bmel) June 3, 2019
Dass dies geht, zeigt @NestleGermany, die die Strategie unterstützen. Sie haben 10% der Inhalte reduziert; weitere 5% sollen folgen. pic.twitter.com/jLpVSHRoyJ
Jetzt wird Klöckner dafür von allen Seiten kritisiert: Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt warf der Ministerin vor, sie habe ein "Werbevideo" für Nestlé gedreht, der SPD-Bundestagabgeordnete Karl Lauterbach bezeichnete den Vorgang als "peinlich, ja bitter".
Was die Ernährungsministerin tun könnte:
— Katrin Göring-Eckardt (@GoeringEckardt) June 5, 2019
❌ Nährwertampel einführen
❌ konkrete Zucker-, Fett- & Salzreduktionsziele bestimmen
❌ klare Regeln für Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet, festlegen
Was die Ernährungsministerin tut:
✅ Werbevideo für Nestle drehen
🤦♀️🤦♀️🤦♀️ https://t.co/e5055XZaL1
Lauterbach schrieb auf Twitter: "Klöckner lässt sich von Nestlé Lobbyisten erst die Zuckersteuer und die Lebensmittelampel abverhandeln und tritt dann bei PR-Event von Nestlé auf." Auch viele andere Twitter-User empörten sich: Die Landwirtschaftsministerin lasse sich von dem Lebensmittelkonzern für PR-Zwecke ausnutzen.
Klöckner verteidigte hingegen ihr Vorgehen und bezeichnete die Kritiker als "Hatespeaker". Das Ministerium äußerte zwar Verständnis für die Kritik, steht aber weiter zu dem Treffen mit dem Nestlé-Chef. "Politik heißt, im Gespräch zu bleiben", twitterte das Ministerium.
Nestlé werden wie anderen großen Konzernen immer wieder fragwürdige Geschäfte vorgeworfen. 2010 prangerte die Umweltschutzorganisation Greenpeace an, dass das Unternehmen mit der Verwendung von Palmöl zum Anlegen der Plantagen und der Zerstörung von Regenwald beitrage. Nestlé hat versprochen, bis 2020 nur noch Palmöl aus nachhaltiger Produktion zu nutzen.
Im Dokumentarfilm "Bottled Life" wurde Nestlé 2012 vorgeworfen, in Weltregionen, die unter Dürre leiden, Geschäfte mit Grundwasser zu machen, das gereinigt und in Plastikflaschen teuer verkauft wird. In Pakistan sei das Unternehmen für die Austrocknung einer Region mit verantwortlich.
Das Unternehmen sagt, der Film zeige ein verzerrtes Bild und manipuliere die Zuschauer. Nestlé habe in der Region Lahore in Pakistan nur zwei Tiefbrunnen, während dort 680.000 Brunnen für die Bewässerung der Landwirtschaft sowie Industrie und die kommunale Wasserversorgung genutzt würden.