
Die Lage am Abend Showdown in der Türkei

Guten Abend, die drei Fragezeichen heute:
Stichwahl in der Türkei – wieso gibt es so wenig Gewissheit über die Zahlen?
Karl Lauterbach unterwegs in Japan – weshalb hat er schon die nächste Pandemie im Blick?
Gravierende Mängel in deutschen Ställen – warum verbrennen jedes Jahr Tausende Tiere?
1. Wie eine Wahl zum Krimi wird

Präsident Recep Tayyip Erdoğan, Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu
Foto:Jeff J Mitchell / Getty Images; Getty Images
Zumindest das hier ist offiziell: Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan hat bei den Wahlen in der Türkei gewonnen, aber zu knapp. Weder er noch Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu haben im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen in der Türkei die absolute Mehrheit erreicht. Das bestätigte der hohe Wahlrat. Nun muss die Stichwahl Ende Mai entscheiden.
In dem Land geht ein Krimi weiter, von dem sich Tatort-Drehbuchautoren was abgucken können: Die einen (Anhängerinnen und Anhänger der Opposition) sind schon enttäuscht, die anderen (Erdoğan-Fans) sind schon in Feierlaune – allerdings könnten beide Reaktionen jeweils unberechtigt sein, schließlich steht das Finale noch aus. Dazu kommt, dass es bereits an diesen veröffentlichen Zahlen massive Zweifel gibt. Was von jenen Zahlen zu halten ist, die dann nach der erneuten Wahl am 28. Mai publik gemacht werden, ist vollends unklar.
Wegen der zu erwartenden innen- und außenpolitischen Auswirkungen gilt das Wahlspektakel in der Türkei als eines der weltweit wichtigsten in diesem Jahr. Erdoğan, inzwischen 69, ist seit 20 Jahren an der Macht. Seit der Einführung des Präsidialsystems hat er weitreichende Befugnisse, regierte in der Regel an den 600 Parlamentariern vorbei.
In unserer Videoanalyse diskutieren wir die Frage, ob noch einmal so viele Menschen an die Urnen strömen werden – und dröseln auf, was im Wahlkrimi bisher geschah.
Aus Ankara erklären Maximilian Popp und Özlem Topçu, warum so wenig Gewissheit über das Ergebnis besteht.
Auf unserer Übersichtsseite zur Präsidentschaftswahl in der Türkei erfahren Sie weitere News und Hintergründe.
2. Warum Lauterbach noch immer – oder schon wieder – an Pandemien denkt

Karl Lauterbach in Tokio
Foto:Taro Karibe / BMG
Karl Lauterbach sieht das ganz realistisch: »Für das, was ich vorgeschlagen habe, interessiert sich in Deutschland gerade kein Mensch.«
Jetzt, wo die Tage wieder wärmer werden und alle hinausschwirren, fühlt es sich endgültig so an, als gehöre Corona der Vergangenheit an. Corona, das ist der verregnete Winter, das ist der Lockdown, über den man heute nur noch müde lacht, das sind Impfungen, die die meisten von uns mittlerweile bekommen haben. In der Gegenwart beginnt die Biergartensaison.
Aber in der Gegenwart reist der deutsche Gesundheitsminister auch nach Japan. Er hat schon die nächsten Viren im Blick, wirbt beim Treffen der G7-Staaten in Nagasaki für einen Fonds zur Bekämpfung künftiger Pandemien und mehr Forschungsgelder zur Bekämpfung von Long Covid. In Deutschland haben viele diese Themen nicht mehr auf dem Schirm – dabei sind sie wichtiger denn je.
Meine Kollegin Milena Hassenkamp hat Lauterbach auf seiner Mission begleitet: bei seinem Touriprogramm in Tokio und dabei, wie er auf seine Kollegen anderer Staaten trifft. »Nachts hat Lauterbach noch schnell seine Rede umgeschrieben, geschlafen hat er wenig«, schreibt Milena. »Er sei froh, dass die deutschen Vorschläge so gute Resonanz bekämen, sagt er den Ministerkollegen in einer Sitzung. Wegen des Klimawandels werde es noch viele Pandemien geben, die Staaten müssten sich darauf vorbereiten.«
Er, der ewige Einzelkämpfer, der aber immerhin kämpft – während in Deutschland ganz andere Probleme auf den Minister warten.
Lesen Sie hier die ganze Reportage: Er hat schon die nächste Pandemie im Blick
3. Warum jedes Jahr Tausende Tiere verbrennen

