
Die Lage am Morgen Wer hält noch zu Putin?

Liebe Leserin, lieber Leser, guten Morgen,
heute geht es um ein mögliches Treffen zwischen Wladimir Putin und Xi Jinping, um die anstehenden Zinserhöhungen der Zentralbanken in den USA und Europa – und um Elon Musk, der nicht mehr ganz so reich ist.
Putin sucht Freunde
Nein, gut läuft dieser Krieg auch weiterhin nicht für Russlands Präsident Wladimir Putin. Die Amerikaner wollen laut Berichten bald schon Flugabwehrraketen vom Typ Patriot an die Ukraine liefern. Aus Angst vor kritischen Fragen sagt der Kremlchef seine traditionelle Pressekonferenz zum Jahresende ab. Und bei einer internationalen Konferenz in Paris einigen sich mehrere Staaten darauf, die Ukraine in diesem Winter mit zusätzlichen Soforthilfen im Wert von einer Milliarde Euro zu unterstützen.

Wladimir Putin
Foto: Mikhail Metzel / dpaUm seine Stimmung aufzuhellen, will sich Putin nun offenbar unbedingt bald wieder mit seinem wichtigsten »Freund« treffen, Chinas Präsident Xi Jinping. Aus dem Kreml hießt es laut Medienberichten, dass es noch vor Jahresende einen Gipfel mit den beiden Staatschefs geben könnte. Über das genaue Format ist noch nichts bekannt.
Ob das Treffen mit dem Chinesen Putin viel bringen wird, ist indes ungewiss. Wir erinnern uns: Nachdem es anfangs so ausgesehen hatte, als würde China Putin bei seinem Krieg unterstützen, zeigt Xi Putin inzwischen mehr und mehr die kalte Schulter. Nach Einschätzung von westlichen Diplomaten geht Putin dem Chinesen auf die Nerven. Er sieht in dem Russen demnach vor allem einen Störenfried, der die Welt mit seinem Angriff auf die Ukraine in Unordnung bringt.
Pech für den Kremlchef: Indiens Regierungschef Narendra Modi, anfangs auch eher im Lager der Putin-Versteher, zeigt sich inzwischen ebenfalls distanzierter. Er soll ein geplantes Treffen mit Putin abgesagt haben. Der Kreml nannte die ganze Sache nun ein »Missverständnis«, was immer das heißen mag.
Immerhin, Putins Kumpel, der Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, tut noch so, als sei er auf seiner Seite. Er lässt seine Armee aktuell wieder einmal zu einem Manöver auffahren. Bisher hat sich Belarus aus dem Krieg aber herausgehalten.
Nach Gefangenenaustausch: Waffenschmuggler wird Volksheld
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Die jüngsten Entwicklungen: Im Osten der Ukraine toben weiter schwere Kämpfe. Die neuseeländische Armee ist aufgefordert, die Beseitigung von Minen zu unterstützen. Und: Selenskyj bittet um 50 Millionen Glühbirnen. Der Überblick.
Wie Russland die Ukraine in die Dunkelheit bombt: Die Kremlarmee will die Ukrainer durch gezielte Attacken auf die Strom- und Wärmeversorgung zermürben. Satellitenbilder zeigen das Ausmaß der Zerstörung.
»Kinder werden vor ihren Eltern vergewaltigt«: Marta Havryshko forscht zu kriegsbedingter sexueller Gewalt – der »effektivsten Waffe«, wie sie sagt. Hier spricht die ukrainische Historikerin über Russlands Terror und Berichte, die sie nur unter Tränen lesen konnte.
Heldenreise, Höllenfahrt: Dramatische Dunkelheit trifft auf perfekte Ausleuchtung: Der Besuch der US-Talker-Legende Letterman beim ukrainischen Präsidenten ist ein Gipfeltreffen – und ein Lehrstück über »Soft Power«.
Sie schien mit jedem Tag schuldiger zu werden: Im Juni treffe ich die Altkanzlerin zum ersten großen öffentlichen Gespräch seit Ende ihrer Amtszeit. Wir reden vor allem über den Krieg.
Heizt die Kernfusion bald das Reihenhaus?
Es klingt wie Science-Fiction: Plasma wird zur Energiegewinnung eingesetzt, es verbraucht dabei weniger Energie, als es selbst erzeugt. Die Menschheit kann so endlos mit Strom versorgt werden, klimafreundlich und ressourcenschonend. Fossile Energien wie Öl oder Gas, aber auch die klassische Atomkraft mit ihren radioaktiven Abfällen, wären obsolet.
Nun sind Forscherinnen und Forscher in den USA diesem Traum ein Stück nähergekommen. Am Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien haben sie unter Laborbedingungen die Kraft der Sonne reproduziert. Das ist ein Meilenstein bei der Erforschung der Kernfusion und wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit gefeiert.

