Asyl Nicht nur Ukrainer, auch Syrer und Afghanen suchen vermehrt Schutz
Ein drastischer Anstieg von Asyl-Erstanträgen Geflüchteter aus dem Mittleren und Nahen Osten belastet deutsche Kommunen zusätzlich zur Fluchtwelle aus der Ukraine. Im Januar und Februar 2022 nahm das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) 29449 Erstanträge entgegen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 17299 gewesen – laut Bamf-Statistik eine Zunahme um gut 70 Prozent. Die meisten Antragsteller stammten aus Syrien (8598 Erstanträge, plus 23,3 Prozent), Afghanistan (5524 Erstanträge, plus 158,6 Prozent) dem Irak (3214 Erstanträge, plus 107,1 Prozent). Ein Grund dafür könnte im Wegfall von Reisebeschränkungen aufgrund der Coronapandemie liegen. »Wir müssen aufpassen, dass es jetzt keine Geflüchteten erster und zweiter Klasse gibt«, sagt der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), einer der Koordinatoren des Bündnisses »Städte sicherer Häfen«, einem Zusammenschluss aufnahmebereiter Kommunen. Beim Grundrecht auf Asyl sei allein der Fluchtgrund entscheidend, die Nähe zum Fluchtort dürfe nicht den Ausschlag geben. »Die Situation, in der nun Städte in Osteuropa sind, erleben Städte wie Palermo seit Jahren«, sagt Schubert. »Jetzt, da wir Fluchtbewegungen aus zwei Richtungen haben, rächt sich die vertane Zeit bei der Suche nach einem europäischen Verteilungsschlüssel.«