Airbus 350 für die VIP-Flotte Neuer Regierungsflieger wird nach Kurt Schumacher benannt

Langstreckenflieger der "Weißen Flotte": In Hamburg wird heute der erste neue A350 an die Flugbereitschaft der Regierung übergeben (Archivfoto)
Foto: Gregor Fischer / dpaDer neueste Flieger der Bundesregierung soll nach einem Gründungsvater der Bundesrepublik benannt werden. Nach SPIEGEL-Informationen einigten sich die beteiligten Ministerien in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen mit dem Kanzleramt, dass man den nagelneuen Airbus A350 nach Kurt Schumacher, dem ersten SPD-Vorsitzenden nach dem Zweiten Weltkrieg, benennen will. Der Jet wird am Donnerstag in Hamburg von der Lufthansa Technik an Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) übergeben.
Mit der Namensgebung folgt die Regierung einer Tradition. Schon die beiden bisherigen Langstreckenjets der Flugbereitschaft waren nach den Gründungsvätern Konrad Adenauer (CDU) und Theodor Heuss (FDP) benannt worden. Mit dem Kontrahenten Adenauer und langjährigen Fraktionschef der SPD als Namensgeber für den modernsten der drei neuen Regierungsjets, die maßgeblich von der Bundeskanzlerin, dem Bundespräsidenten und dem Außenminister genutzt werden, kommt nun auch die SPD richtig zum Zug.
Zwei weitere A350 sollen die Weiße Flotte modernisieren
Die Übergabe des A350 in Hamburg ist nur der Startschuss für eine grundlegende Modernisierung der pannengeplagten Flugbereitschaft. So bekommt die sogenannte Weiße Flotte in den nächsten Jahren noch zwei weitere Großraumjets vom gleichen Typ. Sie werden die Namen der bisher eingesetzten A340 der Bundesregierung übernehmen, die dann ausgemustert werden. Nach einer regelrechten Pannenserie hatte Finanzminister Olaf Scholz (SPD) Mitte 2019 rund 1,7 Milliarden Euro für neue VIP-Jets lockergemacht.

A350 der Lufthansa beim Start (Archivfoto)
Foto:Christof Stache/ AFP
Ganz neu ist der Name Schumachers nicht für die Flugbereitschaft. Bereits seit 1991 fliegt ein A310 der Luftwaffe unter dem Namen des legendären SPD-Politikers. Allerdings wurde der frühere Flieger von DDR-Politiker Erich Honecker, den die Bundeswehr 1991 übernahm, nie mit einer VIP-Kabine ausgestattet oder wie die anderen Regierungsflieger weiß lackiert. Stattdessen transportiert die bisherige "Kurt Schumacher" mehrmals die Woche Soldaten in den Auslandseinsatz.
Der Unterschied zum Airbus A350 könnte nicht größer sein. Der Jet gilt als einer der modernsten überhaupt. Für die Bundesregierung hat Lufthansa Technik eine spezielle Kabine mit einem Konferenzraum, einer Lounge, bequemeren Sitzen, mehr Sanitärräumen und einer großen Küche eingebaut. Später soll der Jet auch mit einer Raketenabwehranlage ausgestattet werden, die für Reisen in Krisengebiete wichtig ist. Zudem ist der Jet mit Internetanschlüssen und Technik für verschlüsselte Kommunikation ausgerüstet.
Bundeswehr bekommt zusätzlich mehrere Mittelstreckenflugzeuge
Neben den drei Langstreckenjets bekommt die Bundeswehr in den kommenden Jahren noch mehrere neue Mittelstreckenflugzeuge. Auch diese sollen nach SPIEGEL-Informationen erstmals die Namen von früheren Politikern tragen, dazu wird regierungsintern gerade ein Konzept erarbeitet. Da besonders der frühere Außenminister Dietrich Genscher oder Altkanzler Helmut Kohl als die ersten echten Vielflieger gelten, werden ihren Namen immer wieder genannt.
Ganz einsatzbereit ist der neue A350 allerdings noch nicht. Nach der Übergabe in Hamburg soll der Jet, der später mit der taktischen Kennung "10+03" fliegen wird, militärisch zugelassen werden. Insider rechnen damit, dass der Flieger ab Oktober startklar ist. Allerdings wird die Regierungsflotte wegen der Corona-Einschränkungen derzeit sehr viel weniger als sonst genutzt, denn auch die Staats- und Regierungschefs haben viele ihre regelmäßigen Treffen in Videokonferenzen umgewandelt.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde Erich Honecker als DDR-Regierungschef bezeichnet. Der Politiker bekleidete zwar Spitzenämter der DDR, war jedoch nie Regierungschef. Wir haben die Stelle angepasst.