Energieforschungsanlage in Kalifornien
Foto: Damien Jemison / APWie so oft bei solchen Durchbrüchen gibt es aber auch eine Schattenseite. Bis die Technik so weit ist, um damit die bisherige Energieerzeugung zu ersetzen, dürfte es noch dauern. Wie lange, mag niemand so richtig vorhersagen. So viel kann man aber auch ohne wissenschaftlichen Sachverstand klarstellen: Vor Weihnachten wird es mit der Bestellung des Kernfusionsreaktors fürs Reihenhaus wohl eher nichts mehr. Damit wir diesen Fortschritt allesamt erleben können, müsste vermutlich vorher erst noch die Pille gegen das Altern erfunden werden. Apropos, wie ist da eigentlich der Stand der Dinge?
Zukunft der Energiegewinnung: Wissenschaftler erzielen Durchbruch in der Kernfusion
Fed und EZB vor nächster Zins-Entscheidung
Die Chefs der US-Notenbank Federal Reserve werden heute wahrscheinlich eine weitere Zinserhöhung für die USA verkünden. Erwartet wird eine Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte. Die Fed will mit den immer neuen Erhöhungen die Inflation im Land eindämmen, tatsächlich scheint das Mittel zu wirken. Neue Daten legen nahe, dass sich die Inflation in den USA abkühlt: Sie lag im November bei 7,1 Prozent. Im Oktober betrug der Wert noch 7,7 Prozent.

Fed-Chef Jerome Powell
Foto: ELIZABETH FRANTZ / REUTERSInsgesamt wächst nun die Zahl der Optimisten, die glauben, dass die Notenbanker mit ihrer Zinspolitik eine sogenannte weiche Landung (soft landing) hinbekommen. Will heißen: Die Inflation geht zurück, ohne dass die Fed mit den Zinserhöhungen eine Rezession in den USA auslöst.
Das wäre nicht nur für die Amerikanerinnen und Amerikaner eine gute Nachricht, sondern auch für die Europäer. Wenn die Wirtschaftslokomotive in den USA weiter rund läuft, kann sie auch die Europäer mitziehen.
Am Donnerstag dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem eigenen Zinsschritt folgen. Wie hoch dieser ausfallen wird, ist noch unsicher. Aber auch in der Eurozone ist die Inflation im November leicht zurückgegangen.
Vor Notenbank-Sitzung: US-Inflation fällt überraschend auf 7,1 Prozent
Manuela Schwesig im Gespräch
An diesem Donnerstag um 18 Uhr diskutiert Melanie Amann, SPIEGEL-Chefredaktion, mit Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, über Energiekrise, Inflation, den Krieg in der Ukraine und ihr Verhältnis zu Russland. Wenn Sie mögen, können Sie als Abonnentin oder Abonnent das Interview im Livestream verfolgen und auch selbst Ihre Fragen stellen.

