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Drohnenprojekte der Bundeswehr: Aufklärer, Datensammler, Waffenträger

Foto: SCHIEBEL/ AFP

Unbemannte Hubschrauber Bundeswehr plant den nächsten Drohnenkauf

Das Verteidigungsministerium will nach SPIEGEL-Informationen in aller Eile die nächste Drohnenbestellung aufgeben: Österreichische, unbemannte Helikopter sollen von Korvetten aus bei der Aufklärung helfen. Wie beim "Euro Hawk" ist unklar, ob die Fluggeräte überhaupt eine Zulassung bekommen.

Hamburg - Nach dem Aus für die Aufklärungsdrohne "Euro Hawk" müht sich das Verteidigungsministerium um rasche Fortschritte bei einem anderen Drohnenvorhaben. Bis Ende August soll nach Informationen des SPIEGEL ein Vertrag zum Kauf von unbemannten Hubschraubern des Typs "Camcopter" S-100 unterschriftsreif sein. Diese kurzfristige Vorgabe aus der Leitungsebene des Ministeriums haben die Prüfer des Wehrbeschaffungsamts in Koblenz vorigen Dienstag erhalten.

Die maximal 200 Kilogramm schweren Fluggeräte sollen auf Korvetten der Bundeswehr stationiert werden und von dort zu Aufklärungseinsätzen starten. Die aus Österreich stammenden Helikopter kosten insgesamt rund 30 Millionen Euro. Beim Wehrbeschaffungsamt sorgt die Eile des Ministeriums für Unruhe. Die Beamten befürchten, dass es wie beim "Euro Hawk" Schwierigkeiten bei der Zulassung geben könnte.

52 Abstürze in zehn Jahren

In einem internen Schreiben wiesen Experten schon 2010 auf große luftrechtliche Risiken für den rund drei Meter langen Helikopter hin. Zudem hat der Hersteller keine Zulassung als luftfahrttechnischer Betrieb, eine der Grundvoraussetzungen für eine Zertifizierung. Wie beim "Euro Hawk" drohen erhebliche Verzögerungen, weil der europäische Luftverkehr neu geordnet wird.

Die Bundeswehr muss inzwischen einräumen, bei anderen Drohnen Probleme gehabt und bereits Verluste erlitten zu haben. Ein Fluggerät vom Typ "Luna" war 2004 in einen Beinahezusammenstoß mit einem Airbus A300 bei Kabul verwickelt. Insgesamt 52 solcher Fluggeräte stürzten in den vergangenen zehn Jahren ab. Dies geht aus einer Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Paul Schäfer hervor. "Bei einer solchen Absturzquote ist jeder Drohnenflug lebensgefährlich für die Bevölkerung im überflogenen Gebiet", sagt der Parlamentarier. Die hohe Verlustrate scheint auch der Bundeswehr peinlich zu sein. 2011 hatte das Ministerium nur vier Abstürze in Afghanistan eingeräumt.

Die "Luna"-Drohne

Bereits auf einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) in Bonn war vor wenigen Tagen klargeworden, dass die Bundeswehr auch weiterhin auf Drohnen setzen wird. Die Teilnehmer waren sich weitgehend einig, dass auch die Bundeswehr bewaffnete Drohnen einführen wird. Die Frage sei nicht ob, sondern wann welches System komme.

Nach dem "Euro Hawk"-Debakel zeigte sich allerdings der deutsche Chef des europäischen Rüstungskonzerns EADS am Freitag abgeschreckt. Tom Enders kündigte an, die Entwicklung von Drohnen stoppen zu wollen und nannte die deutsche Debatte über das Drohnenprojekt absurd.

dba
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