Kanzlerkandidat der SPD Scholz verzichtet auf Schattenkabinett

Finanzminister und Kanzlerkandidat Olaf Scholz im Bundestag
Foto: TOBIAS SCHWARZ / AFPSPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz verzichtet nach SPIEGEL-Informationen im Wahlkampf auf ein sogenanntes Schattenkabinett. Normalerweise versammeln Kanzlerkandidaten in einem solchen Team Leute um sich, die später Kabinettsposten erhalten sollen.
Scholz halte davon wenig, weil aus Schattenministern selten echte Minister würden, heißt es aus seinem Umfeld. Schon Martin Schulz, 2017 Spitzenkandidat der SPD, hatte auf ein Schattenkabinett verzichtet.

Tödlicher Hass
Frauenfeindlichkeit im Internet nimmt zu. In offene und geschlossenen Foren fantasieren Männer davon, Frauen zu quälen, zu demütigen und zu vergewaltigen. Immer öfter überträgt sich die Gewalt in die Realität. Mörder und Terroristen töten, weil sie Frauen hassen. In einer SPIEGEL-Umfrage fordern Bundestagsabgeordnete schärfere Gesetze und berichten, wie Hass und Hetze gegen sie selbst dramatisch zugenommen hat.
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Das Willy-Brandt-Haus reduziert den Wahlkampf in diesem Jahr insgesamt. Um zehn Millionen Euro zu sparen, verzichtet die Partei auf zahlreiche Elemente. Auch wegen der Corona-Pandemie plant Scholz nur noch wenige Veranstaltungen auf Marktplätzen.
Dafür will die SPD in Onlinewerbung investieren. Auch seine Wahlkampftour plant Scholz vor allem online, mit »Townhall-Meetings«. Bis zum Sommer will er jeden Wahlkreis per Videoschalte besuchen und mit den Bürgerinnen und Bürgern sprechen.
Präsidium und Parteivorstand der SPD hatten Scholz bereits im vergangenen August als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl nominiert. Der Vorschlag kam von den Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Ihnen war Scholz im Team mit Klara Geywitz 2019 noch im Kampf um den SPD-Vorsitz unterlegen.
Von den im Bundestag vertretenen Parteien hat bislang nur die SPD einen Kanzlerkandidaten nominiert. Die Union will die Frage im Frühjahr klären, ebenso wie die Grünen.