Möglicher Parteichef Walter-Borjans rät zu Verzicht auf SPD-Kanzlerkandidatur

Überraschender Vorstoß von Norbert Walter-Borjans: Im SPIEGEL eröffnet der Kandidat für den SPD-Vorsitz die Debatte, ob seine Partei überhaupt noch stark genug ist, um mit einem Kanzlerkandidaten anzutreten.
Norbert Walter-Borjans: "Eine Menge Möglichkeiten, über die man dann sprechen kann"

Norbert Walter-Borjans: "Eine Menge Möglichkeiten, über die man dann sprechen kann"

Foto: Kay Nietfeld/ DPA

Norbert Walter-Borjans, Kandidat für das Amt des SPD-Chefs, rät seiner Partei davon ab, in ihrer derzeitigen Verfassung einen Kanzlerkandidaten aufzustellen. "Ich glaube, ich würde erst mal dafür werben, dass wir einen Spitzenkandidaten aufstellen", sagte Walter-Borjans in einem SPIEGEL-Streitgespräch der zwei verbliebenen Teams im Rennen um den SPD-Vorsitz. (Das ganze Gespräch finden Sie ab 16 Uhr auf SPIEGEL.de.)

Er glaube nicht, "dass wir im Augenblick an dieser Stelle sind, einen Kanzlerkandidaten aufzustellen", so der frühere NRW-Finanzminister. Er rührt damit an ein innerparteiliches Tabu. Bislang gehörte es zum Selbstverständnis der Sozialdemokraten, mit einer offiziellen Kanzlerkandidatur ebenso wie die Union den Anspruch zu untermauern, den Regierungschef zu stellen. Kleinere Parteien wie Grüne, FDP oder Linke treten bislang hingegen traditionell lediglich mit Spitzenkandidaten an.

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Walter-Borjans ließ zudem durchblicken, dass unter ihm als SPD-Chef sein Konkurrent Olaf Scholz wenig Chancen auf die Kanzlerkandidatur hätte, sollte die Partei am Ende doch eine solche Kandidatur vergeben. Wenn er und Saskia Esken Vorsitzende würden, müsse man die Frage stellen: "Gibt es eine Alternative zu dem, wer es sich zutraut, also Olaf. Und wie könnte die aussehen?", so der 67-jährige Sozialdemokrat: "Ich würde zumindest sagen, dass diese Partei, anders als viele glauben, über eine Menge sehr qualifizierter Köpfe verfügt, über die man dann mal gemeinsam reden müsste."

Es gebe"eine Menge Möglichkeiten, über die man dann sprechen kann". Es gehe darum, wie man eine Neuausrichtung der SPD "auch personell glaubwürdig darstellen" könne.

Auf seine eigenen Ambitionen angesprochen, sagte Walter-Borjans, es müsse "nicht zwingend" einer der Vorsitzenden als Nummer eins im nächsten Wahlkampf antreten, aber die künftigen Parteichefs müssten "ein klares Wort mitreden können". Die Entscheidung dürfe nicht an den Vorsitzenden vorbeilaufen.

In dem am Montag aufgezeichneten Gespräch trat Walter-Borjans mit seiner Tandempartnerin, der Bundestagsabgeordneten Saskia Esken, gegen das andere vor der Stichwahl verbliebene Bewerberteam aus Bundesfinanzminister Olaf Scholz und der Brandenburgerin Klara Geywitz an. Es war das erste Aufeinandertreffen dieser Art, nachdem am vorvergangenen Samstag das Ergebnis der ersten Runde des Mitgliederentscheids verkündet worden war.

Das Kandidatenduell: Scholz, Geywitz vs. Walter-Borjans, Esken - ab 16 Uhr auf SPIEGEL.de

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