Manuela Schwesig
Foto: IMAGO/Bernd ElmenthalerDie Veranstaltung ist exklusiv für Abonnent:innen, aber wir verlosen zehn freie Zugänge. Interessenten schreiben an: info@events.spiegel.de, Betreff: Der SPIEGEL im Gespräch. Einsendeschluss: Mittwoch, 14.12. bis 12 Uhr. Wer bereits Abonnent:in ist, kann sich hier anmelden.
SPIEGEL-Abonnenten befragen Spitzenpolitiker: Wie schlimm war 2022, Frau Schwesig?
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Verlierer des Tages…

Elon Musk
Foto: DADO RUVIC / REUTERS… ist Elon Musk. Der Tesla-Chef und Twitter-Eigentümer ist laut einer Auflistung des Magazins »Forbes« nicht mehr der reichste Mann der Welt. Dieser Titel gebührt nun Bernard Arnault, dem Gründer und Eigentümer des französischen Luxusmarkenkonzerns LVMH.
Natürlich hält sich das Mitleid für Musk in Grenzen, der Mann verfügt immer noch über ein geschätztes Vermögen von 178,6 Milliarden Dollar. Bernard Arnaud und seine Familie sind 188,6 Milliarden US-Dollar reich.
Musks Abstieg in der Liste ist wohl vor allem auf die Talfahrt der Tesla-Aktie zurückzuführen. Insgesamt ist die Aktie des Unternehmens seit Jahresbeginn um 58 Prozent gefallen. Laut der Nachrichtenseite »Axios« gibt es bei Tesla-Aktionären Unmut darüber, wie Musk sich bei seiner Neuerwerbung Twitter aufführt. Dort spielt Musk bekanntlich den wilden Mann. Er verschreckt mit seinem grotesken Stil Nutzer, Mitarbeiter und Werbekunden gleichermaßen.
Übrigens: Der Erfinder Nikola Tesla, nach dem Musk seine Automarke benannt hat, lebte am Ende seiner Tage in New Yorker Hotels und hinterließ vor allem unbezahlte Rechnungen. Wenn das mal kein böses Omen ist.
Die jüngsten Meldungen aus der Nacht
Einzelhandel verliert 41.000 Geschäfte in der Pandemie: Die Coronakrise hat viele Läden in Deutschland zur Schließung gezwungen. Und die Zahl könnte laut Handelsverband bald noch steigen – wegen der hohen Energiepreise.
Justizminister Marco Buschmann lehnt Verschärfung des Waffenrechts ab: Innenministerin Nancy Faeser hat nach der jüngsten Razzia im »Reichsbürger«-Milieu ein schärferes Waffenrecht angekündigt. Im Justizministerium ist man von dem Plan allerdings wenig angetan.
Joe Biden unterzeichnet Gesetz zum Schutz gleichgeschlechtlicher Ehen: Der US-Präsident hat ein Bundesgesetz unterzeichnet, das als Meilenstein im Kampf gegen Diskriminierung gilt. Zahlreiche Gäste waren geladen, Popikone Cyndi Lauper zeigte sich »sehr dankbar«.
Die SPIEGEL+-Empfehlungen für heute
Die Anti-China-Offensive der Ökostromer: Wirtschaft paradox: Windradhersteller wie Siemens fahren spektakuläre Verluste ein, mitten in der Energiewende. Nun soll es die Politik richten – und chinesische Konkurrenten aus dem Markt drängen.
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Vom Corona-Erklärer zum Pannenminister: Die Pandemie half ihm ins Amt, doch im Frühjahr sanken die Infektionszahlen und mit ihnen Karl Lauterbachs Zustimmungswerte. Auch, weil er immer wieder Fehler macht – Rückblick auf das Jahr des Gesundheitsministers.
Unberührte Natur? Reine Ingenieurskunst! Die Schaumkrone der Schöpfung, das größte Aquarium der Welt: Mit »Avatar« feiert James Cameron das Meer als 3-D-Erlebnis. Ein Ökoweckruf – entstanden an den schnellsten Rechnern Hollywoods.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.
Ihr Roland Nelles