
Die Lage am Morgen Trump hat Ärger mit seinen Fans

Liebe Leserin, lieber Leser, guten Morgen,
heute geht es um Donald Trump, der Ärger mit seinen Anhängern hat, um das geplante Telefonat zwischen Wladimir Putin und Joe Biden zur Ukrainekrise – und um das Urteil gegen die Epstein-Vertraute Ghislaine Maxwell.
Trump sagt die Wahrheit – und wird abgestraft
Dass die reale Welt und die Welt der Unterstützer von Amerikas Ex-Präsident Donald Trump zumeist völlig getrennt voneinander existieren, ist aktuell wieder einmal zu erleben: Fast unbemerkt von der normalen Welt erlebt Trump unter seinen Fans gerade einen regelrechten Shitstorm. Paradox: Er wird dafür abgestraft, dass er ausnahmsweise die Wahrheit gesagt hat.

Ex-Präsident Donald Trump
Foto: Shannon Stapleton / REUTERSDer Grund sind mehrere Interviews, in denen Trump sich rund um Weihnachten für das Impfen gegen Covid-19 starkgemacht hatte. Unter anderem hatte Trump mitgeteilt, dass er selbst bereits geboostert sei. Die Impfungen würden sehr gut wirken, so Trump. »Aber einige Leute nehmen sie nicht. Diejenigen, die sehr krank werden und im Krankenhaus landen, sind alle ungeimpft.«
So klar hatte sich Trump bislang nie zu den Impfungen positioniert, denn unter seinen Fans wimmelt es von Verschwörungsanhängern, die die Impfkampagne der Regierung ablehnen und sogar mit dem Holocaust vergleichen.
Nun bekommt der Ex-Präsident für seine Ehrlichkeit die Quittung: Seit Tagen laufen die sozialen Medien in den USA über mit empörten Reaktionen von enttäuschten Trump-Fans. Der Name Trump werde künftig mit »dem reinen Teufel« in Verbindung gebracht werden, schimpfte der rechtsradikale Radiomoderator Alex Jones, sonst eigentlich ein Unterstützer der Trump-Bewegung. Trump müsse sehr aufpassen, dass er nicht als »Joseph Mengele 2.0 in die Geschichte eingeht«. Eindringlich rief Jones Trump zur Umkehr auf, sonst werde er für immer als »Monster« und »Kindermörder« in Erinnerung bleiben.
Ob Trump zum erneuten Kurswechsel bereit ist, darf indes bezweifelt werden. Er will die Impfkampagne offenkundig als seinen Erfolg verkaufen und hofft, so bei den nächsten Wahlen wieder mehr moderate Wähler für sich gewinnen zu können. Offenbar hat er erkannt: Allein mit den Verrückten ist in den USA keine Wahl zu gewinnen.
Telefonat im Ukraine-Poker
US-Präsident Joe Biden und Russlands Staatschef Wladimir Putin wollen heute erneut über die Ukrainekrise sprechen. In Washington heißt es, das Telefonat diene der Vorbereitung der für den 10. Januar geplanten amerikanisch-russischen Gespräche in Genf. Die Initiative für das Telefonat sei von Putin ausgegangen.
Was das Gespräch bringen soll, ist indes offen. Putin zockt in dieser Runde mit hohem Einsatz. Er hat bereits gut 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren lassen, es ist kaum vorstellbar, dass er sie nun ohne echte Gegenleistung des Westens wieder abziehen wird. Seine Forderungen liegen auf dem Tisch: Er will unter anderem, dass die Nato eine Mitgliedschaft der Ukraine für alle Zeiten ausschließt.

Russische und US-Flagge (Symbolbild)
Foto: ALEXANDER NEMENOV / AFPJoe Biden auf der anderen Seite kann Putin in Wahrheit nicht wirklich entgegenkommen, ohne schrecklich schwach zu wirken. Er dürfte deshalb versuchen, Putins Kompromissbereitschaft auszuloten. Auch wird er vermutlich erneut Drohungen aussprechen. Schon bei dem letzten Gespräch der beiden Präsidenten Anfang Dezember hatte Biden Putin für den Fall einer Invasion harte Sanktionen angekündigt.
In den USA wächst derweil der Druck auf Biden: Etliche Republikaner verlangen sofortige und massive Waffenlieferungen an Kiew. Dies schließt nicht nur weitere Panzerabwehrraketen vom Typ »Javelin« ein, sondern auch Luftabwehrsysteme und spezielle Raketen zur Bekämpfung von russischen Kriegsschiffen am Schwarzen Meer. Auch in Bidens eigener Partei, bei den Demokraten, fordern sie inzwischen eine harte Linie. Der Abgeordnete Seth Molton verlangt, Biden solle »schnell reagieren« und durch eine Ausweitung der Waffenlieferungen an die Ukraine deutlich machen, dass Russlands Armee mit massiven Verlusten rechnen müsste, wenn sie tatsächlich angreifen würde.
Gigantische Omikron-Zahlen
Die rasche Ausbreitung der Omikron-Mutante sorgt für immer neue Rekorde bei den Infektionszahlen: Großbritannien meldet mit 183.037 Neuinfektionen einen neuen Höchststand. Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Veran sprach vor Abgeordneten von 208.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden in seinem Land, der Anstieg sei »schwindelerregend«. Auch in den USA türmt sich eine neue Coronawelle auf, die Zahl der Neuinfektionen liegt hier nach Angaben der Seuchenbehörde CDC bei etwa 240.400 pro Tag. Allein im Bundesstaat New York stieg die Zahl der Fälle um 64 Prozent – in nur 24 Stunden.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
Foto: Omer Messinger / AFPIn Deutschland steht die Zahl der Neuinfektionen derweil bei gut 40.000, was verhältnismäßig niedrig erscheint. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei etwas über 200. Allerdings sind die Zahlen laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit Vorsicht zu genießen. Er geht von einer deutlich höheren Anzahl an Corona-Neuinfektionen als offiziell ausgewiesen aus. Die tatsächliche Inzidenz seit etwa zwei- bis dreimal so hoch. Grund hierfür sind wohl unter anderem Verzögerungen bei der Meldung von Zahlen aus den Gesundheitsämtern wegen der Ferien und Feiertage.
Lauterbach appellierte an die Bevölkerung, Silvester vorsichtig zu verbringen, um zusätzliche Infektionsketten zu vermeiden. »Bitte feiern Sie in ganz kleiner Runde und gefährden Sie sich nicht gegenseitig.« Die ausgewiesene Inzidenz »unterschätzt die Gefahr, in der wir uns derzeit befinden«.
Verliererin des Tages…

Jeffrey Epstein, frühere Partnerin Ghislaine Maxwell
Foto: JOHANNES EISELE / AFP…ist Ghislaine Maxwell, 60, die langjährige Vertraute des verstorbenen Multimillionärs Jeffrey Epstein. Sie ist von einer Jury in New York wegen Sexualverbrechen in fünf von sechs Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die Anklage hatte ihr vorgeworfen, Epstein beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch von Minderjährigen geholfen zu haben. Maxwell droht eine Haftstrafe von bis zu 65 Jahren, das Strafmaß wird von dem Gericht zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.
Eine interessante Frage ist nun, ob Maxwell möglicherweise doch noch mit den Ermittlern kooperiert. Gegen mehrere zum Teil prominente Männer, die an Epsteins systematischem Missbrauch von Minderjährigen beteiligt gewesen sein sollen, gibt es bislang keine Anklage in den USA. Maxwell könnte dabei helfen, sie zu überführen, um so eine Verkürzung ihrer Haft zu erreichen.
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Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.
Ihr Roland Nelles