Nach Wulffs Wahl-Marathon Deutsche erwarten schnelles Ende der Koalition

Die Zitterpartie bei der Präsidentenwahl hat das Vertrauen ins Überleben der Regierung Merkel erschüttert. Die Koalition wird bald scheitern - das glauben einer ARD-Umfrage zufolge fast zwei Drittel der Deutschen. Erstaunlich positiv sehen die Befragten plötzlich Christian Wulff.
Kanzlerin Merkel, Minister Westerwelle: Deutsche glauben an vorzeitiges Koalitions-Aus

Kanzlerin Merkel, Minister Westerwelle: Deutsche glauben an vorzeitiges Koalitions-Aus

Foto: Berthold Stadler/ APN

Christian Wulff

Bundespräsidenten

Angela Merkel

Regierungskoalition

Berlin - Die Wahl von zum verlief aus Sicht von Union und FDP alles andere als erwünscht: Erst im dritten Wahlgang erreichte der CDU-Politiker knapp die absolute Mehrheit - alle Stimmen aus dem Koalitionslager bekam er aber immer noch nicht. Das hat die Deutschen tief beeindruckt, ergab eine Umfrage im Auftrag der ARD-"Tagesthemen" am Mittwoch und Donnerstag. Zwei Drittel (68 Prozent) denken, dass dies eine Blamage für ist. Drei Viertel (77 Prozent) meinen, dass die Kanzlerin "ihre nicht mehr richtig im Griff hat".

Und fast zwei Drittel (62 Prozent) der Bürger sind der Meinung, dass die Koalition von Union und FDP nicht mehr lange halten wird. Nur 31 Prozent trauen der Bundesregierung einen Neustart zu.

Ein Stimmungswandel bei den Deutschen ist dagegen offenbar in der Einstellung zur Person Christian Wulff festzustellen: 72 Prozent halten ihn für einen guten Bundespräsidenten. Nur 13 Prozent denken, dass Wulff kein guter Bundespräsident wird. Frühere Umfragen hatten mehr Sympathien für den Gegenkandidaten Joachim Gauck ergeben.

Bewertung für Wulff: sympathisch, glaubwürdig, volksnah

Zur Einschätzung Wulffs befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap laut ARD 799 Wahlberechtigte bundesweit telefonisch, zu den anderen Punkten 1000. 58 Prozent der Deutschen denken demnach, dass am Ende mit Wulff der richtige Kandidat gewählt worden ist. Nur 35 Prozent finden, dass Joachim Gauck der bessere Präsident gewesen wäre. 79 Prozent der Befragten finden es gut, "dass diesmal ein jüngerer Kandidat in das Amt gewählt wurde".

Christian Wulff wird von den Bürgern sehr positiv bewertet. 82 Prozent halten ihn für sympathisch, 74 Prozent für glaubwürdig und 66 Prozent für volksnah. 80 Prozent sind der Meinung, dass Wulff Deutschland in der Welt gut vertreten kann. 64 Prozent denken, dass Wulff mit den Problemen der Bürger vertraut ist. 54 Prozent finden, dass Wulff die richtigen Themen anspricht. Dass Wulff über den Parteien stehen wird, glaubt allerdings nur weniger als die Hälfte der Deutschen (47 Prozent).

In der Sonntagsfrage (Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre...) gewinnt die Union im Vergleich zur Umfrage vom 15. Juni einen Prozentpunkt hinzu und kommt auf 33 Prozent. Die SPD kann ebenfalls um einen Punkt zulegen und erreicht 30 Prozent. Dies ist der beste Wert für die SPD seit Februar 2008. Die FDP liegt unverändert bei fünf Prozent. Die Grünen erreichen unverändert 17 Prozent. Die Linke verliert einen Punkt und kommt auf zehn Prozent.

Sonntagsfrage: 47 Prozent für Rot-Grün

Rot-Grün erreicht mit 47 Prozent den besten Wert im ARD-"Deutschlandtrend" seit Oktober 2002. Für die Sonntagsfrage hat Infratest dimap am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche 1624 Wahlberechtigte bundesweit telefonisch befragt.

An der Spitze der Beliebtheitsliste liegt weiterhin Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Mit seiner Arbeit sind 70 Prozent der Deutschen zufrieden (plus 2 gegenüber Mitte Juni). Auf Platz zwei folgt Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, mit deren Arbeit 60 Prozent der Deutschen zufrieden sind (plus 4). Auf Platz drei liegt Finanzminister Wolfgang Schäuble (54 Prozent, plus 6). Angela Merkel liegt mit einer Zustimmung von 43 Prozent (plus 3) in der Beliebtheitsliste weiter hinter SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier (53 Prozent, plus 10), SPD-Chef Sigmar Gabriel (46 Prozent, plus 5) und der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Renate Künast (45 Prozent, plus/minus 0).

Guido Westerwelle

Schlusslicht unter den Parteipolitikern ist FDP-Generalsekretär Christian Lindner, mit dessen Arbeit nur 17 Prozent der Deutschen zufrieden sind. Allerdings geben auch 45 Prozent an, Lindner nicht zu kennen oder beurteilen zu können. Lindner liegt damit hinter FDP-Chef . Mit dessen Arbeit sind 22 Prozent der Bürger zufrieden (plus 2).

wit/apn/ddp/dpa
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