Monika Lüke Amnesty trennt sich von Geschäftsführerin

Monika Lüke (im März): Mit sofortiger Wirkung von Aufgaben freigestellt
Foto: Herbert Knosowski/ dpaBerlin - Nach nur zwei Jahren im Amt will sich der Vorstand der deutschen Sektion von Amnesty International von Geschäftsführerin Monika Lüke trennen. Lüke wurde nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa "mit sofortiger Wirkung" von ihren Aufgaben freigestellt. Sie reagierte "entsetzt" und bezeichnete den Schritt als rechtlich unhaltbar. Zugleich äußerte sie den Verdacht, dass der wahre Grund für die Kündigung ihre Mutterschaft sei - Lüke hat vor kurzem ein Baby bekommen.
Der Vorstand hatte den Schritt mit einem "über die vergangenen Monate zunehmend gestörten Vertrauensverhältnis" begründet. "Eine weitere Zusammenarbeit mit ihr erscheint uns nicht mehr möglich", erklärte Vorstandssprecher Stefan Keßler. Derzeit werde nun darüber verhandelt, wie das Arbeitsverhältnis einvernehmlich gelöst werden könne.
Lüke wies diese Darstellung zurück. "Der Brief erreichte mich exakt dreieinhalb Wochen nach der Geburt meiner Tochter, also im Mutterschutz", schrieb sie in einer Rund-E-Mail, die dpa vorliegt, an die deutschen Amnesty-Mitglieder. In dieser Zeit sei sowohl eine Kündigung als auch eine Suspendierung rechtlich unzulässig.
"Sie hat keine goldenen Löffel geklaut"
Die 42-Jährige äußerte die Vermutung, ihre Mutterschaft sei der tatsächlich Grund für die Entscheidung. Der Vorstand, der ohnehin nur noch wenige Tage im Amt sei, habe ihr bislang weder einen "wirklichen Grund" genannt noch das Gespräch mit ihr gesucht. Bei den Auseinandersetzungen mit dem Vorstand sei es in den letzten Monaten einzig um den Umstand gegangen, "dass ich Generalsekretärin bin, dies ernst nehme, und trotzdem Mutter werde".
Lüke war seit Juli 2009 im Amt. Die Ablösung wurde nach Keßlers Angaben einstimmig von den sieben Vorstandsmitgliedern beschlossen. Der Streit drehe sich nicht um politische, sondern um organisatorische Fragen, sagte der Vorstandssprecher, nannte jedoch keine Einzelheiten. Keßler betonte jedoch: "Lüke hat sich strafrechtlich nichts zuschulden kommen lassen. Sie hat keine goldenen Löffel geklaut oder ähnliches."
Die Geschäfte der deutschen Amnesty-Sektion werden nun vom bisherigen Stellvertreter Wolfgang Grenz geführt. Er arbeitet seit mehr als drei Jahrzehnten für die Organisation. Am Wochenende findet in Köln die Jahresversammlung von Amnesty Deutschland statt. Dann wird auch der Vorstand neu gewählt.
Die Menschenrechtsorganisation, die auch mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, hatte erst vor wenigen Tagen ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. In Deutschland hat Amnesty mehr als 110 000 Mitglieder und Unterstützer. Weltweit sind es mehr als drei Millionen.