Panne mit Regierungs-Airbus Ich bin dann mal weg

Bundesfinanzminister Olaf Scholz ließ nach einer Flugzeugpanne seine Mitarbeiter auf Bali im Stich. Nur seine engsten und ranghöchsten Mitarbeiter durften ihn nach Hause begleiten.
Regierungsflugzeug "Konrad Adenauer" auf dem Flughafen von Nusa Dua, Bali

Regierungsflugzeug "Konrad Adenauer" auf dem Flughafen von Nusa Dua, Bali

Foto: Georg Ismar/ dpa

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), der sich gern als Kümmerer in allen Lebenslagen geriert, hat sich am Samstag weniger vorbildlich verhalten. Als feststand, dass seine Regierungsmaschine wegen, wie es hieß, "Nagerbefall", nicht abheben konnte, ließ er als erstes für sich und seine mitgereisten Staatssekretäre Jörg Kukies und Wolfgang Schmidt Heimflüge auf Linienmaschinen buchen. Danach brachten sich die mitgereisten Mitglieder seines Leitungsstabs in Sicherheit und alle Fachbeamten oberhalb der Referatsleiter.

Olaf Scholz auf der Jahrestagung des IWF und der Weltbank

Olaf Scholz auf der Jahrestagung des IWF und der Weltbank

Foto: MADE NAGI/EPA-EFE/REX/Shutterstock


In der Aufbruchshektik vergaß Scholz auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann über seine vorzeitige Abreise zu unterrichten. Der Notenbankchef wartete vergeblich auf den Finanzminister für die gemeinsame Abschlusspressekonferenz bei der Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds. Die bestritt Weidmann dann allein und wünschte dem zurückgebliebenen Journalistentross viel Erfolg beim Buchen der Heimflüge.

Die Pressebetreuung überließen Scholz und sein ebenfalls abgereister Sprecher Steffen Hebestreit der rangniedrigsten Mitarbeiterin der gesamten Delegation, die sie mit dem Auftrag zurückgelassen hatten, die Journalisten von der Berichterstattung über den Vorfall abzuhalten. Ihr gelang es, das gute Dutzend Journalisten auf den Heimweg zu bringen. Hebestreit rechtfertigte das Vorgehen auf Anfrage damit, dass die Reisestelle des Bundesfinanzministeriums "sehr eigenmächtig entschieden" habe.

Bundesbankpräsident Jens Weidmann allein bei der Abschluss-PK

Bundesbankpräsident Jens Weidmann allein bei der Abschluss-PK

Foto: Georg Ismar/ dpa

Dass es auch anders geht, bewies Bundeskanzlerin Angela Merkel vor acht Jahren. Damals strandete ein Regierungsflugzeug wegen eines Vulkanausbruchs erst in Lissabon, dann in Rom, anstatt in Berlin. Merkel verzichtete auf eine sofortigen Abflug mit Hubschrauber und blieb bei der Reisegruppe. Ihre Limousine begleitete den Bus, in dem der restliche Tross saß, über Land. "Wir bleiben zusammen, keiner wird zurückgelassen", sagte sie - und verpasste so einen Wahlkampfauftritt in Nordrhein-Westfalen.

Scholz ist nicht der erste SPD-Politiker, der auf Dienstreisen im Ausland mit dem Regierungs-Airbus "Konrad Adenauer" liegenblieb. Besonders hart traf es 2016 Frank-Walter Steinmeier, damals noch Außenminister. Dieser war auf dem Weg zum G7-Treffen im japanischen Hiroshima in der chinesischen Millionenmetropole Changsha gestrandet.

Nach Angaben des Piloten funktionierte damals ein kleiner Motor nicht mehr, der für die Spritversorgung erforderlich ist. Ein Ersatzteil gab es auf dem Flughafen nicht. Deshalb musste es von einem anderen chinesischen Flughafen besorgt werden.

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