Die Lage am Samstag Einbrecherparadies Deutschland

Kennen Sie jemanden, bei dem kürzlich eingebrochen wurde? Wurde bei Ihnen kürzlich eingebrochen? Wahrscheinlich können Sie mindestens eine dieser Fragen mit Ja beantworten. Und dies ist eines der Themen, bei dem sich der persönliche Eindruck mit der Statistik deckt (was nicht immer so ist). Alle drei Minuten wird in Deutschland eingebrochen. Aber nur wenige dieser Taten werden aufgeklärt. Der SPIEGEL, der ab heute am Kiosk liegt, widmet diesem Thema seine Titelgeschichte. Wir haben eine kleine Gruppe von Redakteuren, die jede Woche Vorschläge für Titelzeilen macht. Diesmal hatten sie zwei großartige Einfälle: "Heimsuchung" und "Nicht zu fassen". Der eine zielt auf die persönliche Katastrophe, die jeder Einbruch ist, der andere auf das Staatsversagen. "Heimsuchung" steht auf dem Titel, "Nicht zu fassen" über der Geschichte.

Ende Dividende
Ein altes Thema kehrt zurück, die Aufrüstung. Nach Ende des Kalten Krieges hoffte die Welt auf eine Friedensdividende, auf wachsenden Wohlstand, weil die Militärausgaben sinken konnten. Nun rüstet die Nato wieder auf, vor allem im Osten Europas, weil man Putins Russland nicht traut. Konstantin von Hammerstein erklärt diese Wende im SPIEGEL und deckt auf, dass die Nato-Staaten selbstgesteckte Rüstungsziele nicht erreichen. Ich blieb am Wort Fulda Gap hängen, denn es schwebte drohend über meiner Jugend. Bei Fulda, hieß es, könne der Warschauer Pakt einfallen. Ich glaubte nicht daran und engagierte mich in der Friedensbewegung. Heute, las ich bei Hammerstein, wird das Suwalki Gap gefürchtet. Gibt es bald eine neue Friedensbewegung?

Obamas falsche Behauptung
Whistleblower Edward Snowden hätte nicht nach Russland fliehen müssen, er hätte sich den amerikanischen Behörden anvertrauen können. Das hat Präsident Obama behauptet. Im neuen SPIEGEL können Sie eine Geschichte lesen, die seine Worte widerlegt. Sie erzählt von John Crane (Foto), der lange im Pentagon gearbeitet hat, der dafür sorgen sollte, dass interne Whistleblower Aufmerksamkeit finden und gut behandelt werden. Er musste lernen, dass das Gegenteil der Fall ist und quittierte seinen Job. Es ist ein trauriger Satz, aber Snowden ist in Russland wohl besser aufgehoben als in den USA.

Menschen töten, Menschen erschaffen
Bei zwei Geschichten hat es mich schwer gegruselt. Die eine handelt vom Töten, die andere vom Erschaffen. Julia Jüttner erzählt von einem Serienmörder, der seine Opfer zerstückelte und zum Teil wohl auch aß. Jüttner konnte die Ermittler über mehrere Tage begleiten und gewann spannende Eindrücke von deren Arbeit. Johann Grolle schreibt in einem Essay über Forscher, die das menschliche Genom entschlüsselt haben und nun den nächsten Schritt gehen wollen: künstliches Leben erschaffen. Damit wird alles denkbar: das Ausschalten schwerer Krankheiten, der perfekte Soldat, das übelste Monster. Diese Nachfolger Doktor Frankensteins haben kürzlich ein Geheimtreffen abgehalten. Grolle findet dies zu recht bedenklich. Über diese Forschung kann nur öffentlich diskutiert werden.

Verlierer des Tages
Das ist, leider, leider, der FC Bayern München. Ich meine allerdings nicht das Pokalfinale heute Abend in Berlin gegen Borussia Dortmund. Da hoffe ich auf das Gegenteil (und bin zuversichtlich). Als Fan der Bayern ist man es gewohnt, zu den Bösen gerechnet zu werden, weil die Bayern für viele die Bösen sind. Allerdings waren sie in einer Hinsicht die nicht ganz so Bösen. Während des "Dritten Reiches" verhielt sich der Verein relativ anständig. Dachte ich. Dachten viele, weil es so erzählt wurde, von den Bayern selbst. Meine Kollegen Andreas Meyhoff und Gerhard Pfeil haben nun neue Forschungen ausgewertet und kommen zu der Erkenntnis: stimmt gar nicht. Der FC Bayern München hat sich mindestens so beflissen "arisiert" wie andere Vereine.
Im Video: SPIEGEL-Dokumentar Andreas Meyhoff über Bayern und die Nazis
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag, Ihr
Dirk Kurbjuweit, stellvertretender Chefredakteur DER SPIEGEL