Schweinestall im Landkreis Göppingen
Foto:Marijan Murat / dpa
In der SPIEGEL-Kantine wurde heute Schnitzel in der Parmesan-Eihülle serviert – und während ich mir das Stück Fleisch bei einem Lonely Desk Lunch klein geschnitten in den Mund schob, las ich die Recherche meiner Kollegen Maria Marquart und Nicolai Kwasniewski. In ihrem Text gehen sie der besonders für Fleisch-Esserinnen unangenehmen Frage nach, warum in Deutschland immer wieder Schweine, Puten und andere Masttiere in landwirtschaftlichen Ställen verenden. Wer die Antwort auf die Frage erfährt, überlegt sich das mit dem Fleischkonsum dann gleich wieder, denn: In Großbetrieben herrschen gravierende (Brandschutz-)Mängel, weswegen jedes Jahr Tausende Tiere einfach verbrennen. Das zeigt ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes Gutachten, das dem SPIEGEL vorliegt.
Man fragt sich: Stallbrände, die sind tragisch – aber passieren die denn so häufig?
Im Januar 2023 starben in Niedersachsen 3300 Ferkel, binnen weniger Tage hatte es in demselben Betrieb zweimal gebrannt. Im Juli 2022 brannte, ebenfalls in Niedersachsen, ein Stall mit 7500 Puten, die meisten Tiere verendeten.
Einzelfälle?
Keineswegs. Stefan Stein, Verwaltungsbeamter bei der Bundespolizei in Frankfurt am Main, hat Pressemeldungen von Polizei und Feuerwehr, Artikel in Zeitungen und im Internet gesammelt. Das Ergebnis: Im vergangenen Jahr registrierte Steins Team durchschnittlich mehr als acht Feuer am Tag, insgesamt 3099 Brände mit etwa 90.000 getöteten Tieren und 241 Millionen Euro Sachschaden.
Was heute sonst noch wichtig ist
Bremer Grünen-Spitzenkandidatin Schaefer kündigt Rückzug an: Die Spitzenkandidatin der Grünen zieht Konsequenzen aus dem Debakel ihrer Partei in Bremen. Am Montag erklärte Umweltsenatorin Maike Schaefer: Einer nächsten Landesregierung werde sie nicht mehr angehören.
SPD-Schiedsgericht weist Berufung gegen Schröder-Freispruch zurück: Gerhard Schröder darf in der SPD bleiben: Nach SPIEGEL-Informationen hat die Bundesschiedskommission der Partei Berufungen von zwei Ortsvereinen letztinstanzlich verworfen.
Hitler-Rede und »Sieg Heil«-Rufe in österreichischem Schnellzug abgespielt: Zwei Verdächtige sollen sich Zutritt zu den Sprechstellen verschafft haben: In einem ÖBB-Zug tönten Ausschnitte aus einer Hitler-Rede aus den Lautsprechern. Die Reaktion einiger Passagiere soll erschreckend gewesen sein.
Nachrichten und Hintergründe zum Krieg in der Ukraine
So können die Ukrainer Russlands Befestigungsanlagen überwinden: Putins Soldaten haben sich über den Winter eingegraben. Kiews Truppen bereiten den lang erwarteten Gegenangriff auf russisch besetzte Gebiete vor. Was jetzt auf dem Schlachtfeld möglich ist – die große Grafikanalyse .
Kreml und Wagner-Chef Prigoschin weisen Medienbericht über angebliches Verratsangebot zurück: Laut »Washington Post« soll Jewgenij Prigoschin der Ukraine Informationen über russische Einheiten angeboten haben, für einen Abzug ukrainischer Truppen aus Bachmut. Nun dementieren Wagner-Chef und Kreml.
Opposition sieht Hinweise auf Erkrankung Lukaschenkos: Seit Tagen zeigt das Staatsfernsehen in Belarus keine neuen Bilder von Diktator Lukaschenko, auch einem wichtigen Festakt blieb er erstmals seit 29 Jahren fern. Ein Oppositionspolitiker hält ihn für ernstlich erkrankt.
Hier finden Sie alle aktuellen Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine: Das News-Update
Meine Lieblingsgeschichte heute...
…steht im aktuellen SPIEGEL. Es geht darin eigentlich um bloß eine kleine Angelegenheit, der Musiker Danger Dan braucht ein neues Klavier, weil das alte nicht mehr taugt. Er fährt durch die Stadt, um das kaputte Teil zur Reparatur zu bringen – damit er noch was zum Musikmachen hat, bis das neue Klavier geliefert wird.
Während dieser Ausfahrt aber kommt Danger Dan in Gedanken. Darüber, ob er glücklicher war, bevor er als Liedermacher große Bühnen gefüllt hat, darüber, was wirklich gut ist am Erfolg. Meine Kollegin Nora Gantenbrink war dabei, sie zeigt mit ihrem Text: Manchmal muss man Menschen einfach eine Autofahrt lang zuhören, um etwas über den Zustand der Welt zu erfahren.
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: »Ab 300 kommen die Idioten«
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen
»Sich 90 Minuten am Stück perfekt zu konzentrieren, schafft man nur auf Drogen«: E-Mail ohne Anhang verschickt, Frist vergessen: Wie verpeilt Menschen sind, lässt sich messen. Warum manche stärker betroffen sind und wie man Tagträume zügelt, erforscht Psychologieprofessor Sebastian Markett .
So schützen Sie sich vor Schockanrufen: Die Tochter muss in den Knast, wenn keine Kaution hinterlegt wird! Mit solchen Schockgeschichten erbeuten Betrüger jedes Jahr mehrere Millionen Euro. Wie Sie die Masche erkennen – und richtig reagieren .
»Für Männer ist gutes Aussehen eine Option, für Frauen ein Muss«: Die Zahl der plastisch-ästhetischen Eingriffe steigt. Autorin Anuschka Rees sagt, was Corona und die Body-Positivity-Bewegung damit zu tun haben. Und sie verrät, wie wir uns vom Schönheitswahn befreien können .
Was heute weniger wichtig ist
Eine Runde rummeckern: Darauf hatte Guildo Horn offenbar Lust, er hat sich zum deutschen Abschneiden beim Eurovision Songcontest geäußert. Er fühle sich »an unsere aktuelle Fußballnationalmannschaft erinnert« und sei dafür, das viele Geld, das für den ESC draufgeht, besser zu investieren, zum Beispiel in den Bau neuer Kitas. Thomas Gottschalk hat gleich hinterhergemeckert, auch er: nicht zufrieden mit dem deutschen Ergebnis. Gottschalks Urteil: »Wir werden vom Rest Europas doch inzwischen verarscht.«
Mini-Hohlspiegel

