Die Lage am Freitag Liebe Leserin, lieber Leser,

im Abgasskandal wird heute möglicherweise erstmals ein Volkswagenmitarbeiter in den USA zu einer Haftstrafe verurteilt. Der Ingenieur steht in Detroit vor Gericht. Er soll die US-Behörden über den Einbau der Betrugssoftware in Dieselautos getäuscht haben. Nun drohen ihm drei Jahre Haft. Vielleicht kommt der VW-Mann aber doch glimpflich davon, weil er frühzeitig ein Geständnis abgelegt hat und bei den Ermittlungen behilflich war.
In Wolfsburg dürften der frühere VW-Chef Martin Winterkorn und einige andere Herren von Volkswagen das Urteil sehr genau beobachten. Ein ehemaliger Winterkorn-Vertrauter belastet ihn laut SZ schwer: Winterkorn soll viel früher über den Betrug Bescheid gewusst haben. Klar ist: Wenn in den USA in der VW-Sache Haftstrafen verhängt werden, dürfte das auch für deutsche Gerichte eine Signalwirkung haben.
AfD jetzt bei zehn Prozent

Der Bundestagswahlkampf plätschert recht ereignislos vor sich hin, die Kandidaten spulen routiniert ihre Termine ab. Zu einer interessanten Frage dieser Wahl wird deshalb, wie die Rechtsausleger von der AfD abschneiden werden. In der neuen "Deutschlandtrend"-Umfrage der ARD legt die Partei um zwei Prozentpunkte auf zehn Prozent zu. Die Union büßt demnach einen Prozentpunkt ein (jetzt 38 Prozent), die SPD verliert zwei Prozentpunkte (22 Prozent). Die FDP gewinnt einen Punkt auf neun Prozent. Die Linke und die Grünen verharren bei neun beziehungsweise acht Prozent.
Anders gesagt: Bei diesem Ergebnis wäre die AfD aus dem Stand drittstärkste politische Kraft im Deutschen Bundestag.
Nerv-Faktor lahmes Internet

Kanzlerin Angela Merkel gefällt sich im Wahlkampf in der Rolle der Netz-Nerd-Kanzlerin. Sie besucht die Computerspielmesse, schaut bei Start-ups in Berlin vorbei und plaudert mit YouTubern. Sie macht viel Show, doch was steckt wirklich dahinter? Deutschland ist nach zwölf Jahren Merkel in Sachen Digitalisierung immer noch zweigeteilt: Der vielfach von Merkel und Co. beschworene Breitbandausbau kommt in manchen Regionen nur in Trippelschritten voran. Mein Kollege Martin U. Müller hat recherchiert, warum in Deutschland vielerorts Unternehmen und Bürger unter lahmen Internet-Verbindungen leiden müssen. Manches Land in Afrika steckt sich in Sachen Internet-Geschwindigkeit schon ehrgeizigere Ziele als Deutschland. Lesen Sie hier seinen Report.
Die jüngsten Meldungen aus der Nacht
- Thailand: Gericht will Haftbefehl gegen Ex-Regierungschefin erlassen
- Einwanderung: Kanada weist immer mehr Flüchtlinge aus
- "Maybrit Illner" zu Erdogan: Maximale Verschnarchung
Verlierer des Tages ...

... ist der frühere australische Premierminister Tony Abbott. Wie jetzt bekannt wurde, war er offenbar vor einigen Jahren vor einer wichtigen Parlamentsabstimmung so betrunken, dass er nicht daran teilnehmen konnte. Seine Mitarbeiter versuchten noch, ihn in den Plenarsaal zu bugsieren, doch es war unmöglich. Er habe mit zwei Kollegen am Abend einige Flaschen Wein getrunken, gestand Abbott reumütig. "Das Ganze hat sich dann etwas länger hingezogen."
Ich wünsche Ihnen einen schönen Freitag,
Ihr Roland Nelles