Es ist das erste klare Solidaritätssignal von Muslimen an koptische Christen: Die drei großen islamischen Organisationen in den Niederlanden haben angeboten, koptische Kirchen zu bewachen. "Wir wollen die Kopten vor al-Qaida beschützen", heißt es in einer Erklärung.
Koptische Kirche in München: Polizeischutz für Gotteshäuser in mehreren Ländern
Foto: Peter Kneffel/ dpa
Amsterdam - Auf dieses starke Zeichen des Zusammenhalts mussten Kopten viele Tage warten: Jetzt haben muslimische Verbände in den Niederlanden sich mit einem mutigen Signal hinter die christliche Glaubensgemeinschaft gestellt und angesichts der Drohungen islamischer Terroristen gegen koptische Kirchen die Bewachung der Gotteshäuser angeboten. Sie wollten die Kopten "vor der Bedrohung durch al-Qaida beschützen", erklärten die drei größten niederländischen Muslimorganisationen am Dienstag.
Das Angebot werde ernsthaft geprüft, sagte der Pastor der koptischen Kirche von Amsterdam. Die koptische Gemeinde sei dankbar dafür. Die Muslimverbände riefen Anhänger des Islam auf, Drohungen gegen Christen zu verurteilen: "Vor allem wir müssen das tun, denn al-Qaida behauptet im Namen des Islam zu handeln."
Die Polizei wurde wegen des blutigen Anschlags auf
Christen in Ägypten in der Neujahrsnacht und der Drohungen im Internet bereits angewiesen, die koptischen Kirchen in Amsterdam, Eindhoven und Utrecht zu bewachen. Sie waren auf einer Website von Terroristen als Ziel von Anschlägen um das koptische Weihnachtsfest am 7. Januar genannt worden.
Etwa 6000 der 16,5 Millionen Niederländer sind Kopten, mehr als eine Million sind Muslime. Auf der Internetliste mit Anschlagszielen stehen auch Kirchen in anderen europäischen Ländern -
auch hier wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.
In Deutschland werden die koptischen Gemeinden in Lehrte bei Hannover sowie die koptische Kirche in Frankfurt am Main von Polizisten beschützt. "Wir werden besonders bei der koptischen Weihnachtsfeier der Gemeinde am Donnerstag und Freitag verstärkt Präsenz zeigen", erklärte eine Sprecherin der Polizeidirektion Hannover.
"Wir haben Angst. Alle leben in großer Angst", sagte der koptische Diakon George Abdel Seed von der St. Athanasius Kirche im rheinland-pfälzischen Bitburg der Nachrichtenagentur dpa.
Das Bundeskriminalamt hatte bereits vor Weihnachten die Warnung weitergegeben, dass islamistische Terroristen im Internet zu Angriffen auf koptische Kirchen in Deutschland aufrufen. Der Sprecher des Bundeskriminalamts sagte am Montag, den Anschlag in Alexandria in der Neujahrsnacht nehme das BKA zum Anlass, nun seine "Gefährdungsbewertung" der Anschlagsdrohungen zu überprüfen, damit die Polizeien in den Ländern gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen könnten. In Deutschland leben rund 6000 koptische Christen.
Auch in Frankreich werden die Sicherheitsmaßnahmen ausgeweitet: Die Kontrollen in der Nähe der 19 koptischen Kirchen sollten für einige Zeit schärfer sein, teilte die französische Polizei mit. Eine ernstzunehmende Drohung gegen die rund 45.000 Kopten in Frankreich gebe es aber nicht. Seit dem Anschlag im ägyptischen Alexandria vergangene Woche geht die Polizei bereits Streife in der Nähe der koptischen Kirchen in Paris und dem Umland. Außerdem sollten nach Angaben aus Polizeikreisen am Dienstag Sicherheitssperren errichtet werden. Am Montag hatte ein Priester einer koptischen Kirche nahe Paris der Polizei Drohungen gemeldet, die ein Gemeindemitglied im Internet entdeckt hatte.