Von der Website des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags, Shz.de
Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.
Cartoon des Tages

Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.
Illustration: Klaus Stuttmann
Und heute Abend?
…wird mal wieder Sport gemacht, aber keine Sorge, kein zweistündiges Ausdauertraining. Das Gute am Yoga: Man muss sich nicht bis an den Rand des Kreislaufzusammenbruchs joggen, hat seinem Körper aber, wenn man fertig ist, unglaublich wohltuenden Sport angetan.
Wir haben seit Kurzem eine neue Reihe auf der Seite – für alle, die Yoga machen, aber sich unsicher sind, ob sie dabei richtig vorgehen. Yogalehrerin Julia Wadhawan macht Übungen vor, die Spaß bringen, und erklärt, was hinter den Kulissen der indischen Lehre steckt. Wir sind sehr dankbar, dass Julia sich für diese Reihe sogar auf ihre Matte gestellt hat, um uns die einzelnen Übungen genau vorzumachen – damit bei mir und bei Ihnen zu Hause auch wirklich nichts schiefgeht.
Heute auf dem Plan: vier Tipps für Grundlagen, auf die Sie immer achten können – und so mehr von jeder Yogaklasse haben.
Einen entspannten Abend wünscht Ihnen
Ihre Nike Laurenz, stellvertretende Ressortleiterin Leben