Die Lage am Dienstag Liebe Leserin, lieber Leser,

zunächst eine Warnung: Es wird heute sehr heiß, in Teilen Deutschlands bis zu 38 Grad, in den nächsten Tagen* könnte es sogar noch wärmer werden. Ich empfehle: viel Wasser trinken, in den Schatten, Fenster auf und Ventilatoren an - und kein Sport am Nachmittag. Die Hitze ist ungewöhnlich und kommt ungewöhnlich früh im Jahr. Sogar die bisherige Rekordtemperatur für den Juni (38,2 Grad im Jahr 1947) könnte laut den gestrigen Prognosen des Deutschen Wetterdienstes übertroffen werden.
Ist das noch Wetter oder schon Klimawandel? Im Einzelfall lässt sich das immer schwer beantworten, aber: Die Häufung von Hitzewellen und die Zunahme von Hitzerekorden, wie wir sie seit einigen Jahren erleben, ist nach Meinung der meisten Experten bereits ein Ausdruck des Klimawandels. Wir müssen uns also voraussichtlich daran gewöhnen, mit extremen Wetterlagen umzugehen - und auch mit Hitze.
Will Trump die Palästinenser kaufen?

Donald Trump wäre gern der Präsident, der schafft, was noch keiner geschafft hat: Frieden zwischen Israelis und Palästinensern. Seit seinem Amtsantritt arbeitet sein Schwiegersohn Jared Kushner daran, dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen - und heute soll der erste Teil vorgestellt werden: bei einem Workshop in Bahrain. Kurz gesagt sollen die Palästinenser mit Investments in Höhe von 50 Milliarden Dollar in Gaza, dem Westjordanland sowie den Nachbarländern gelockt werden - auf diese Weise soll ein neues Singapur entstehen, verspricht der 136 Seiten umfassende Plan allen Ernstes (mehr dazu erfahren Sie hier).
Von besetzten Gebieten, einer Zweistaatenlösung oder dem Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser ist in dem Papier hingegen nirgends die Rede - das sind aber die Fragen, die am Ende entscheidend sind. Das lässt befürchten, dass Trumps Unterfangen jetzt schon zum Scheitern verurteilt ist, selbst wenn im Herbst irgendwann der zweite, politische Teil des Deals vorgestellt werden soll.
Egal ob sich Trump mit den Palästinensern, Iran oder Nordkorea befasst - stets scheint er zu glauben, dass man Menschen und Politiker allein mit der Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg überzeugen kann. So twitterte Trump etwa im Februar: "Mit kompletter Denuklearisierung wird Nordkorea schnell eine Wirtschaftslokomotive werden." Und: "Der Vorsitzende Kim wird eine weise Entscheidung treffen!" Diese Art von Vulgärdiplomatie funktioniert manchmal bei Kindern, aber man löst damit eher nicht die kompliziertesten Konflikte der Welt. Kein Wunder also, dass die palästinensische Führung dem Treffen in Bahrain heute fernbleiben will. Man kann mit Geld eben doch nicht alles kaufen.
Polen muss Justizreform zurücknehmen
Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg hat Signalwirkung: Demnach verstößt die polnische Justizreform gegen EU-Recht. Die rechtsnationale PiS-Regierung wollte mit der Reform fast die Hälfte aller Obersten Richter in Zwangsrente schicken - und auf diese Weise wohl missliebige Richter loswerden. Seit Jahren befindet sich die polnische Regierung mit den meisten anderen EU-Staaten im Konflikt über die Reform. Das Urteil des Obersten EU-Gerichts ist nicht nur für Polens Regierung eine schwere Niederlage, sondern wird auch Ungarns Ministerpräsident Orbán kaum gefallen - er stand in der Auseinandersetzung fest an der Seite Warschaus. Ein Sieg ist das Urteil dafür für all jene EU-Staaten, die in Polen Rechtsstaatlichkeit und Demokratie gefährdet sehen.
Nordmazedonien drängt in Berlin auf EU-Beitritt

Der nordmazedonische Präsident Steve Pendarovski ist heute in Berlin und besucht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Der Mann aus Skopje will vor allem für eine baldige Aufnahme seines Lands in die EU werben, wie er unserem Mitarbeiter Keno Verseck erzählte. Das Land hat dafür bereits einiges getan - und sich nach Jahrzehnten mit Griechenland im Namensstreit geeinigt, der die Aufnahme des Landes in die EU und in die Nato bisher verhindert hatte. Eigentlich sollten die Beitrittsverhandlungen im Juni starten, doch sie wurden verschoben - und bis das Land EU-Mitglied ist, kann es noch lange dauern.
Absturz zweier deutscher Kampfjets

Zwei "Eurofighter" sind über Mecklenburg-Vorpommern kollidiert, ein Pilot ist dabei gestorben, der zweite überlebte verletzt. Zeugen wollen einen Feuerball in der Luft gesehen haben. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat gestern noch die Absturzstelle besucht. Wie konnte es dazu kommen? Die Unfallursache ist noch unklar. Hier erfahren Sie alles darüber, was man bisher über das Unglück weiß.
Verlierer des Tages...

... ist Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU. Nachdem der Europäische Gerichtshof die ursprünglich als "Ausländermaut" bekannt gewordene Wahlkampfidee seiner Partei endgültig gestoppt hat, will Scheuer nun Österreich verklagen: Der Minister hält es für rechtswidrig, dass einige Landstraßen in Tirol für durchreisende Lastwagen und Privatautos gesperrt wurden - weil die Regierung ihre Dörfer vor Blechlawinen schützen will. Scheuers Klagedrohung wirkt revanchistisch. Sie ist eine Frechheit gegenüber den Bewohnern von Dörfern, die von Durchreisenden verstopft werden.
Das Hauptproblem sind zudem nicht die Durchreisenden zum Gardasee, sondern der Güterverkehr. Bei diesem Thema sitzt Deutschland im Glashaus: Während die Nachbarländer Österreich und Schweiz Dutzende Milliarden Euro teure Bahnprojekte bereits fertiggestellt haben oder gerade bauen, die dem Ziel dienen, den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, kommt Deutschland seinen Verpflichtungen nicht nach. Zubringerstrecken, die es längst hätte bauen müssen, sollen erst in der Mitte des übernächsten Jahrzehnts fertig werden. Immerhin: Scheuer kann nur klagen, wenn CDU und SPD im Kabinett zustimmen - das ist eher unwahrscheinlich.
Die jüngsten Meldungen aus der Nacht
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Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Herzlich,
Ihr Mathieu von Rohr