Münchhausen-Check Kardinal Meisner und die "Pille danach"

Kardinal Joachim Meisner: "Daraus ergeben sich ethische Konsequenzen"
Foto: Oliver Berg/ dpaHintergrund der Debatte ist der Fall einer jungen Frau. Sie war im Dezember 2012 nach einer Vergewaltigung in katholischen Kliniken abgewiesen worden, weil die Ärzte dort laut einer Richtlinie keine "Pille danach" verschreiben durften. Dafür war die Kirche heftig kritisiert worden.
Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner hatte sich in der Vergangenheit mehrfach deutlich gegen Abtreibung ausgesprochen und betont, dass die Kirche die Position des absoluten Lebensschutzes vertrete. Er sei sich bewusst, dass das wie in dem Fall der jungen Frau zu "unerträglichen Entscheidungssituationen" führen könne.
Der Kardinal sagte nun, er habe seine Ansicht zu dem Medikament geändert. Ihm sei deutlich geworden, dass unter dem Namen "Pille danach" unterschiedliche Wirkungen zusammengefasst werden.
In der Original-Erklärung Meisners heißt es:
"Aus gegebenem Anlass habe ich mich mit Fachleuten über die Frage der Verordnung der sogenannten 'Pille danach' beraten. Dabei wurde deutlich, dass darunter unterschiedliche Präparate mit unterschiedlichen Wirkprinzipien zu verstehen sind, deren Wirkungen und Nebenwirkungen sich in der wissenschaftlichen Diskussion immer weiter klären. Daraus ergeben sich ethische Konsequenzen.
Wenn nach einer Vergewaltigung ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Verhinderung einer Zeugung ist, mit der Absicht eingesetzt wird, die Befruchtung zu verhindern, dann ist dies aus meiner Sicht vertretbar.
Wenn ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Nidationshemmung ist, mit der Absicht eingesetzt wird, die Einnistung der bereits befruchteten Eizelle zu verhindern, ist das nach wie vor nicht vertretbar, weil damit der befruchteten Eizelle, der der Schutz der Menschenwürde zukommt, die Lebensgrundlage aktiv entzogen wird ."
Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Bündnis 90/ Die Grünen) äußerte sich positiv über die, wie sie sagte, "klarstellenden Worte des Erzbischofs". Sie müssten für alle katholischen Kliniken in Nordrhein-Westfalen Signalwirkung haben . Die von Steffens begrüßte 'Klarstellung' entpuppt sich bei näherem Hinsehen allerdings als politisches Wunschdenken.
Kardinal Meisner stellte nicht ohne Grund die ethische Absicht heraus, mit der die "Pille danach" verabreicht wird. Denn die von ihm genannten Wirkprinzipien lassen sich zwar ethisch voneinander abgrenzen, in der praktischen Anwendung aber kaum.
Mediziner jedenfalls wundern sich über die Erklärung des Kardinals. Auf dem deutschen Markt sind als 'Pille danach' nämlich nur Produkte erhältlich, die nicht nur Befruchtung oder den Eisprung der Frau verhindern, sondern auch bereits befruchtete weibliche Lebenskeime vernichten. Genau das gilt Meisner freilich weiterhin als Sakrileg.
Fazit: Nimmt man als Arzt und Katholik die Worte des Kardinals und die Verantwortung im Sinne der katholischen Morallehre ernst, kann entgegen der Aussage von Ministerin Steffens von Klarheit keine Rede sein - die Unsicherheit bleibt.
Urteil: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis (5)