Umstrittene türkische Gemeinde Innenministerium arbeitet weiter mit Ditib zusammen

Zentralmoschee in Köln
Foto: Oliver Berg/ dpaDas Bundesinnenministerium will auch in Zukunft mit dem umstrittenen Moscheeverband Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) zusammenarbeiten, obwohl es Vorbehalte gibt. Das sagte der parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium Stephan Mayer (CSU) der Deutschen Presse-Agentur.
Er würde, so Mayer, den Ditib zwar nicht als vertrauenswürdigen Partner bezeichnen, dennoch müsse das Ziel sein, gemeinsam mit der türkischen Regierung und mit Ditib eine Plattform zu schaffen, "die es ermöglicht, vertrauensvoll zusammenzuarbeiten".
Erst vor wenigen Wochen hatte ein Video aus einer Ditib-Moschee in Herford für Aufregung gesorgt. Darin waren kleine Jungen in Uniform zu sehen gewesen, die mit Spielzeugwaffen hantierten, militärische Kommandos riefen und salutierten. Der Vorstand der Moschee sei in die Vorstellung nicht eingebunden gewesen, hieß es hinterher. Der Verband beschreibt sich selbst als "politisch neutral".
Auch die Probleme mit einigen Ditib-Imamen - denen Spitzeltätigkeiten für die türkische Regierung vorgeworfen wurde - seien "keine Barriere, die eine Kooperation mit Ditib für alle Zeit ausschließt", sagte Mayer. Sein Ministerium sei aber gefordert, Qualitätsstandards einzufordern. "Wir müssen wissen, wer bei uns lehrt und predigt."
Die türkische Religionsbehörde Diyanet entsendet für die 960 Ditib-Moscheegemeinden Imame nach Deutschland und bezahlt sie auch. Kritiker sehen in dem Verband den verlängerten Arm von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Sie sehen sich auch durch Nachrichten wie diese bestätigt: Der Generalsekretär Bekir Alboga wird bei der Parlamentswahl im Juni für Erdogans APK kandidieren.
Keine Anklage erhoben
Ermittlungen gegen mehrere Ditib-Geistliche wegen der Spitzelvorwürfe waren im Dezember eingestellt worden. Wie die Bundesanwaltschaft damals mitteilte, sah sie bei sieben Männern zwar einen hinreichenden Tatverdacht. Da diese aber Deutschland mit unbekanntem Ziel verlassen hätten, könne keine Anklage gegen sie erhoben werden.
Die Geistlichen wurden verdächtigt, Informationen über Anhänger der Gülen-Bewegung gesammelt und an das türkische Generalkonsulat in Köln berichtet zu haben. Die Türkei macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich.
Video: Stasi-Imame in Deutschland?