- • Nordkorea-Konflikt: USA halten an militärischer Option fest
- • Aufschlag im Pazifik: So weit flog Nordkoreas neueste Rakete
Sigmar Gabriel
Foto: Paul Zinken/ dpaIm Konflikt um die Atomwaffen und Raketentests Nordkoreas hat Bundesaußenminister Sigmar Gabriel direkte Gespräche mit dem isolierten kommunistischen Regime angeregt. "Dazu müssen drei Mächte gemeinsam an den Tisch: die USA, China und Russland", sagte der SPD-Politiker der "Bild"-Zeitung.
Es brauche "Visionen und mutige Schritte" nach dem Vorbild der Entspannungspolitik in den Zeiten des Kalten Krieges. Dem nordkoreanischen Machthaber müsse eine "eine andere Sicherheitsgarantie als die Atombombe" vor Augen geführt werden. Kim Jong Un sei "eben nicht irre", sagte Gabriel. "Er folgt einer kühl überlegten Strategie: Wenn er die Atombombe hat, dann - so denkt er - ist sein Regime gesichert. Weil sich niemand trauen wird, ihn zu bedrohen."
Gabriel plädierte zugleich dafür, die jüngst verhängten Strafmaßnahmen und deren Wirkung abzuwarten. "Sanktionen brauchen Zeit, bis sie wirken. Das haben wir am Beispiel Iran gesehen."
Die USA hatten am Wochenende die Führung in Pjöngjang erneut eindringlich gewarnt, dass ein Angriff auf sie oder Verbündete zur Vernichtung Nordkoreas führen würde. Kim zeigte sich weiter unbeeindruckt: Er will trotz härterer Uno-Sanktionen das Atomwaffenprogramm seines Landes vorantreiben und ein militärisches Gleichgewicht mit der Supermacht USA erreichen.
Erst am vergangenen Freitag hatte Nordkorea erneut eine Rakete über Japan hinweg gefeuert. Am Sonntag vereinbarten US-Präsident Donald Trump und sein südkoreanischer Kollege Moon Jae In während eines Telefonats, die Sanktionen gegen das isolierte Land zu verschärfen. Trump twitterte nach dem Gespräch, er habe sich bei Moon erkundigt, wie es "Rocket Man" ergehe - eine Anspielung auf "Raketen-Mann" Kim Jong Un.
Über Trumps Verhalten im Nordkorea-Konflikt hatte Gabriel vor rund vier Wochen gesagt, der US-Präsident bediene sich einer "unfassbar kriegerischen Rhetorik". Es bestehe die Gefahr, "dass solche Eskalationen mit der Sprache beginnen und mit einem Militäreinsatz enden." Auch gegenüber dem SPIEGEL hatte Gabriel gesagt, es gebe für den Konflikt keine militärische Lösung. Er verlangte von China, mehr Druck auf Nordkorea auszuüben. "Pjöngjang muss spüren, dass es jetzt mit dem verschärft aggressiven Provokationskurs wirklich keine Partner in der Welt mehr hat."
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Diktator Kim Jong Un betrachtet auf diesem undatierten Foto eine Langstreckenrakete - es soll sich um den Typ Hwasong 14 handeln. Das Modell kann angeblich Reichweiten von mehr als 6000 Kilometer erreichen.
Parade in Pjöngjang: In der nordkoreanischen Hauptstadt wird hier (am 6. Juli 2017) nach Angaben der staatlichen Medien der angeblich erfolgreiche Test einer Hwasong 14 gefeiert. Mit der hohen Reichweite könnte Territorium des Erzfeindes USA erreicht werden.
Eine Hwasong 12, angeblich aufgenommen Ende August in Nordkorea: Die Rakete hat eine geringere Reichweite als das 14-Modell. Die 12er soll jedoch bei dem neuerlichen Überflug über Japan am 15. September verwendet worden sein.
Diktator Kim und seine Generäle feiern einen erfolgreichen Raketentest. Die bisher am weitesten verbreitete Ansicht lautet, dass Kim seine Atomwaffen als eine Art Lebensversicherung betrachtet: Sie sollen die USA von einem Angriff abhalten und vielleicht auch Erpressungspotenzial in internationalen Verhandlungen bieten.
Abschuss von Raketen mit geringerer Reichweite: Das aber könnte ein gefährlicher Irrtum sein. Denn neben dieser klassischen Doktrin des garantierten Gegenschlags gibt es auch die der sogenannten asymmetrischen Eskalation: Ein Land, das seinem Gegner militärisch weit unterlegen ist, führt einen begrenzten nuklearen Erstschlag - um einen Krieg schon in der Anfangsphase zu stoppen.
Parade in Pjöngjang: Kim Jong Un weiß, dass er einen konventionellen Krieg gegen Südkorea und die USA nicht gewinnen kann. Sollte er zu der Überzeugung kommen, dass ein Angriff der USA unmittelbar bevorsteht, könnte er sich dem "Use it or lose it"-Dilemma gegenübersehen.
Flugkurve der jüngsten Testrakete: Das Geschoss wurde aus dem Umland der Hauptstadt Pjöngjang um 6.52 Uhr gestartet. Japans Regierungssprecher Yoshihide Suga sagte, es habe sich um kurz nach 7 Uhr morgens auf seiner ballistischen Flugkurve für zwei Minuten im japanischen Luftraum befunden. Danach sei es am Ende seines 3700 Kilometer langen Flugs vor der Südostküste der japanischen Insel Hokkaido in den Pazifik gestürzt.
Japans Premier Shinzo Abe: Das Land reagierte mit wütendem Protest auf die neue Provokation.
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