SPIEGEL ONLINE

Nach Ausschreitungen Neonazis beenden Demo in Hamburg

Die Einwohner von Hamburg-Wandsbek können aufatmen: Die Neonazis, die am Samstag in dem Bezirk aufmarschiert waren, sind wieder weg. Bei einer Gegendemonstration war es zu Ausschreitungen gekommen. Müllcontainer brannten, Linksautonome bewarfen Polizisten mit Flaschen und Böllern.

Hamburg - Es ist vorbei, aber im Hamburger Bezirk Wandsbek wird man die Folgen wohl auch noch in den nächsten Tagen besichtigen können: Die Demonstration von Neonazis in Wandsbek ist am Samstagabend beendet worden. Etwa 700 Rechtsextremisten warteten am Bahnhof Hasselbrook auf ihre Abreise, sagte eine Polizeisprecherin. Das Verwaltungsgericht hatte die Veranstaltung bis 17.30 Uhr genehmigt. Es seien allerdings noch Gruppen von Gegendemonstranten in den Straßen, die von der Polizei beaufsichtigt werden müssten.

Gegendemonstranten aus der linken Szene hatten Beamte zuvor mit Steinen und Böllern beworfen, sie zündeten Barrikaden an, teilweise standen Rauchsäulen über dem Stadtteil. Acht Beamte wurden verletzt, es gab mindestens zehn Festnahmen, sagte die Sprecherin. Stadtweit waren 4500 Polizisten im Einsatz. Die Polizei rückte mit Wasserwerfern an, um die Flammen zu löschen. Augenzeugen sprachen von einem Bild wie "in einem Katastrophengebiet."

Am Vormittag hatten die Proteste friedlich begonnen. An einer Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in der Innenstadt beteiligten sich am Morgen bis zu 3000 Demonstranten, wie eine Polizeisprecherin sagte.

Fotostrecke

Neonazi-Aufmarsch in Hamburg: Friedliche Demonstranten, brennende Polizeiwagen

Foto: dapd

Die Teilnehmer trugen Transparente mit Aufschriften wie "Internationale Solidarität statt völkischem Wahn" und zogen zum Rathausmarkt, wo seit 11 Uhr eine große Kundgebung des Bündnisses "Hamburg bekennt Farbe" stattfindet. Die Kundgebung wird von allen wesentlichen politischen und gesellschaftlichen Gruppen in der Stadt, auch vom Hamburger Senat, unterstützt. Die Veranstalter erwarteten über 10.000 Teilnehmer. Umrahmt wird die Veranstaltung von einem bunten Bühnenprogramm, Kinder vergnügten sich auf einer Hüpfburg.

Gegen Mittag hielt Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) vor den Demonstranten eine Rede, in der er die Vielfalt der "Ankunftsstadt" Hamburg betonte. Diese Vielfalt sei "ein Schatz", der "gegen Intoleranz, Ressentiment und Rassismus" verteidigt werden müsse, sagte Scholz. Hamburg habe gelernt: "Auf uns allein gestellt, nur im eigenen Saft schmorend, wären wir bald am Ende", sagte der SPD-Politiker.

Schon in der Nacht brannten Polizeifahrzeuge

Für einige Polizisten aus Nordrhein-Westfalen, die zur Verstärkung nach Hamburg gekommen waren, verlief bereits die Nacht unruhig. Unbekannte zündeten gegen drei Uhr morgens acht von den Beamten auf einem Hotelparkplatz im Stadtteil Lemsahl-Mellingstedt geparkte Mannschaftswagen an. Eine Polizeisprecherin erklärte, bei dem anschließenden Brand seien zusätzlich drei Streifenwagen in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die Polizisten waren für die Dauer des Einsatzes in dem Hotel untergebracht worden. Die Beamten vermuten einen Zusammenhang zwischen der Tat und den Demonstrationen. Es gebe aber noch keine Hinweise auf die Täter, sagte die Polizeisprecherin.

cis/dpa/dapd
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten