Neujahrsansprache Merkel schwört Deutsche auf harte Zeiten ein

Neujahrsansprache: Merkel schwört Deutsche auf harte Zeiten ein
Foto: JOHN MACDOUGALL/ AFPBerlin - Überschäumenden Optimismus kann man Angela Merkel in ihrer Neujahrsansprache wirklich nicht attestieren. Im Gegenteil, die Bundeskanzlerin stimmt die Deutschen auf eine schwierigere Wirtschaftslage 2013 ein. Sie wisse, dass viele Menschen "auch mit Sorgen in das neue Jahr gehen", sagte die Kanzlerin in ihrer Neujahrsansprache laut dem vorab veröffentlichten Redetext.
"Und tatsächlich wird das wirtschaftliche Umfeld nächstes Jahr nicht einfacher, sondern schwieriger", sagte sie. "Das sollte uns jedoch nicht mutlos werden lassen, sondern - im Gegenteil - Ansporn sein."
Die Deutschen bräuchten für ihren Wohlstand und ihren Zusammenhalt die richtige Balance, so die Kanzlerin weiter. Die Bereitschaft zur Leistung sei ebenso notwendig wie soziale Sicherheit für alle. "Wie wichtig diese Balance ist, das zeigt uns auch die europäische Staatsschuldenkrise." Diese sei noch längst nicht überwunden - auch weil die Welt aus der vergangenen Krise von 2008 nicht genug gelernt habe. "Doch nie wieder darf sich eine solche Verantwortungslosigkeit wie damals durchsetzen."
In der sozialen Marktwirtschaft sei der Staat der Hüter der Ordnung. "Darauf müssen die Menschen vertrauen können." Die beschlossenen Reformen würden zu wirken beginnen. Viel Geduld sei aber auch weiterhin nötig.
Positive Beispiele aus der Forschung
Immer wieder streute Merkel in ihrer Rede Geschichten von Menschen ein, deren Beispiel sie im vergangenen Jahr habe aufhorchen lassen. Da ist der fast taube Zehnjährige, der mit einem hochmodernen Implantat zum Musikfan geworden ist. Oder der Fall einer jungen Frau, die dank mitwachsender Herzklappenprothesen ein normales Leben führen und sogar Sport treiben kann.
Die Forschung bringe Deutschland nicht nur solche persönlichen Triumphe, sondern auch reichlich Arbeitsplätze. "Wenn wir etwas können, was andere nicht können, dann erhalten und schaffen wir Wohlstand", sagte Merkel.
Deshalb werde so viel wie nie zuvor in Bildung und Forschung investiert und Deutschland zu einem der modernsten Energiestandorte der Welt umgebaut. Die Bundesrepublik werde auf den demografischen Wandel vorbereitet, zudem würden die Staatsfinanzen in Ordnung gebracht. "Diese Ziele leiten uns auch 2013", fügte die Kanzlerin hinzu.
Merkel würdigte zugleich das Engagement vieler Menschen in der Bundesrepublik. "Es sind Freunde und Nachbarn, die Initiative ergreifen oder einen Missstand beheben", sagte Merkel. "Es sind die Familien, die sich Tag für Tag liebevoll um ihre Kinder und um ihre Angehörigen kümmern. Und es seien "Gewerkschafter und Unternehmer, die gemeinsam für die Sicherheit der Arbeitsplätze arbeiten".
Die Kanzlerin erinnerte zugleich an den Einsatz von Soldaten, Polizisten und zivilen Helfern an den Feiertagen. "Denken wir gerade in dieser Stunde auch an die, die für unsere Sicherheit sorgen, hierzulande und fern der Heimat." Sie leisteten ihren Dienst unter großen persönlichen Opfern. "Ich weiß von meinen Gesprächen mit ihnen, wie viel es ihnen bedeutet, wenn wir zu Hause an sie denken."
Schließlich rief die Regierungschefin die Bürger doch noch zur Zuversicht für 2013 auf. "Lassen Sie uns gemeinsam auch das neue Jahr zu einem Jahr machen, in dem wir einmal mehr unsere größten Stärken unter Beweis stellen: unseren Zusammenhalt, unsere Fähigkeit zu immer neuen Ideen, die uns wirtschaftliche Kraft gibt."