Mythos neuer Mann
Machen Sie eine gute Vaterfigur?
Er bringt die Kinder in den Hort, hilft im Haushalt und arbeitet Teilzeit - alle reden vom "neuen Vater". Doch wie oft gibt es den modernen Papa wirklich? Oder ist er nur ein Mythos? SPIEGEL ONLINE stellt sechs typische Vater-Modelle vor: Welcher sind Sie?
Elterngeld und Vätermonate haben nicht viel verändert in Deutschland. Männer verstehen sich weiter als Ernährer der Familie, haben Soziologen festgestellt. Veränderungen gehen sehr, sehr langsam. Die viel beschriebenen neuen Väter bilden nur eine Speerspitze.
Zwar nehmen inzwischen rund 24 Prozent der Väter Elternzeit. Aber drei Viertel von ihnen pausieren lediglich die Mindestzeit von zwei Monaten. Ein gern genommener zusätzlicher Urlaub - viel mehr ist das in den meisten Fällen nicht. Danach nimmt der allergrößte Teil seinen Job wieder auf wie vorher. Die Mütter dagegen durchlaufen große Veränderungen: Die allermeisten von ihnen kehren nach der Babypause höchstens in einen Teilzeitjob zurück.
Sind die "neuen Väter" als doch nur ein schöner Mythos? Wie sehen sich Deutschlands Papas 2011? Ein bisschen modern, ein bisschen altbacken, ein bisschen hin- und hergerissen? SPIEGEL ONLINE stellt sechs typische Vaterfiguren vor - wo erkennen Sie sich wieder? Klicken Sie sich durch.
In der Woche habe ich einfach nicht den Kopf für meine Kinder frei. Wenn ich abends von der Arbeit heimkomme, muss ich noch die Zeitung lesen und die Nachrichten schauen. Meistens möchte ich dann auch noch am Computer ein paar Dinge erledigen - und manchmal ehrlich gesagt einfach gar nichts mehr machen. Nur abschalten.
Viel mehr als Gute-Nacht-Sagen ist dann nicht drin. Weil meine Frau aber eine viel engere Beziehung zu den Kindern hat, fehlt den Kindern auch nichts. Am Wochenende nehme ich mir schon mal Zeit. Spielplatz, Schwimmbad, Zoo: Irgendwas unternehme ich mit ihnen. Manchmal sogar allein - dann hat meine Frau mal frei.
Bei uns sind die Rollen klar verteilt: Ich bringe das Geld nach Hause und meine Frau kümmert sich um den Haushalt und die Kinder. Das war auch von Anfang an so geplant - von uns beiden.
Ich will mich voll meinem Job widmen können und dabei wissen, dass meine Kinder gut versorgt sind und nicht den ganzen Tag bei fremden Menschen in der Kita oder im Hort sind. Außerdem bekommt meine Frau das auch besser hin. Wenn ich den Haushalt schmeißen müsste, wäre das gruselig. Ich hätte auch gar keine Lust dazu.
Außerdem ist sie viel geduldiger mit den Kindern. Mir gehen sie ehrlich gesagt manchmal auf die Nerven. Jetzt, wo die beiden schon etwas größer sind, mache ich auch mal etwas allein mit ihnen: Fußballspielen oder ins Kino gehen.
Ich wollte schon immer eine gleichberechtigte Partnerschaft. Meine Frau und ich haben das super hingekriegt. Wir haben beide eine Drei-Viertel-Stelle. So hat jeder auch noch Zeit für Kinder und Haushalt. Ich reiße mich nicht gerade ums Bügeln und ums Spülen, aber wenn es ansteht, dann mache ich auch das.
Morgens geht meine Frau zuerst aus dem Haus. Ich mache die Kinder fertig und bringe sie in die Kita und in die Schule. Das nervt schon hin und wieder, weil sie oft trödeln, aber mir ist der Alltag mit ihnen wichtig.
Mein Chef hat zunächst einen fürchterlichen Aufstand gemacht als ich in Teilzeit wechseln wollte. Aber inzwischen haben sich alle dran gewöhnt. Große Karriere werde ich so wohl nicht mehr machen. Aber ich habe die Entscheidung trotzdem noch keinen Tag bereut.
Es ist schon komisch. Ich sehe meine Kinder zwar jetzt seltener als früher - aber ich mache mehr mit ihnen. Ich habe sie jedes zweite Wochenende bei mir und einmal in der Woche mache ich eher Feierabend und hole sie nach dem Hort noch zwei Stunden.
Hätte ich vor der Scheidung nie gedacht, dass ich das hinkriege. Ich vermisse sie jetzt wirklich häufig und deshalb will ich das unbedingt durchhalten. Ich muss schon zugeben, dass ich mich früher an der einen oder anderen Stelle drauf verlassen habe, dass meine Frau das schon alles allein hinkriegt.
Wir wollten es anders machen als die anderen. Wir wollten beide arbeiten und uns beide um die Kinder kümmern. Aber so ganz hat es nicht hingehauen. Ich verdiene halt mehr als meine Frau.
Das Ungleichgewicht fing an als unser erstes Kind geboren wurde. Ich hab zwar drei Monate Elternzeit genommen, damit sie ein Jahr nach der Geburt einfacher wieder in den Job einsteigen konnte. Aber Teilzeit als Mann in meinem Unternehmen? Kann man vergessen. Und meine Frau wollte auch gern nur noch halb arbeiten, um Zeit mit dem Kind zu haben.
Jetzt ist sie gerade wieder in Elternzeit und wir überlegen momentan, ob sie nicht vielleicht noch ein oder sogar zwei Jahre länger zu Hause bleibt. Ich helfe ihr, so viel ich kann und gehe auch allein zu Elternabenden in der Kita.
Aber am Ende kann ich nicht so viel Zeit mit meinen Kindern verbringen wie ich eigentlich wollte. Das finde ich schade.
Komische Blicke kriege ich manchmal schon zugeworfen. Nicht, wenn ich mit dem Kinderwagen draußen unterwegs bin. Es ist ja inzwischen üblich, dass Väter das machen. Aber wenn ich im Gespräch erwähne, dass ich Haushalt und Kinder manage und meine Frau arbeiten geht, reagieren einige Leute komisch.
Wir haben das gemeinsam so entschieden. Vor allem die Zeit mit den Kindern ist mir wichtig. Deshalb bin ich noch lange kein Weichei, und meine Frau ist keine Rabenmutter. Ich kann das einfach besser als sie. Ich gebe zu, das führt manchmal zu absurden Situationen: Wenn meine Frau mit den Kindern allein zu Hause ist, dann bin ich immer unruhig. Ich frage mich: Macht sie auch alles richtig?
Zwei Bedingungen hab ich übrigens zu Anfang gestellt: Dass ich nicht bügele und nicht backe.