Neue Studie Deutsche kriegen weniger Kinder als alle anderen Europäer

Schlechte Nachrichten für Familienministerin Ursula von der Leyen: Trotz Elterngelds und anderer Reformen sinkt die Geburtenrate in Deutschland weiter. Während die Menschen in ganz Europa wieder mehr Kinder kriegen, bleibt Deutschland Schlusslicht - und unterbietet sogar die Quote vom Vorjahr.
Kita-Kinder in Sachsen-Anhalt: Deutschlands Geburtenrate sinkt weiter

Kita-Kinder in Sachsen-Anhalt: Deutschlands Geburtenrate sinkt weiter

Foto: Z5556 Waltraud Grubitzsch/ dpa

Berlin - In keinem anderen EU-Land kommen so wenig Kinder zur Welt wie in Deutschland. Pro 1000 Einwohner wurden im vergangenen Jahr rechnerisch nur 8,2 Kinder geboren - in Irland waren es mehr als doppelt so viele. Das belegt eine Studie des europäischen Statistikamts Eurostat, die am Montag veröffentlicht wurde.

Die Zahl der Geburten in Deutschland war demnach im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2007 leicht rückläufig, hieß es aus Brüssel - 2007 betrug die Quote noch 8,3 Neugeborene auf 1000 Einwohner.

Besonders bitter: In keinem anderen EU-Land gab es dieses Mal einen Rückgang der Geburtenzahlen. Dabei lag Deutschland auch 2007 schon auf dem letzten Platz unter den 27 Mitgliedsländern - und bestätigt damit jetzt sogar einen Negativtrend.

Der Erhebung zufolge stieg europaweit die durchschnittliche Zahl der Neugeborenen pro 1000 Einwohner um 0,3 auf 10,9. Insgesamt kamen EU-weit 5,4 Millionen Babys zur Welt.

Der demografische Wandel in Deutschland spiegelt sich in den alarmierenden Zahlen wider. Denn weil Deutschland nicht nur die geringste Geburtenrate, sondern auch die höchste Sterbeziffer hat, schrumpft die Bevölkerung hierzulande weiter.

10,3 Sterbefälle pro 1000 Einwohner zählte die Bundesrepublik 2008 - im Jahr zuvor waren es noch 10,1. Damit sind in Deutschland im vergangenen Jahr 844.000 Menschen gestorben. Dem stehen nur 675.000 Neugeborene gegenüber. Zum Vergleich: Europaweit lag die Sterberate stabil bei 9,7 auf 1000 Einwohner.

Das Saldo: Im Jahr 2008 sank in Deutschland die Einwohnerzahl auf 82,1 Millionen. Das sind rund 168.000 weniger als im Jahr zuvor. In anderen großen europäischen Staaten wurde zum Teil ein kräftiger Bevölkerungszuwachs verzeichnet, in Frankreich um 368.000 auf 64,4 Millionen, in Spanien um 545.000 auf 45,8 Millionen, in Italien um 434.000 auf 60,1 Millionen und in Großbritannien um 441.000 auf 61,6 Millionen.

Die Zahl der Einwohner der Europäischen Union stieg laut Eurostat auf rund 500 Millionen Einwohner. Für Anfang Januar diesen Jahres ergab sich den Rechnungen zufolge eine exakte Zahl von 499,8 Millionen Einwohnern. Ein Jahr zuvor lag die Zahl bei 497,7 Millionen.

Die Zunahme um 2,1 Millionen ist vor allem auf die Einwanderung (1,5 Millionen) und zum kleineren Teil auf den Geburtenüberschuss (600.000) zurückzuführen.

Den höchsten Geburtenanstieg gab es in Litauen, wo 10,4 Geburten pro 1000 Einwohner gezählt wurden - ein Anstieg um 0,8 im Vergleich zu 2007.

amz/dpa/Reuters/AP
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